NAGEL, HANNA
NAGEL, HANNA
1907
1975
Biografie

 
1907

am 10. Juni wird Johanna Eleonore Nagel als älteste Tochter des Großkaufmanns Johannes Karl August Nagel und seiner Ehefrau Bertha geborene Nuß, die vor der Ehe als Lehrerin gearbeitet hat, in Heidelberg geboren.

1919-1924

Besuch einer Mädchenschule in Heidelberg. Sie ist Linkshänderin und wird in der Schule auf rechts gedrillt. Privater Zeichenunterricht fördert ihre früh erkannte Begabung. Sechs Jahre erhält sie Klavierstunden am Konservatorium. Die Schule schließt sie mit der Mittleren Reife ab.  

1919

In Karlsruhe Zulassung von Studentinnen an der „Großherzoglichen Badischen Akademie“ (die im Folgejahr 1920 mit der „Kunstgewerbeschule“ zur „Badischen Landeskunstschule fusioniert), nach dem Protest der Malerin Fridel Dethleffs-Edelmann und drei weiteren Kommilitoninnen.

1924

Einjährige Buchbinderausbildung in Heidelberg

1925

In Oktober beginnt Hanna Nagel mit dem Studium in den graphischen Klassen an der “Badischen Landeskunstschule“ in Karlsruhe bei Wilhelm Schnarrenberger und Karl Hubbuch (1891-1979), der gerade Leiter einer Zeichenklasse geworden war. Hubbuch – 1924 als Assistent in die Lithographenklasse berufen – wurde 1928 zum Professor einer Malklasse ernannt. Als Emil Orlik-Schüler war er während seines Studiums in Berlin auch mit Rudolf Schlichter und George Grosz bekannt geworden. Seine politische Haltung findet Niederschlag in prononcierten Zeichnungen und Lithographien. Er wurde bekannt als aufmerksamer Pädagoge, der die Begabungen seiner Schülerinnen und Schüler erkannte und förderte.

1927

Im April wechselt Hanna Nagel von Hubbuch zu Hermann Gehri; im Wintersemester 1927/28 wird sie Meisterschülerin bei Walter Conz in der Graphikklasse.

1928

Eigenes Meisteratelier für Graphik und Radierung in der Akademie.

Hanna Nagel schafft bis ca. 1931 einen umfangreichen „feministischen“ Bilderzyklus, der die Unterdrückung der Frau durch den Mann thematisiert und kritisiert, nicht vor gewaltandeutenden Darstellungen im Kunstbetrieb, im Alltag und im Eheleben halt macht und schonungslos Stellung bezieht. 

1929

Hanna Nagel beendet die Ausbildung im Juli in Karlsruhe und geht nach Berlin in die Klasse von Emil Orlik an die “Vereinigten Staatlichen Schulen für freie und angewandte Kunst“ und zu Hans Meid, der Radierkunst unterrichtet. Meisteratelier. Orlik prophezeit ihr eine große Karriere und vergleicht ihre Fähigkeit mit der von Käthe Kollwitz. Sie lernt die Bildhauerin Renée Sintenis (1888-1965) und deren Mann, den Graphiker Emil Rudolf Weiß (1875-1942) kennen.

Im Dezember Verlobung mit ihrem Studienkollegen Hans Fischer (1906-1987), mit dem sie bereits in Karlsruhe zusammen studierte.

1930

Erste Ausstellungen mit Kollegen und der “Künstlerkameradschaft 34“ in Berlin.

Im Dezember Beteiligung an einer Ausstellung im Heidelberger Kunstverein.

1931

Im Oktober Beteiligung mit 12 Tuschzeichnungen an der Ausstellung “Frauen in Not“ im Haus der Juryfreien in Berlin. Am 15. Dezember heiraten Hanna Nagel und Hans Fischer in Berlin

1932

Im Januar schließt Hanna Nagel ihr Studium bei Orlik ab. Sie trifft Käthe Kollwitz, die ihre Arbeiten als “eigen und gekonnt“ bewertet.

1933

Bis 1943 Mitgliedschaft im Verein der Berliner Künstlerinnen und Beteiligung an den Ausstellungen.

Im September erhält Hanna Nagel den Rompreis der Deutschen Akademie. Im Oktober beginnt das 10 Monate währende Stipendium in der Villa Massimo in Rom; Hans Fischer begleitet sie bei dem Aufenthalt.

1934

Bis Juli im Meisteratelier der Villa Massimo in Rom, eine Zeit, die sie im Nachhinein immer als ihre glücklichste bezeichnet hat.

1935

Im April erhält sie den Dürerpreis der Stadt Nürnberg. In diesem Jahr erhält Hans Fischer den Rompreis der Deutschen Akademie für das Jahr 1936. Sie begleitet Hans Fischer von Oktober bis Juli 1936 nach Rom in die Villa Massimo. Dort entsteht die “Mythische Bildergruppe“ mit Themen aus den antiken Göttersagen. 

1936

Illustrationen für das Buch »Die Geige« von Rudolf Binding.

1937

Kasselpreis. Von Mai bis November Studienaufenthalt an der Kunstakademie in Kassel.

Auszeichnung mit einer Silbermedaille für Graphik auf der internationalen Weltausstellung in Paris.

1938

Geburt der Tochter Irene. Hanna Nagel lebt mit Irene die ersten Wochen in Heidelberg, dann wieder in Berlin. Irene Fischer-Nagel studiert später, nach einer Ausbildung zur Kinderkrankenschwester, wie die Eltern Malerei und Graphik und war als Werklehrerin an der Kunstakademie Karlsruhe tätig. Heute lebt sie als Malerin und Lyrikerin in Karlsruhe.

1940-45 

Hans Fischer wird im April zum Kriegsdienst eingezogen. Hanna Nagel bestreitet den Lebensunterhalt auch durch Fabrikarbeit und anatomische Zeichnungen für Biologiebücher. Die Kriegsjahre überlebt sie mit ihrer Tochter in Berlin, Heidelberg, Wimpfen, Isny und schließlich durch Evakuierung in Bleicherode/Thüringen.

1944/45

Große Teile ihres Werkes wurden in Berlin im Atelier und in Düsseldorf bei dem Galeristen Alex Vömel, der eine Ausstellung zusammengestellt hatte, durch Kriegseinwirkungen zerstört. 

Nach Kriegsende kehrt sie nach Heidelberg zurück. Ihren Lebensunterhalt verdient sie jetzt mit Illustrationen für Bücher. Bis zu ihrem Tod 1975 illustriert sie 110 Bücher.

1945/46

Entstehung des Zyklus “Fantasien zu 24 Chopin-Préludes“, bestehend aus 25 Zeichnungen, die zu den sogenannten “Dunklen Blättern“ zählen.

1946/47

Trennung von Hanns Fischer, der im November aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrt.

1951/52

Reisen nach Paris, Spanien und Italien.

1960

Joseph-E.-Drexel-Preis, Nürnberg, der seit 1957 für »herausragende Arbeiten auf dem Gebiet des Pressewesens im weitesten Sinne« verliehen wird.

1965

Reise nach Paris, Aufenthalt auf Ischia

1975

Am 15. März stirbt Hanna Nagel in Heidelberg an einem Krebsleiden.

1998

Der »Club der Präsidentinnen« von Baden-Württemberg in Karlsruhe (Bundesverfassungsgericht, Polizei, Regierung, Sozialgericht, Landesanstalt für Umweltschutz) vergibt ab diesem Jahr alljährlich den »Hanna-Nagel-Preis« an eine Künstlerin im Alter „über Vierzig“.

2007

Zum 100. Geburtstag richten Karlsruhe, Heidelberg und Freiburg Ausstellungen für Hanna Nagel aus. In Karlsruhe wird in der Städtischen Galerie eine umfassende Auswahl der frühen Arbeiten präsentiert (mit Katalog), zusammen mit Arbeitsbeispielen aller bisheriger “Hanna-Nagel-Preisträgerinnen“.

DAS VERBORGENE MUSEUM in Berlin zeigt eine Auswahl der frühen Werke 1926-1933 in Übernahme aus der Städtischen Galerie Karlsruhe.  

 

ERÖFFNUNG

Mittwoch, 15. August 2007 | 19 Uhr

Es sprechen 

Gisela Breitling
Das Verborgene Museum

Sylvia Bieber
Städtische Galerie Karlsruhe 

LAUFZEIT
16. August 2007 –  14. Oktober 2007

Gastveranstaltung
Mittwoch 19. September 2007 | 20.00 Uhr
Die Schauspielerin und Autorin Brigitte Röttgers (1943-2014) liest aus ihrer Gedichtsammlung "Drachentage" 

ÖFFNUNGSZEITEN
DO - FR 15 -19 h | SA - SO 12-16 h

STANDORT > ADRESSE 
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV

hat seine Tätigkeit seit dem 01. Januar 2022 eingestellt.

mehr erfahren Sie hier:

 

Einladungskarte zur Ausstellung

 

Zur Ausstellung liegt die Publikation vor:     
Hanna Nagel – Frühe Werke 1926-1933, mit Texten von Sylvia Bieber, Brigitte Baumstark, Heinz Fenrich,
Hg. Stadt Karlsruhe-Städtische Galerie 2007, 72 S., ca. 50 Abb. zum Preis von 9,- Euro.

 

 

AKTUELLE Rufnummer
+49 (0) 30 861 34 64

MAIL >  ADRESSE