ERNST, HELEN
ERNST, HELEN
1904
1948
Biografie

 

1904
Am 10. März wird Helen Margarete Valeska  in Athen als außereheliche Tochter von Otto Ernst (1862-1928), dem Sekretär des Kaiserlichen Konsulats Athen und seiner Haushälterin, der Verkäuferin Bernardine Ebermann (1873-1939) geboren.

1905-06 
Der Vater adoptiert Helene und findet die Mutter ab.

1907 
Aufgrund einer Strafversetzung des Vaters erfolgt die Übersiedlung in die Schweiz, dort besucht Helen die Elementar-Schule in Zürich. 

1916-19 
Strafversetzung des Vaters an die Preußische Gesandtschaft nach Stuttgart. Helene besucht die Evangelische Höhere Töchterschule.

1919/20
Nach der Versetzung von Otto Ernst an das Auswärtige Amt in Berlin erfolgt Helenes Schulwechsel auf das dortige Augusta-Lyzeum und macht dort die Abschlussprüfung. 

1920/21 
Am Lette-Verein Berlin macht sie ein Haushaltsjahr. 

1921/22 
Helen Ernst beginnt ihr Studium in der Modeklasse an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums in der Prinz-Albrecht-Straße bei Prof. Haas-Heye. 

1922-24 
Sie studiert an der Stattlichen Kunstschule Schöneberg, Leiter Prof. Georg Tappert, und macht ihren Abschluss als Zeichenlehrerin. 

1922 
Zusammentreffen mit ihrer als verschollen geglaubten Mutter, die in Braunschweig als Fabrikarbeiterin lebt. 

1924-31 
Lehrerin an der Kunstgewerbe- und Handwerker-Schule Berlin Ost, Andreasstraße, und an der Staatlichen Lehrerinnenausbildungsanstalt in Potsdam.

Daneben ist sie immer auch freiberuflich tätig: mit Zeichnungen für die Presse, als Graphikerin, als Kostümberaterin an der Reimann Schule, einer privaten Kunst- und Kunstgewerbeschule in Berlin-Schöneberg, als Modeberaterin für das Kaufhauses Karstadt und als Kostümzeichnerin für Berliner Theater. 

1926 
Besuch der Eröffnung des Bauhauses in Dessau. 

1929 
Erste Ausstellung in der Galerie Neumann-Nierendorf, Berlin. Sie heiratet den Bühnenbildner, Maler und Schriftsteller Wolf Hildebrand (HIL). Die Ehe wird 1931 geschieden. 

1931 
Helen Ernst tritt auf eigenen Wunsch aus dem Schuldienst aus. Sie wird Mitglied in der KPD, arbeitet für die Internationale Rote Hilfe, macht Pressezeichnungen für die Parteiorgane, wird Mitglied im Bund Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands (ARBKD), auch ASSO genannt. 

1931/32
Mit dem Graphiker Carl Meffert reist sie nach Fontana Martina am Lago Maggiore in die von Fritz Jordi gegründete Künstlerkolonie. Für die Zeitschrift „Fontana Martina“ macht sie zahlreiche Linolschnitte, die das Leben der Menschen dort thematisieren.

Sie besucht auch Zürich und Paris. Zurück in Berlin setzt sie sich verstärkt für die linke Bewegung ein. 

1933 
Helen Ernst wir im März von der Gestapo, die ihre Wohnung und die künstlerischen Arbeiten zerstören, verhaftet und bis Mai im Frauengefängnis in der Barnimstraße in „Schutzhaft“ genommen. Nach ihrer Entlassung geht sie aufs Land in die Nähe von Kiel. Hier folgt im Juli die erneute Verhaftung, sie sitzt bis Oktober im Gerichtsgefängnis in Kiel ein. Im Dezember geht sie nach Clatzow/Pommern. 

1934 
Im Haus von Pastor Sieg in Clatzow bleibt sie bis zum Sommer. Es entstehen neue Arbeiten, einen Teil schickt sie zu Ausstellungen in die Niederlande. In Berlin zeigt die Galerie Wolfgang Gurlitt in einer Ausstellung auch einige Arbeiten von Helen Ernst.

Sie emigriert mit dem Schiff in die Niederlande. Dort hat sie im Juli eine Einzelausstellung im Kunstsaal W. Wagenaar in Utrecht.

Im August sitzt sie Hans Grundig in Dresden Modell für ein Portrait, sie ist illegal in Deutschland.

Im Herbst zeigt die Kunsthandlung J. Aalderink in Amsterdam ihre Bilder und dann sind auch noch neue Arbeiten bei Wagenaar zu sehen.

Nach ihren Gefängniserfahrungen schreibt sie zusammen mit der niederländischen Schriftstellerin Eva Raedt-de Canter den Roman „Vrouwengevangenis“ (Frauengefängnis), der 1935 mit zahlreichen Illustrationen von ihr erscheint. 

1934-40 
Sie ist Mitarbeiterin bei den niederländischen Zeitschriften Vrijheid Arbeit Brood und Het Russland van heden; sie arbeitet für die Internationale Hilfe Schweiz. Sie illustriert Bücher von Heine, Korolenko, Gontscharow und Lermontow für den Verlag Wereldbibliotheek

1936 
Helen Ernst ist mit zehn Arbeiten an der Anti-Olymiade-Ausstellung „De Olymiade Onder Dictatuur“ (DOOD) in Amsterdam vertreten. Sie wird Mitglied in der Amsterdamer KünstlerInnengruppe De Onafhankelijken (Die Unabhängigen).  

1936-40 
Sie unterrichtet Mode- und Kostümzeichnen an der von Paul Citroen eingerichteten Nieuwen Kunstschool in Amsterdam. In der Amsterdamer Kosterstraat führt sie zeitweilig das „Studio Helen Ernst“ für Modezeichnen.

Sie ist politisch tätig gegen die deutschen Nationalsozialisten, unternimmt illegale Reisen nach Deutschland und Paris, macht Kurierfahrten und hält Kontakte zu Widerstandsgruppen. 

1939 
Eine letzte Ausstellung findet in der Kunsthandlung Aalderink, Amsterdam, statt. Ihr wird die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. 

1940 
am 10. Mai Einmarsch der Nationalsozialisten in die Niederlande und dem Beginn der Schlacht, beginnt ab dem 17. Mai die deutsche Besetzung. Die Königin und der Hof sind nach England emigriert und führen von dort die Exilregierung.

Am 6. Dezember wird Helen Ernst durch die SS und Gestapo in Amsterdam verhaftet und nach Deutschland deportiert.  

1941-45 
Helen Ernst wird am 12. April im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück interniert, bis zum September 1944. Bis Mai 1945 ist sie im Nebenlager Barth an der Ostsee und bis September in Crivitz. Anschließend übersiedelt sie nach Schwerin. 

1946 
Die Haftfolgen und ein Unfall bedingen ihre Arbeitsunfähigkeit. Nur schwerlich kann sie die künstlerische Tätigkeit wieder aufnehmen.

Sie wird im Kulturbund Schwerin registriert, tritt der SED bei. Im August heiratet sie den Tischler Paul Beckmann.

Sie wird denunziert wegen angeblicher Spitzeltätigkeit in Ravensbrück, eine Verunglimpfung durch Lagermitinsassinnen.  

1948 
Sie wird im Januar rehabilitiert. Aber die physisch und psychisch gebrochene Helen Ernst übersteht eine fortschreitende offene Tbc-Erkrankung nicht. Sie stirbt am 26. März im Krankenhaus in Schwerin-Sachsenberg an den Folgen der jahrelangen Lagerhaft. 

1994 
DAS VERBORGENE MUSEUM, Berlin, zeigt die Ausstellung „Helen Ernst – Berlin. Amsterdam. Ravensbrück – Stationen einer antifaschistischen Künstlerin“ in Zusammenarbeit mit Jacques Schwarz, Verein zum Studium Sozialer Bewegungen (VSSB) und Hans Hübner.

Kurz vor der Eröffnung wird auf Dachböden in Amsterdam und Haarlem ein Konvolut sozialkritischer Zeichnungen der Amsterdamer Jahre wiederentdeckt.

Die Ausstellung ist im Herbst im Verzetsmuseum (Widerstandsmuseum) in Amsterdam zu sehen.

Publikation  A - E


ERÖFFNUNG
Mittwoch | 13. Juli 1994 | 19 h

ES SPRECHEN
Ulrich Roloff-Momin
Senator für Kulturelle Angelegenheiten

Gisela Breitling
"Kunst und Leben in der Zerreißprobe"

Hans Hübner
"Auf den Spuren von Helen Ernst"
 
LAUFZEIT
14. Juli - 28. August 1994

ÖFFNUNGSZEITEN
Do - Fr 15 - 19 h | Sa - So 12- 16 h
 

VORTRAG | Di. 19. Juli 1994 | 20 h
Dr. Christl Wickert, Berlin
„Frauen im Konzentrationslager“
  
LESUNG | Do, 28. Juli 1994 | 20 h
Ingrid Kaehler liest
"Das Höllentor" - Bericht einer Überlebenden
von Anja Lundholm 

VIDEOFILME (1993) von Loretta Walz
"Esther Bejarano" und "Sophie Wittich"
mit ihren Berichten über die Haft in den 
Konzentrationslagern Auschwitz und Ravensbrück 
werden zu den Öffnungszeiten in der
laufenden Ausstellung gezeigt.


VERANSTALTUNGSORT
DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.
Schlüterstr. 70
10625 Berlin-Charlottenburg 
 
 
EINLADUNGSKARTE   zur Ausstellung
 

AKTUELLE Rufnummer
+49 (0) 30 861 34 64 

MAIL>ADRESSE | weiterhin aktuell
 

STADTPLAN

 

Eine Ausstellung des Vereins zum Studium Sozialer Bewegungen e.V. (VSSB)
und des DAS VERBORGENE MUSEUM:

Für finanzielle Unterstützung danken wir der Kultusministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der Stiftung Kulturfonds und der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten: AG Frauen


STANDORT > ADRESSE

Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt.

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