1903
Gertrud Hantschk wird am 20. September in Ratibor (Oberschlesien) als jüngste Tochter (zwei Brüder, eine Schwester) von Johann Hantschk (1866-1946) und seiner Frau Antoinette, geb. Ziegler (1864-1943) geboren. Sie besucht in Ratibor die Volkschule.
1916
Die Familie Hantschk wird in Erfurt ansässig.
1917
Gertrud schließt die katholische Bürgerschule ab. Kriegsbedingt erfolgt nicht sofort ein Studium oder eine Ausbildung.
Sie wird Mitglied in der Wandervogelbewegung und reist in Deutschland; sie beginnt sich für Kunst zu interessieren und besucht die Museen.
In dieser Zeit wird sie auch Anhängerin der vegetarischen und Rohkost Ernährung nach der Methode des Schweitzer Arztes Bircher-Benner.
1919
Sie entscheidet sich, Architektin zu werden, ihre Vorbilder sind Le Corbusier und Amédée Ozenfant.
Beginn einer dreijährigen Lehrzeit im Architekturbüro von Karl Meinhardt in Erfurt. Meinhardt, ein Bekannter von Walter Gropius, baut das Privathaus für den 1920 ans Angermuseum berufenen Direktor Dr. Walter Kaesbach, der sich für die künstlerische Moderne einsetzt.
Neben ihrer Tätigkeit im Architekturbüro besucht Gertrud Arndt die Kunstgewerbeschule und belegt dort die Fächer: Schrift, Zeichnen und Kunstgeschichte bei Prof. Overmann, der sie für die moderne Kunst begeistert: Heckel, Pechstein, Nolde, Feininger, Klee und Kandinsky. Kaesbach zeigt diese Vertreter der Avantgarde-Kunst im Angermuseum. Besonders die „ungezügelte Farbigkeit“ dieser Maler empfindet sie als Offenbarung.
Mit einer 6 x 4cm Platten-Kamera macht sie Architekturaufnahmen.
1923
Bestärkt durch ihren Lehrherrn Meinhardt entschließt sie sich am Bauhaus in Weimar die Ausbildung fortzusetzen. Im August erlebt sie Weimar während der ersten großen öffentlichen Präsentation, der „Bauhauswoche“ und fühlt sich bestätigt.
Mit einem Stipendium beginnt sie im Wintersemester 1923 das Studium am Bauhaus: Vorkurs – Laszlo Moholy-Nagy; Gestaltungslehre und analytisches Zeichnen – Wassily Kandinsky; 2. Semester: Formen- und Farbenlehre – Paul Klee. Aktzeichnen – Oskar Schlemmer, später Paul Klee. Im Kurs „Bauzeichnen“ bei Adolf Meyer ist sie die einzige Frau (wohl nicht gut gelitten) und verlässt ihn wieder.
1924
Da eine Bauabteilung am Bauhaus Weimar noch nicht existiert, lässt sie sich von Georg Muche überreden, in die Weberei (die sogenannte Frauenklasse) zu gehen.
Dort ist sie vom 1. April 1924 bis 31. März 1927. Sie bekommt keine Gelegenheit in die Architekturklasse zu wechseln.
1925
Das Bauhaus zieht um nach Dessau.
Gunta Stölzl übernimmt dort die Stelle der Werkmeisterin in der Weberei, die zuvor von Helene Börner ausgeführt wurde.
1926
Gunta Stölzl wird nun auch Formmeisterin in der Weberei, da Georg Muche das Bauhaus verläßt.
Gertrud Arndt möchte wieder fotografieren und kauft sich ihre erste Kamera, eine Welta 6x9 cm mit Schneider Objektiv Isconar 1:4,5, F-10,5. Neben Lucia Moholy und Irene Bayer ist sie sie einzige am Bauhaus, die die Arbeit mit dem Fotoapparat beherrscht. Begeistert sieht sie im Kino die russischen Filme.
1927
Am 6. März legt sie vor der Weberinnung ihre Gesellenprüfung ab. Sie wird nie wieder Webarbeiten ausführen. Im November heiratet sie den Bauhäusler Alfred Arndt (1896 -1976), der als freischaffender Architekt nach Probstzella (Thüringen) geht. Gertrud Arndt erstellt nun für ihren Mann die Architekturaufnahmen.
1929
Zum Wintersemester erhält Alfred Arndt von Hannes Meyer den Ruf als Meister der Ausbauwerkstatt und Tischlerei ans Bauhaus zu kommen, zudem wird er in der Werkstatt für Wandmalerei tätig.
Gertrud Arndt ist ohne berufliches Tätigkeitsfeld und fotografiert verstärkt privat. Die Arndts beziehen in einem Meisterhaus die ehemalige Schlemmer-Wohnung, im oberen Stock wohnt Joost Schmidt.
1930
Sie experimentiert mit sich selbst, es entsteht die Serie der 43 Maskenselbstportraits.
Urlaub im Tessin in Ascona.
1931
Geburt der Tochter Alexandra (1931-2015)
1932
Das Bauhaus in Dessau wird geschlossen, im August erhält Alfred Arndt die fristlose Kündigung.
Umzug nach Probstzella. Gertrud Arndt kauft sich eine Leica und richtet sich eine Dunkelkammer ein.
1937
Geburt des Sohnes Hugo
1948
Flucht aus der „sowjetischen Besatzungszone“ nach Darmstadt. Von den photographischen Arbeiten ist vieles verloren gegangen.
Alfred Arndt wird als freischaffender Architekt und Maler tätig. Gertrud Arndt pflegt den Kontakt zu Tut Schlemmer, der Witwe des Bauhausmeisters Oskar Schlemmer, in Stuttgart.
1976
Tod von Alfred Arndt
1979
Zur Ausstellung „Film und Foto der zwanziger Jahre“ im Museum Folkwang richtet Ute Eskildsen die Sonderausstellung „Gertrud Arndt – Maskenselbstbilder“ ein.
1993
„Gertrud Arndt – Photographien aus der Bauhauszeit“, Hessisches Landesmuseum, Darmstadt.
Sie erhält die Ehrengabe des Lovis-Corinth-Preises der Künstlergilde mit Ausstellung in der Ostdeutschen Galerie Regensburg.
1994
„Gertrud Arndt - Maskerade und neue Sachlichkeit – Photographien der Bauhauskünstlerin 1926-1932“,
DAS VERBORGENE MUSEUM, Berlin; Eröffnung am 19. Januar in Anwesenheit der Fotografin
2000
Gertrud Arndt stirbt am 10. Juli in Darmstadt.
2016
Eine Vintage-Photographie von Gertrud Arndt „Negativ-Portrait Wera Meyer-Waldeck“, Dessau 1930 wird in Berlin für 52.500,- Euro versteigert.
2022
Auf der Biennale in Venedig sind ausgewählte Maskenselbstportraits von Gertrud Arndt zu sehen.
mit dem Bauhaus-Archiv Berlin
ERÖFFNUNG
Mittwoch,19. Januar 1994 | 19 h
Magdalena Droste, Bauhaus-Archiv Berlin
Autobiografisches von Alfred Arndt
20. Januar - 13. März 1994
Do - Fr 15 - 19 h | Sa - So 12- 16 h
Photographinnen der Weimarer Zeit
inszenieren sich selbst
" da fährt es ja, das leben, paula "
Frauenträume von Jelinek und Bachmann
"Fiktion androgyn" Zum Beispiel 0rIando
Susanne Berneck: Laute, Gitarren
der Reihe SCHAUPLATZ MUSEUM
Museumspädagogischer Dienst Berlin
Texte zur Streikkultur
Kerstin Hacker : Schlagzeug
Eine Veranstaltung zum Charlottenburger Frauenfrühling
VERANSTALTUNGSORT
DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.
Schlüterstr. 70
10625 Berlin-Charlottenburg
Bildzitate | Ausstellung Gertrud Arndt | 20. Januar - 13. März 1994
EINLADUNGSKARTE | zur Ausstellung
AKTUELLE Rufnummer
+49 (0) 30 861 34 64
MAIL>ADRESSE | weiterhin aktuell
berlin@dasverborgenemuseum.de
Für die finanzielle Unterstützung danken wir der Senatverwaltung für Kullurelle AngeIegenheiten
STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt.
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