1878
Am 27. März wird Käthe Loewenthal als Älteste von 5 Töchtern des Augenarztes, Hygienikers und Universitätsprofessors Dr. Wilhelm Loewenthal (1850-1894) und seiner Frau Clara (1852-1929), geb. Löwenthal, in Berlin geboren. Die Familie lebt in Genf, Lausanne, Paris, Belgrano (Argentinien) und Berlin, wo der Vater an den jeweiligen Universitäten lehrt. Ihre Schwester Agnes Schaefer (1882-ca.1933) wird Fotografin und die Schwester Susanne Ritscher (1886-1975) wird Malerin.
1889
Übernimmt Wilhelm Loewenthal eine Gastprofessur in Berlin.
1890
Übersiedlung der Familie nach Bern.
1891
Der Vater gibt seine Berner Professur auf und die Familie kehrt nach Berlin zurück. Käthe darf in Bern bleiben und lebt in der protestantischen Pfarrersfamilie ihrer Freundin. Käthe, die jüdischer Abstammung ist, läßt sich taufen und konfirmieren.
In dieser Zeit begegnet sie dem Maler Ferdinand Hodler. Bei ihm lernt sie die Landschaftsmalerei kennen. Hodlers Einfluß ist in viele ihrer späteren Landschaftsgemälde eingeflossen.
1892-1895
Rückkehr nach Berlin und Besuch der Höheren Schule. Schon während der Schulzeit zeigt sich das künstlerische Talent von Käthe Loewenthal. Nach dem Schulabschluß ist sie entschlossen, Malerin zu werden und sie beginnt das Studium bei Ferdinand Hodler in der Schweiz.
1897
Beendigung des Studiums bei Hodler.
Käthe Loewenthal wird ihr Leben lang regelmäßig ins Berner Oberland reisen und dort die Gebirgslandschaften malen.
Studienreisen ins Ausland.
In Paris lernt Käthe Loewenthal den Maler Leo v. König kennen, der vor allem als Portraitmaler bekannt wurde. Ob sie die Malerin Mathilde Tardif, die spätere Ehefrau von König, die auch an der Académie Julian studierte, in Paris kennen gelernt hat, ist nicht belegt
Käthe Loewenthal studiert
dann bei von König in Berlin in seiner privaten Malschule. Es entstehen Akte, Tierstudien und Portraits.
1900
Im September Unterricht bei dem Heidemaler Wilhelm Feldmann in der Malschule Zeven (gegründet von Hans Müller-Brauel in Anlehnung an die Künstlerkolonie Worpswede).
1902
Zusammentreffen mit der Malerin Erna Raabe, Freiin von Holzhausen und Beginn ihrer Freundschaft.
Italienreise mit ihrer Schwester Susanne, an der auch Erna Raabe teilnimmt.
1904
Beendigung der Studien bei Leo von König in Berlin.
Käthe Loewenthal richtet sich in München, Ohmstraße 5, ein Atelier ein und arbeitet als freischaffende Künstlerin.
Sie wird außerordentliches Mitglied im Künstlerinnen-Verein München und unternimmt zahlreiche Reisen ins Berner Oberland.
1909
Umzug nach Stuttgart zu Erna Raabe, die dort inzwischen ansäßig geworden ist. Käthe Loewenthal wird Mitglied im Württembergischen Malerinnenverein.
1910 - 1914
Studium an der Königlich Württembergischen Kunstschule Stuttgart in der von Adolf Hölzel geleiteten "Damenmalklasse".
Sie hatte Hölzel vermutlich bei seinen Sommerkursen in Dachau kennen gelernt.
Neben Portraits entstehen auch viele Landschaftsbilder, die den Schwarzwald, die Schwäbische Alp, das Neckartal und den Taunus zum Gegenstand haben.
Sie bewohnt eine Atelierwohnung im Vereinshaus des Württembergischen Malerinnen-Vereins, wird Mitglied im Stuttgarter Künstlerbund und in der Stuttgarter Sezession.
1912
Käthe Loewenthals jüngere Schwester Susanne Ritscher, erwirbt ein altes Fischerhaus in Vitte auf Hiddensee, einer kleinen Insel vor der Westküste von Rügen. Die Familie trifft sich hier bis zum Beginn der NS-Verfolgung regelmäßig im Sommer.
Käthe Loewenthal lernt hier die Berliner Malerin Henni Lehmann kennen, eine aktive Verfechterin der Gleichberechtigung von Künstlerinnen, die den Kreis der Malerinnen der Blauen Scheune anführt.
Käthe Loewenthal malt eine Vielzahl von Bildern, die das Meer, die Küste und die Landschaft von Hiddensee zum Gegenstand haben. Diese expressiven Seelandschaften bilden in ihrem Werk das Gegenstück zu den Gebirgsansichten aus dem Berner Oberland.
1914
Die Stadt Stuttgart stellt ihr ein Atelier in der Ameisenbergstraße 61 im Osten von Stuttgart zur Verfügung.
Käthe Loewenthal ist als freie Malerin tätig, bestreitet ihren Lebensunterhalt u. a. als Portraitmalerin.
Während des Ersten Weltkriegs auch Hilfstätigkeiten in Lazaretten, nach Kriegsende bleibt sie eine leidenschaftliche Patriotin.
1919
Käthe Loewenthal gründet mit den Malerinnen Henni Lehmann, Clara Arnheim aus Berlin u.a. den Hiddensoer Künstlerinnenbund auf der Insel Hiddensee.
1922
Käthe Loewenthal beschäftigt sich mit der anthroposophischen Lehre von Rudolf Steiner, besonders seiner Farbenlehre.
Sie wohnt mit Erna Raabe in der Hackländerstraße 31/2 in Stuttgart.
Erna Raabe hat in der Stafflenbergstraße 64a, Stuttgart, ein Atelier mit der Waiblinger Malerin Luise Deicher (seit 1917).
1923
Die Schwester Agnes Schaefer, die 1918 geschieden wurde, geht nach Griechenland und arbeitet dort als Fotografin. Ihre beiden Kinder sind im Internat in Deutschland.
1924
Käthe Loewenthal ist mit ihren Arbeiten auf vielen Ausstellungen vertreten, u. a. im Münchener Glaspalast und bei der Stuttgarter Sezession (1924-1932), deren Mitglied sie ist.
1934
Käthe Loewenthals städtisches Atelier in der Ameisenbergstraße wird zwangsgeräumt und sie erhält Malverbot, darf nicht mehr ausstellen und Bilder verkaufen. Sie wird aus dem Württembergischen Malerinnenverein ausgeschlossen. Überlegungen Deutschland zu verlassen.
1935
Letzte Reise in die Schweiz nach Grindelwald im Berner Oberland.
1937 - 1941
Mit der Gleichschaltung der Künstlervereine erhält die Künstlerin Loewenthal durch ihre jüdische Abstammung Berufsverbot. Ihre erkrankte Freundin Erna Raabe veranlaßt sie in Deutschland zu bleiben und Käthe Loewenthal kümmert sich um sie. Erna Raabe zieht um nach Greifswald und stirbt 1938 an einer Krebserkrankung.
Ein Leben unter immer größer werdenden Einschränkungen;
Loewenthal wird heimlich von einigen Menschen unterstützt, u. a. der Stuttgarter Familie Donndorf und ihrer ehemaligen Putzfrau Marie Nothdurft.
1941
Käthe Loewenthal muß in eine "Judenwohnung" in Stuttgart-Kaltental umziehen.
Eine Mappe mit ca. 250 Pastellen, Graphiken und Aquarellen (ihre "Testamentmappe") konnte kurz vor dieser Zwangsumsiedlung von dem 11-jährigen Walter, dem Sohn von Marie Notdurft, zur Familie Donndorf gebracht werden und ist dort versteckt worden.
1942
Im Februar wird Käthe Loewenthal in das zu einem Sammellager umfunktionierte jüdische Altersheim in Weißenstein (Landkreis Göppingen) umgesiedelt.
Von dort wird sie in das von Deutschland besetzte Polen deportiert und im Todeslager Izbica bei Lublin ermordet.
1943
Der größte Teil ihres Werkes, das der Stuttgarter Malermeister Albrecht Kämmerer in seinem Lager versteckt hat, neben Bildern von Schlemmer und Baumeister, wird bei einem alliierten Bombenangriff zerstört.
nach 1945
Die Mappe mit den ca. 250 Werken wird nach Kriegsende an Käthe Loewenthals Schwester Susanne Ritscher übergeben.
In einem Ferienhaus der Familie Donndorf bei Zwiefalten (Schwäbische Alb) versteckt, konnten alle Arbeiten bewahrt werden.
Ritschers Tochter, Dr. Ingeborg Leuchs, hat das verbliebene Werk ab 1969 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
1993
DAS VERBORGENE MUSEUM in Berlin zeigt die Ausstellung „KÄTHE LOEWENTHAL – Ölbilder – Pastelle – Zeichnungen“ in Zusammenarbeit mit Dr. Ingeborg Leuchs.
Ein Teil der Ausstellung wird anschließend im Rathaus Moormerland, Warsingsfehn, gezeigt.
Der Förderverein „Lebenswerk Käthe Loewenthal e.V.“ wird gegründet und veranstaltet neben weiteren Aktivitäten beständig Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen.
www.kaetheloewenthal.de
2013
Käthe Loewenthals langjährige Nachlassverwalterin Dr. Ingeborg Leuchs stirbt im Alter von 93 Jahren.
2018
Das Kunstmuseum Stuttgart restituiert das (1972 erworbene) als NS-Raubkunst identifizierte Gemälde „Spargelstilleben“ von Käthe Loewenthal.
Die Erbengemeinschaft Käthe Loewenthal schenkt das Gemälde dem Museum sogleich wieder zurück.
ERÖFFNUNG
06. Oktober 1993 | 19 Uhr
Es sprechen
Dr. Wulf Herzogenrath
Berlin
Dr. Ingeborg Leuchs
München
Ingrid Holzhüter
MdA Berlin
Jüdische Lieder
Yalda Rebling, Gesang
Hans-Werner Apel, Gitarre
LAUFZEIT DER AUSSTELLUNG
07. Oktober - 05. Dezember 1993
ÖFFNUNGSZEITEN
Do-Fr 15-19 h | Sa-So 12-16 h
STANDORT
DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.
Schlüterstr. 70 | 10625 Berlin
Bildzitate | Ausstellung Käthe Loewenthal | 07. Oktober - 05. Dezember 1993
STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 01. Januar 2022 eingestellt
AKTUELLE Rufnummer
+49 (0) 30 861 34 64
MAIL>ADRESSE | weiterhin aktuell
berlin@dasverborgenemuseum.de
STADTPLAN
siehe Kontakt
Unser Dank gilt besonders
Frau Dr. Ingeborg Leuchs sowie
allen Leihgeberinnen und Leihgebern.
Für finanzielle Unterstützung danken wir
dem Künstlerinnenprogramm bei der
Senatsverwaltung für Kulturelle
Angelegenheiten, Berlin.