07. October 1993 - 05. December 1993

KÄTHE LOEWENTHAL

ÖLBILDER . PASTELLE . ZEICHNUNGEN

„… wär‘ ich ein Mann und könnte da reden, wie mir es im Herzen redet nach außen hin, reden zu den Menschen:  – im kleinen Kreise, am runden Tisch wie zu allem Volk von hoher Warte aus,  – ohne weibliche Gebundenheit …“ schreibt Käthe Loewenthal im Juni 1909, als sie schon vier Jahre in München als freischaffende Malerin tätig ist und sich wünscht als Frau und Künstlerin in der Öffentlichkeit neben ihren Malerkollegen gleichberechtigt respektiert und akzeptiert zu werden.

Käthe Loewenthal wurde 1877 in Berlin geboren und sehr früh schon hat sie ihr Leben in die eigenen Hände genommen. Das freigeistige, nicht mehr dem jüdischen Glauben verpflichtete Familienleben gestattete der gerade zwölfjährigen in der Schweiz bei protestantischen Freunden zu bleiben, während die Eltern und Geschwister nach zweijährigem Aufenthalt in Bern nach Berlin zurückkehrten. Sehr früh schon zeigt sich ihr Talent zur Malerei, so daß sie sich 1895 mit Schulabschluß entscheidet bei dem Schweizer Maler Ferdinand Hodler zu studieren, der am Ende des Jahrhunderts sich vom Naturalismus abwendend eine stark symbolhafte Farb- und Formsprache in seiner Malerei zu entwickeln suchte.

Seit ihrer Studienzeit in der Schweiz kehren in den Arbeiten von Käthe Loewenthal die Berglandschaften immer wieder und das bleibt auch weiterhin so, seit sie von 1912 ab regelmäßig die Sommermonate über auf der Insel Hiddensee verbringt und von nun an auch das Meer, die Steilküste und die Fischerboote zum gleichgewichtigen Sujet ihrer Malerei werden.

Nach dem Studium bei Hodler begibt sich  Käthe Loewenthal 1897/98 auf Reisen, u.a. nach Paris, wo sie dem deutschen Impressionisten Leo von König begegnet. Dieses nachdrückliche Zusammentreffen veranlaßt sie 1902, als Leo von König in Berlin eine private Kunstschule betreibt, bei ihm Portrait-Malerei zu studieren. Es entstehen auch Akt- und Tierzeichnungen in dieser Zeit.

Nach Abschluß ihrer Studien zur Malerin geht Käthe Loewenthal 1905 nach München, bezieht ein eigenes Atelier in der Ohmstraße 5 und es gelingt ihr hier von Auftragsarbeiten zu leben. Mit Portraits und Stilleben bestreitet sie ihren Lebensunterhalt und ist bei den entscheidenden Ausstellungen der Jahre vertreten: der Berliner Secession, im Hamburger Kunstverein, ebenso im Kunstverein Stuttgart und Westfalen. Seit 1909 ist sie Mitglied im Württembergischen Malerinnenverein und ab 1912 engagiert sie sich auch im Hiddenseer Künstlerinnenbund.

München verläßt sie 1909, um nach einer Zwischenstation in Tübingen sich 1914 in Stuttgart anzusiedeln. Hier ist der anerkannten Malerin ein städtisches Atelier zuteil geworden. Zeitweilig nimmt sie noch Unterweisungen bei dem Direktor der dortigen Kunstakademie Adolf Hölzel, trennt sich dann von Hölzels Auffassung nach dessen Hinwendung zur gegenstandslosen Malerei. Käthe Loewenthal bleibt dem Gegenständlichen immer verhaftet, stilistisch zwischen Impressionismus und Expressionismus angesiedelt.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten setzen sogleich die Repressalien gegen die – bereits 1891/92 der evangelischen Religionsgemeinschaft beigetretenen – jüdische Künstlerin ein. Mal- und Ausstellungsverbot, Verlust des städtischen Ateliers, Ausschluß aus dem württembergischen Malerinnenverein, zuletzt muß sie 1941 ein Zimmer in einer sogenannten Judenwohnung beziehen. 1942 erfolgt die Deportation nach Polen, dort wird sie im Vernichtungslager Izbica ermordet.

Der Großteil ihres Werkes wurde zerstört. Die meisten ihrer großformatigen Ölbilder sind bei einem Bombenangriff der Alliierten 1943 auf das Aufbewahrungsdepot des Malermeisters Albrecht Kämmerer, mit den dort versteckten Bildern anderer verfolgter Künstler wie Oskar Schlemmer, Willy Baumeister u.a. zerstört worden. Eine Mappe mit Pastellen, Aquarellen, Graphiken und Zeichnungen wurde bei Freunden bewahrt, ebenso wie einige Briefe, Aufzeichnungen, Skizzenbücher und Photographien. Einige s/w Photographien der zerstörten Ölbilder, von Käthe Loewenthal selbst beschriftet, geben einen kleinen Eindruck des verschollenen Werkes.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von ca. 60 Exponaten: Pastelle, Aquarelle, Ölgemälde, Zeichnungen, Skizzenbücher und Dokumente, und gibt einen Einblick in das Schaffen der Künstlerin. 

 

Biografie
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ERÖFFNUNG
06. Oktober 1993 | 19 Uhr

 

Es sprechen
Dr. Wulf Herzogenrath
Berlin

Dr. Ingeborg Leuchs
München

Ingrid Holzhüter
MdA Berlin


Jüdische Lieder
Yalda Rebling, Gesang
Hans-Werner Apel, Gitarre

 

LAUFZEIT DER AUSSTELLUNG

07. Oktober - 05. Dezember 1993

ÖFFNUNGSZEITEN

Do-Fr 15-19 h | Sa-So 12-16 h

STANDORT

DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.
Schlüterstr. 70 | 10625 Berlin

 

Einladungskarte | zur Ausstellung

KATALOG | in der Ausstellung zur Einsicht 

 

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Unser Dank gilt besonders
Frau Dr. Ingeborg Leuchs sowie
allen Leihgeberinnen und Leihgebern.

Für finanzielle Unterstützung danken wir
dem Künstlerinnenprogramm bei der
Senatsverwaltung für Kulturelle
Angelegenheiten, Berlin.

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