LEO, GERDA
LEO, GERDA
1909
1993
Biografie

 

1909
Am 1. Februar wird Gerda Leo in Hagen/Westfalen geboren. Der Vater ist Rechtsanwalt, die Mutter Hausfrau. 1910 wird ihre Schwester Elsbet und 1916 die Schwester Waltraud geboren.

Der Vater photographiert selbst und hat eine eigene Dunkelkammer. Unter seiner Anleitung lernt sie bei gemeinsamen Wanderungen die Naturphänomene und besonders die Welt der Pflanzen kennen. 

1922
Nach dem Tod des Vaters übersiedelt die Mutter Margarete Leo mit den drei Töchtern in ihre Heimatstadt Halle an der Saale, wo die Brüder der Mutter eine Fabrik betreiben. 
Vom Vater erbt sie eine 9 x 12 cm Balgenkamera.
Gerda Leo besucht die Handelsschule, um einen Beruf erlernen zu können und engagiert sich politisch – später auch als Stadtverordnete – in der Deutschen Volkspartei.  

1925 
Sie interessiert sich nicht für ein akademisches Studium und geht vorerst für ein halbes Jahr nach Bayern zur Haushaltsausbildung. Im Oktober beginnt sie an der reformierten Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein eine Ausbildung in der Malereiklasse bei Erwin Hahs. 

1926 
Die starke Ausrichtung auf angewandtes Gestalten veranlaßt Gerda Leo im Frühjahr in die Email-Klasse zu wechseln, die von Lili Schultz geleitet wird. Der Unterricht im Zeichnen ist hier umfangreicher und der Umgang mit Farben, der in der Malklasse minimal war, ist hier ins Unterrichtsprogramm einbezogen.

Gerda Leo beginnt kontinuierlich zu photographieren. 

1927 
An der Burg Giebichenstein richtet Hans Finsler, der bisher als Bibliothekar und Kunstgeschichtslehrer tätig war, eine Photo-Klasse ein. Es ist die erste Klasse dieser Art an einer Kunstgewerbeschule.

1928 
Gerda Leo besucht ab Oktober neben ihrer Arbeit in der Email-Klasse regelmäßig den Unterricht bei Finsler. 

1929 
Im Frühjahr wechselt sie ganz in die Photo-Klass. Finsler wählt vier Arbeiten von Gerda Leo für die internationale Ausstellung des Deutschen Werkbunds „Film und Foto“ aus, die sie zusammen mit Finsler besucht und auf der sie viele Anregungen erhält, die auch heute noch in ihren Photographien erkennbar sind.

Einen Monat arbeitet sie bei Albert Renger-Patzsch in Essen als Assistentin, findet aber in ihm, obwohl sie seine Photographie sehr schätzt, nicht den geeigneten Lehrer und kehrt zu Finsler nach Halle zurück. 

1930 
Sie wird Finslers Assistentin. Auf sein Anraten kauft sie sich eine 6 x 6 cm Rolleiflex. Neben den eigenen Aufnahmen macht sie Auftragsphotographie, häufig für die Stadt Halle. 

1932 
Hans Finsler nimmt den Ruf an die Kunstgewerbeschule in Zürich, die Heimatstadt seines Vaters, an. Gerda Leo heiratet den niederländischen Photographen Jacob d’Oliveira (1908-1978), den sie in der Zeit bei Renger-Patzsch kennengelernt hat und geht mit ihm nach Amsterdam. Bis 1940 werden ihre ersten drei Kinder geboren, die deutsche Besatzung zwingt sie mit ihrem jüdischen Ehemann in die Illegalität. Sie arbeitet im Widerstand. 

Seit 1945 
Haushalt, die Erziehung von fünf Kindern sowie die mangelnde Unterstützung des Berufskollegen und Ehemanns machen jegliche weitere photographische Betätigung unmöglich. 

1991 
Der Leiter der Sammlung Photographie an der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle, T.O. Immisch erhält Kenntnis von Gerda Leo in Amsterdam und plant eine Ausstellung. 

1993 
Gerda Leo stirbt am 28. September in Amsterdam. 

1994 
Die Staatliche Galerie Moritzburg in Halle eröffnet im Juli die erste große Einzelausstellung, dazu erscheint der Œuvre-Katalog „Gerda Leo – Photographien 1926-1932“. Gerda Leo ist vertreten in der von Ute Eskildsen konzipierten Ausstellung „Fotografieren hieß teilnehmen – Fotografinnen der Weimarer Republik“ im Museum Folkwang in Essen. 

Am 18. November eröffnet DAS VERBORGENE MUSEUM in Berlin die Ausstellung mit ausgewählten Arbeiten von Gerda Leo. 

Ein Großteil des Nachlasses von Gerda Leo ist heute durch Ankauf und Schenkung in der Sammlung der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle beheimatet.

Künstlarinnen K-O


ERÖFFNUNG
Freitag, 18. November 1994 |  19 h


ES SPRECHEN 
Einführung
T.O. Immisch
Leiter der Sammlung Photographie 
Staatliche Galerie Moritzburg Halle 


Grußwort
 
Prof. Dr. Hans-Ulrich d’Oliveira, Amsterdam
Sohn der Photographin Gerda Leo   

 
LAUFZEIT
19. November 1994 – 5. Februar 1995 

ÖFFNUNGSZEITEN
Do - Fr 15 - 19 h | Sa - So 12- 16 h
 

VERANSTALTUNGSORT
DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.
Schlüterstr. 70
10625 Berlin-Charlottenburg 
 
 
 
EINLADUNGSKARTE  zur Ausstellung
 

PUBLIKATION  zur Ausstellung
GERDA LEO – Photographien 1926-1932
Text: T.O. Immisch, mit einer Werkübersicht
124 S., s/w Abb., Staatliche Galerie Moritzburg Halle 1994


AKTUELLE Rufnummer
+49 (0) 30 861 34 64

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