THALEMANN, ELSE
THALEMANN, ELSE
1901
1984
Biografie

 

1901
Am 29. März wird Else Dorothea Moosdorf in Berlin-Treptow als jüngste Tochter des Industriellen Otto Moosdorf und seiner Frau Clara geboren. Der Vater hat eine Firma für medizinische Apparate und sanitäre Einrichtungen, in der auch die bekannte Wellenbadschaukel hergestellt wird.
Else Moosdorf besucht das Lyzeum am Baumschulenweg in Treptow, verläßt jedoch die Schule noch vor dem Abitur. 

1921 
Sie heiratet Wilhelm R. Thalemann (1897-1979), einen Sohn des Vetters ihres Vaters, der seit dem Ende des 1. Weltkriegs in Zeuthen lebt und in der Firma Moosdorf arbeitet. Er hat künstlerische Interessen und wäre gerne Maler geworden. 

1923 
Im März Geburt des Sohnes Wolfgang. 

1924 
Geburt der Tochter Brigitte im November. Die Familie zieht ins eigene neugebaute Haus in Zeuthen. 

Um 1926/28 
Else Thalemann erlernt das Photographieren in einem Atelier in der Leipziger Straße (eventuell bei Zander & Labisch) in Berlin. 
Sie macht mit ihrem Ehemann eine Reise nach Marokko.
Während der Reisen (auch der späteren) leben die Kinder mit Gouvernante oder in einer Familie. 

1928/29 
Heinrich Hauser (1901-1955) erhält im Herbst 1928 vom S. Fischer Verlag den Auftrag zu einem Bild-Bericht über das Ruhrgebiet. 
Wann und wo Else Thalemann mit Hauser erstmals zusammen getroffen ist, ist nicht bekannt.
Auf der gemeinsamen Reise im Ruhrgebiet entstehen Aufnahmen für die Publikation „Schwarzes Revier“, das Buch erscheint das Ende 1929, allerdings unter „Aufnahmen von Heinrich Hauser“. 
Ausgelöst durch den „Börsenkrach“ 1929 gerät die Firma Moosdorf & Hochhäusler in Schwierigkeiten, die Wohnhäuser werden verkauft. 

1930/31   
Else Thalemann zieht mit Ehemann und Kindern nach Berlin-Wilmersdorf in die Hindenburgstraße 106 (heute Volkspark 17/Ecke Prinzregentenstraße). Sie richtet sich eine gut bestückte Dunkelkammer ein, betreibt ein photographisches Atelier und arbeitet für die, 1920 von Ernst Mayer gegründete, Bildagentur Mauritius. Es entstehen auch Werbephotographien, für die ihre Kinder ab und an Statisten sind. 
Wo und wann genau Else Thalemann den Schriftsteller, Biosophen und Esoteriker Ernst Fuhrmann (1886-1956) kennengelernt hat, ist nicht festzustellen. Ernst Fuhrmann suchte immer wieder Photographinnen und Photographen für Aufnahmen von Pflanzen, sowie ethnographischer und völkerkundlicher Themen für seine Publikationen. 

1932 
Otto Moosdorf, der Vater von Else Thalemann, stirbt. Ausgelöst dadurch geht sie für ungefähr ein Jahr mit ihrem Sohn Wolfgang nach Cala Radjada auf Mallorca. Die Tochter bleibt in der Obhut der Schwiegereltern in Grimma. Ihr Mann Wilhelm Thalemann führt nun die Firma Moosdorf & Hochhäusler, Hersteller der berühmten „Wellenbadschaukel“ als Direktor weiter. 

1934 
Im Januar und Februar erscheinen in der „Eleganten Welt“ und im „Frauen Spiegel“ in Berlin Aufnahmen von Else Thalemann mit Motiven aus Mallorca. 
Im ‚Biogarten‘ in Allensbach, wo Ernst Fuhrmann Pflanzen-Züchtungen und Kreuzungen entwickelt, photographiert Thalemann mit einer Plaubel Makina Plattenkamera für das Buch „Das Wunder der Pflanze“ von Ernst Fuhrmann eine Serie von Pflanzenaufnahmen, 112 davon werden veröffentlicht.
Ihre Kinder besuchen das Internat in Salem und sind in den Ferien auch in Allensbach. 

1935 
Die neue Berliner Adresse ist An der Heerstraße 105. Zeitweilig nutzt sie die Adresse im Stempel. 

1935/36  
Überlingen am Bodensee, Goldbacherstraße 45 wird Arbeits- und Wohnadresse für Else Thalemann. Die Kinder sind weiterhin im Internat in Salem und in den Ferien bei ihr in Überlingen. Ernst Fuhrmann lebt am selben Ort. 

1936 
Griechenlandreise mit Ernst Fuhrmann. Anschließend Arbeit an einem Buch über die Reise. Zwei Handschriftliche Fassungen mit eingeklebten Photographien von dem Buch existieren (Frau Elisabeth Mertens und Frau Ilse Katz-Fuhrmann-Wassermann). Sardinien-Reise 

1937 
Else Thalemann reist nach Paris zur Weltausstellung, ob mit Ernst Fuhrmann ist nicht belegt. 

1938 
Ernst Fuhrmann emigriert in die USA nach New York. 
Else Thalemann lebt ein halbes Jahr in der Rudolf Steiner Stiftung in Dornach in der Schweiz. 

1939/45 
Zurück in Berlin photographiert Else Thalemann weniger, sie nimmt zeitweilig Malunterricht. Die Tochter ist weiterhin im Internat in Salem. Ein großer Schicksalsschlag ist der Tod ihres Sohnes Wolfgang, der 1942 kurz vor Weihnachten in Russland fällt. Das veranlaßt eine starke Hinwendung zur Religion.
Die Wohnung in der Heerstraße wird von Bomben getroffen, brennt aus und Thalemann verliert alle Photographien, Negative, Malereien. 

1945/46 
Else Thalemann läßt sich von ihrem Mann scheiden. Auf dem Weg über Ahrenshoop, Schwerin und einen Aufenthalt am Bodensee wird sie in Freiburg ansäßig. 
Im Auftrag für einen Verlag fertigt sie für ein Lexikon Blumenzeichnungen an. 

1950-84 
Sie nimmt wieder ihren Mädchennamen Dorothea Moosdorf an. Sie hat die professionelle Photographie aufgegeben, doch auf den Reisen, die sie weiterhin unternimmt, macht sie Aufnahmen. 

1965 
Sie besucht Griechenland, es entsteht eine Broschüre „Griechische Klöster und Heilige der Ostkirche“ mit Unterstützung des Erzbischöflichen Ordinariats Freiburg. Sie schreibt Artikel für eine kirchliche Zeitung. 

1980 
Übersiedlung in die Seniorenresidenz Augustinum in Mölln bei Hamburg. 

1984 
Else Thalemann stirbt am 19. Oktober während einer Reise im Stift Lauterbach. 

1993 
DAS VERBORGENE MUSEUM Berlin eröffnet im Mai die Ausstellung „ELSE THALEMANN – Industrie- und Pflanzenphotographie der 1920er und 1930er Jahre“ 

In der Ausstellung „Women at the Edge“ im Getty Museum, Los Angeles ist Else Thalemann mit einigen Arbeiten vertreten.

Dazu Christopher Knight in der Los Angeles Times, Art Review, 26. August 1993
„Ein Grund für ihre relative Unbekanntheit liegt zum Teil darin, dass ihre publizierten Bilder, wie es damals bei Veröffentlichungen üblich war, häufig ihren Arbeitgebern: Heinrich Hauser und Ernst Fuhrmann zugeschrieben wurden.
Sie war noch verhaftet in der damals vorherrschenden Unselbständigkeit.

Frauen drängten rasant in bislang begrenzte Bereiche des gesellschaftlichen und öffentlichen Lebens und emanzipierten sich dadurch zunehmend, wurden aber dennoch deutlich unter Kontrolle gehalten. Thalemann konnte als Photojournalistin angestellt werden, aber ihre eigene Identität als Photographin war nicht gewährleistet.“ 


Nachtrag um 2001 
Der Fotograf Wolfgang-Peter Geller erwirbt von Mathias Schroeder – Enkel von Wilhelm Arnholdt, Verleger und Erbe von Ernst Fuhrmann – einen Teilnachlass mit Negativ-Konvolut aus Ernst Fuhrmanns „Folkwang-Auriga Verlagsarchiv“.

Wolfgang-Peter Geller lässt sich von dem Kunsthistoriker Dr. Rainer Stamm, seinerzeit Leiter der Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen und Kenner des Folkwang Archivs, ein Gutachten erstellen, in dem er die Fotografien von Else Thalemann, entgegen der Beschriftung auf der Rückseite, dem Journalisten Heinrich Hauser zuschreibt. Diese Zuschreibung an Else Thalemann begründet er als Wiedergutmachung von Seiten Ernst Fuhrmanns an die Fotografin.

Fuhrmann war von 1938 bis zu seinem Tod 1956 in New York ansässig. Er vermachte sein in Deutschland verbliebenes Archiv (Texte, Fotografien, Negative) dem Drucker und Maschinensetzerei-Besitzer Wilhelm Arnholdt, der mit dem Verlag Curt Brauns (auch Zusammenarbeit mit Ernst Fuhrmann in seiner Zeit in Deutschland) in den 1950er Jahren versuchte, Fotografien und Texte aus dem Folkwang-Auriga Verlagsarchiv zu veröffentlichen. Heinrich Hauser starb 1955. Der Nachweis der Autorschaft von Heinrich Hauser scheint zumindest nicht vollständig überzeugend. Das Gutachten von Dr. Rainer Stamm lag uns zu einer detaillierten Nachvollziehung seiner Beweisführung leider nicht vor.

 

 

Künstlerinnen  P - T

Eröffnung

Mittwoch, 05. Mai 1993 | 19.00 Uhr

Laufzeit

06. Mai 1993 bis 27. Juni 1993

Öffnungszeiten

Donnerstag | Freitag 15 - 19 h
Samstag | Sonntag 12 - 16 h

STANDORT | Adresse

DAS VERBORGENE MUSEUM
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg   

 

Einladungskarte: zur Ausstellung

 

Katalog: zur Ausstellung

ELSE THALEMANN – Industrie- und Pflanzenphotographie der 20er und 30er Jahre,
48 S., s/w Abb., Das Verborgene Museum, Berlin 1993 

STANDORT > ADRESSE

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