TARO, GERTA
TARO, GERTA
1910
1937
Biografie

 

1910 
Am 1. August wird Gerta Pohorylle in Stuttgart geboren, als Tochter des Kaufmanns Heinrich Pohorylle und seiner Frau Gisela, geborene Boral, die beide in Ostgalizien aufgewachsen waren, wo auch später ihre beiden Brüder Oskar (1912) und Karl (1914) geboren wurden. 

1917-27 
Sie besucht die Königin-Charlotte Realschule, die erste höhere Mädchenschule in Stuttgart bis Juni 1927 mit gutem Abgangszeugnis. Die Unterstützung einer vermögenden Tante ermöglicht Gerta angemessene Ausbildung und Lebensstil. 

1927-28 
Ein Jahr im Pensionat „Villa Florissant“ in Chamblandes-Pully bei Lausanne am Genfer See, dort lernt sie französisch und englisch.  Anschließend besucht sie die höhere Handelsschule Rotebühlstraße in Stuttgart. Sie liest Kurt Tucholsky, Alfred Polgar und die „Berliner Illustrirte Zeitung“. 

1929-33 
Familie Pohorylle zieht nach Leipzig um. Gerta besucht nun dort die fortschrittlich-humanistische Gaudigschule, die neben dem gymnasialen Zweig auch Studien für angehende Lehrerinnen, Ausbildungsgänge für Hauswirtschafterinnen und Kurse in Stenografie anbot. Gerta nimmt wahrscheinlich am Hauswirtschafts- und Kochunterricht teil. Sie freundet sich mit der Mitschülerin Ruth Cerf an.

Sie lernt Dina Gelbke und ihren Sohn Georg Kuritzkes kennen, der Mitglied im „Sozialistischen Schülerbund“ ist, einem kommunistischen Jugendverband (KJVD).  

1932 
Blutige Zusammenstöße zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten oder Sozialdemokraten im Sommer in Leipzig.

Georg Kuritzkes geht zum Medizinstudium nach Berlin. 

1933 
Die Machtübergabe an die Nationalsozialisten erschwert die Lage. Im März kommt Gerta  nach einer Flugblattaktion einige Tage  „in Schutzhaft“ ins Polizeigefängnis. Ihre Brüder tauchen unter. Im Sommer bereitet sie sich, wie auch die Freundin Ruth Cerf auf die Ausreise vor, nach Paris. Der Freund Georg Kuritzkes war bereits nach Italien geflohen. Im Spätherbst kommt sie in Paris an. Nach intensiver Suche findet sie mit Ruth ein Zimmer nahe dem Quartier Latin. Sie tippt für den emigrierten Psychoanalytiker  Dr. René Spitz. 1934

Mit Gelegenheitsjobs u.a. als Sekretärin verdient sie ihren Lebensunterhalt. Im „Café Capulade“ in Paris trifft sie gleichgesinnte Exilanten. Im September lernt sie den Ungarn André Friedmann (1913-1954) kennen, der bei der Foto-Agentur Dephot in Berlin die Grundlagen der Fotografie kennengelernt hatte, nun in Paris Bekanntschaft mit dem ungarischen Fotografen André Kertész und dem polnischen Fotografen David Shymin „Chim“ macht. Er will in der Fotografie Fuß fassen. 

1935 
Sie wohnt nun bei dem deutschen Exil-Fotografen Fred Stein, der das Badezimmer auch als Dunkelkammer nutzt; dort kann auch Friedmann arbeiten. Und Gerta lernt die Geheimnisse der Fotografie kennen.

Gerta und André Friedmann werden ein Liebespaar, sie arbeiten zusammen und nehmen im September eine gemeinsame Wohnung. Gerta arbeitet auch für Maria Eisner, die Gründerin von „Alliance Photo“, Paris. Diese Agentur vertritt Fotografen, die dem Neuen Sehen verbunden sind, fasziniert vom Fremdartigen, begeistert von Technik, moderner Architektur und ungewohnten Perspektiven. Taro schult hier ihr Sehen, lernt Stilrichtungen, Techniken kennen und bildet ihre künstlerischen Ansprüche und Intentionen heraus. 

1936 
Gerta erhält ihren ersten Presseausweis von Imre Rona, dem Leiter der Amsterdamer Agentur „A.B.C.Press-Service“. Im Frühjahr kreiert sie die Pseudonyme Robert Capa und Gerda Taro für sich und ihren Freund. 

Sie arbeiten als Bildreporter, Capa überwiegend mit der Leica und Taro mit einer Rolleiflex. Sie sind auf den Straßen von Paris, beim Streik bei Renault und Arbeiteraufmärschen.  

Am 17. Juli beginnt der Spanische Bürgerkrieg. Taro und Capa treffen am 5. August in Barcelona ein und beginnen sofort in der Stadt zu fotografieren, Mitte August sind sie an der Aragon-Front, dann geht es weiter nach Madrid. Im September fotografieren sie an der Cordoba-Front. Im Oktober besuchen beide Paris und Gerda macht sich auf die Reise nach Neapel, Italien, um Georg Kuritzkes zu besuchen und ihn zu begeistern, sich den Internationalen Brigaden in Spanien anzuschließen. 

1937 
Im Januar kommt Georg Kuritzkes mit einigen Kollegen in Paris an, um von dort nach Spanien weiter zu fahren und sich den Brigaden anzuschließen. Taro und Capa sind an der spanischen Südostküste. Deutsche Bomber und italienische Panzer haben mit den spanischen Faschisten Malaga eingenommen und die internationalen Brigaden zurückgedrängt.

Ab März stempelt Taro ihre Aufnahmen auch mit PHOTO TARO, z.B. die Bilder aus Guadalajara.

Immer wieder benötigen Taro und Capa Papiere, die sie berechtigen, auf den Kriegsschauplätzen zu fotografieren, dafür sind sie im April wieder in Paris. Dort erfahren sie von der Zerstörung der Stadt Guernica (26.4.1937): dem Massaker an Zivilisten und der Bombardierung durch die deutsche „Legion Condor“ und die italienische Truppe „Volontarie“ zusammen mit den spanischen Faschisten.

Wieder in Spanien trifft Taro in Jarama Joris Ivens bei Dreharbeiten von „The Spanish Earth“; sie lernt auch den Drehbuchautor, den amerikanischen Journalisten Ernest Hemingway, kennen.  

Im Mai ist Capa in Bilbao, Taro geht nach Valencia, die Stadt wird gerade von den Faschisten bombardiert. Im Juni sind beide an der Segovia Front, im Juli in Valencia zum „II. Internationalen Schriftstellerkongreß zur Verteidigung der Kultur“.

An der Brunete-Front während eines Angriffs der „Legion Condor“ auf Villanueva de la Canada wird Gerda Taro von einem republikanischen Panzer überrollt und stirbt am 26. Juli an den Folgen.

Am 1. August ist die Beisetzung in Paris auf dem Friedhof Père Lachaise. Der Trauerzug mit den Aktivisten Louis Aragon, Henri Cartier-Bresson, Egon Erwin Kisch, Madeleine Jacob, Hans Namuth, Pablo Neruda, Paul Nizan, Maria Rabaté, Anna Seghers, Tristan Tzara, Lucien Vogel u.v.a. und Tausenden Menschen wird zu einer Demonstration gegen den Faschismus.  

Die Aufnahmen aus dem Spanischen Bürgerkrieg von Gerda Taro und Robert Capa erscheinen in VU, Regards, Ce Soir (ab 1.3.1937), Volks-Illustrierte, Schweizer Illustrierte Zeitung, Zürcher Illustrierte, Španĕlsko, u.v.a. 

1954 
Robert Capa kommt im Ersten Indochina-Krieg am 25. Mai in Thái Binh durch eine tödliche Mine ums Leben. 

1994 
Die Autorin, Kunsthistorikerin und Kulturwissenschaftlerin Irme Schaber veröffentlich nach intensiven Recherchen die Biografie „Gerta Taro – Fotoreporterin im Spanischen Bürgerkrieg“.

Taros Fotografien werden mit denen von Robert Capa im ICP New York (International Center of Photography) aufbewahrt.

Der Leiter des ICP Cornell Capa (1918-2008, Bruder von Robert Capa) gibt nur wenige Fotografien für Buch und Ausstellung  frei, die Gerda Taro zugeschrieben werden dürfen.

Irme Schaber und der Jonas Verlag Marburg stellen eine Ausstellung GERTA TARO zusammen, die erstmals in Marburg im Institut der Europäischen Ethnologie zu sehen ist 

1995 
DAS VERBORGENE MUSEUM, Berlin, zeigt die GERTA TARO Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Biografin Irme Schaber und dem Jonas Verlag Marburg, anhand von ausgewählten Reproduktionen, Dokumenten und Original-Zeitschriften.  

2007 
Irme Schaber, Kristen Lubben und Richard Whelan (Biograf von Robert Capa) initiieren im ICP in New York die Ausstellung mit Katalog GERDA TARO, die eine weitgefasstere Sicht auf das fotografische Werk der Fotografin gibt und viele, bisher Robert Capa zugeschriebene Arbeiten, jetzt Taro zuschreibt. 

2010 
Erst nach der Entdeckung des „Mexikanischen Koffers“, in dem die Negative und Kontakte von Gerda Taro, Robert Capa und Chim wieder aufgefunden werden, wird es möglich, das ganze Ausmaß der Arbeiten von Gerda Taro aufzuzeigen. 

2013 
Nach den neuen Recherchen zu GERDA TARO erscheint von Irme Schaber die Publikation „Gerda Taro – Die Kamera zieht in den Krieg“ im Jonas Verlag Marburg.

Künstlerinnen P-T
Ausstellung

Eröffnung 
Mittwoch, 3. Mai 1995 | 19 h


Zur Einführung spricht 
Irme Schaber 
Biographin von Gerta Taro


Laufzeit
4. Mai - 2. Juli 1995

Öffnungszeiten
Fr 15 - 19 h | Sbd - So 12 - 16 h 

LESUNG |  05. Mai 1995 | 20 h 
Irme Schaber liest aus der Biographie
Gerta Taro - Photoreporterin im Spanischen Bürgerkrieg

LESUNG | 10. Mai 1995 | 20 h 
Erinnerungen aus dem Widerstand 1938 - 1945 
Ingrid Kähler liest aus den Autobiograohischen Aufzeichnungen der Architektin
Margarete Schütte-Lihotzky

LESUNG | 31. Mai 1995 | 20 h
Weiter Leben . Eine Jugend 
Autobiographisches von Ruth Klüger
aus Wien und Auschwitz

STANDORT | Adresse 
DAS VERBORGENE MUSEUM
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg

 

Flyer zur Ausstellung

 

Publikation: liegt zur Ausstellung vor:

Irme Schaber
Gerta Taro – Fotoreporterin
im Spanischen Bürgerkrieg
Eine Biographie, 218 s., 118 s/w Abb.
Jonas Verlag Marburg 1994

Die Ausstellung wurde von Irme Schaber und dem Jonas Verlag zusammengestellt.

Mit Unterstützung der Senalsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten: Beirat des Künstlerinnenprogramms

 

STANDORT > ADRESSE

Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
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