1900
Adele Louise Sophie Stomps wird am 5. Oktober als zweites Kind des Rechtsanwalts und Justiziars Otto Stomps (1860-1931) und seiner Ehefrau Else Stomps, geb. Kempff (1873-1952), in Berlin geboren. Die Familie wohnt im Tiergartenviertel, ab 1910 in Berlin-Lichterfelde im eigenen Haus. Ihr Bruder ist der 1897 in Krefeld geborene Schriftsteller und Verleger Victor Otto Stomps (1897-1970), genannt VauO.
1917
Louise Stomps schließt das Elisabeth Lyceum in Berlin-Lichterfelde-Ost ab. Erste Tierskulpturen.
1918
Besuch eines Mädchenpensionats in Feldafing am Starnberger See.
1920-1922
Heirat mit dem zehn Jahre älteren Diplom-Ingenieur Hans Becker. 1921 Geburt der Tochter Inge; 1922 Geburt der Tochter Annemarie
1927
Scheidung. Louise Stomps wohnt mit ihren Töchtern im elterlichen Haus in Berlin-Zehlendorf, Teichstraße 10.
1928-1932
Abendaktklasse bei Prof. Johannes Röttger an den Vereinigten Staatschulen für freie und angewandte Kunst, Berlin. Besuch der Bildhauerklasse von Milly Steger im Verein der Künstlerinnen, Berlin (VdBK). Mitglied im VdBK 1928-1943. Holzskulpturen. Erste Ausstellungsbeteiligungen an den Juryfreien 1928 und 1929.
1931
Tod des Vaters. Arbeiten in Stein, 1935/36 entsteht die steinerne Grabskulptur Mutter Erde für das Familiengrab auf dem Städtischen Friedhof in Berlin-Zehlendorf.
1932
Beginn der selbständigen Arbeit als Bildhauerin. Sie trifft die Bildhauerin Lidy von Lüttwitz (1902-1996), mit der sie zeitweise eine Liebesbeziehung, danach eine lebenslange Freundschaft verbindet; einige Jahre nutzen sie gemeinsam ein Atelier, zuerst in Berlin-Grunewald, danach in der Schaperstraße 32 in Berlin-Wilmersdorf.
1933-1936
Stomps zieht mit ihren Töchtern und der Mutter nach Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 88, um in der Anonymität der Stadt freier zu sein; das Haus in Berlin-Zehlendorf wird vermietet.
Sie wird Mitglied in der Reichskulturkammer, um Materialbezugsscheine zu bekommen und ihre Arbeitsmöglichkeiten als Bildhauerin aufrecht zu erhalten.
Gelegentliche Teilnahme am Stammtisch der Rabenpresse (1926-1937), dem Verlag ihres Bruders VauO Stomps in Berlin, der unter Beobachtung der Nationalsozialisten steht; hier u.a. Zusammentreffen mit Ludwig Meidner, Paul Steegmann, Luigi Malipiero, Oda Schaefer.
1936
Ablehnung des NS-Regimes und nach dem Ausschluss der Arbeiten von Käthe Kollwitz und Ernst Barlach aus der Jubiläumsausstellung der Akademie der Künste Berlin, Rückzug aus der Öffentlichkeit. Aus Solidarität stellt sie nicht mehr aus.
1937
Zusammen mit Lidy von Lüttwitz und Else Driessen Besuch der Weltausstellung in Paris.
Umzug in die Achenbachstraße 3.
1938-39
Durch Vermittlung ihres Bruders VauO Begegnung mit der Malerin, Sammlerin, Mäzenin und Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath (1893-1983), die 1940-43 Ausstellungen “entarteter“ Künstler in ihrem Berliner Atelier in der Regensburger Straße im privaten Kreis zeigt.
Ihr Atelier Schaperstraße wird von den Nationalsozialisten zur Nutzung beansprucht; sie findet ein Atelier in der Neuen Grünstraße in Berlin-Mitte, Lidy von Lüttwitz in Berlin-Hermsdorf im Norden Berlins.
1940
Nach den ersten Bombenangriffen mietet sich Louise Stomps in Caputh bei Potsdam ein Fluchtasyl und vergräbt dort einige ihrer Skulpturen.
1943
Bei Bombenangriffen werden am 3.11. ihre Wohnung, Achenbachstr.3, Berlin-Wilmersdorf, und am 23.11. das Atelier in Berlin-Mitte, Neue Grünstr.40, vollständig zerstört; Verlust aller dort verbliebenen Arbeiten. Sie lebt und arbeitet von nun an in Notquartieren. Sie gibt einem verfolgten Kommunisten Unterkunft, verteilt Flugblätter gegen die Nationalsozialisten.
1945
Sie wird denunziert und muss wegen Verdachts der Spionage sechs Wochen in russische Haft. Im August eröffnet in Berlin die Galerie Rosen am Kurfürstendamm 215 die erste Ausstellung. An der 3. Ausstellung im Oktober/November Plastik und Bildhauerzeichnungen nimmt Louise Stomps zusammen mit Paul Dierkes, Karl Hartung, Gottfried Kappen, Gustav Seitz, Renée Sintenis, Christian Theunert, Hans Uhlmann teil.
Sie mietet ein Atelier in der Schillerstraße 21 in Berlin-Charlottenburg.
1946
Einladung und Teilnahme am Wettbewerb „Mahnmal der Hingerichteten in Plötzensee“.
Ausstellungsbeteiligung an der 1. Deutschen Kunstausstellung der Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone im Zeughaus Unter den Linden, Berlin; Ende des Jahres ist sie in der Mappe Grafik 1946 der Galerie Rosen als einzige Bildhauerin mit einer Arbeit vertreten.
1947
Sie lehnt das Angebot ab, die Klasse für Holzbildhauerei an der Staatlichen Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar zu leiten.
Im August zusammen mit Hans Kuhn Ausstellung in der Galerie Rosen; im Winter Teilnahme an der Jahresschau, außerdem im Almanach 1947 der Galerie Rosen vertreten.
1948
Der Magistrat von Berlin kauft die Eichenholz-Skulptur Das Paar, 1938, (heute Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie) für die sich in Planung befindende Galerie des 20. Jahrhunderts.
1949
Louise Stomps richtet sich ein Atelier im Keller des vermieteten elterlichen Hauses in Berlin-Zehlendorf in der Teichstraße 10 ein.
1950
Am 17. März findet die Gründung des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlins statt, zu der Louise Stomps zusammen mit Hannah Höch, Renée Sintenis, Augusta von Zitzewitz und 27 weiteren Künstlern aufgerufen hat. Stomps, versehen mit dem Mitgliedsausweis Nr.3, ist neben Else Driessen die einzige Künstlerin im Aufnahme-Ausschuss.
1950er Jahre
Kauf eines gebrauchten BMW Motorrads mit Beiwagen, einer ehemaligen Polizeimaschine von 1933.
In den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u.a. mehrfach im Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, außerdem in Berlin, Düsseldorf, München, Oldenburg, Rosenheim, Wasserburg am Inn.
1951
Louise Stomps erhält den Kunstpreis der Stadt Berlin mit einem Preisgeld von 1000 DM; damit bekommt zum ersten Mal nach Renée Sintenis 1948 wieder eine Künstlerin den Preis zugesprochen.
1952-1953
Tod der Mutter.
Internationaler Wettbewerb Der Unbekannte Politische Gefangene, ausgeschrieben vom Institute of Contemporary Art, London; als einzige Künstlerin unter den zwölf deutschen Finalisten kommt sie in die internationale Auswahl nach London. Bei der Entscheidung im März 1953 in London erhält sie eine “ehrenvolle Erwähnung“ und 25 £ Preisgeld.
Reisen nach Sylt und ins Ruhrgebiet, nach Dortmund, Essen, Wanne-Eickel zu Ausstellungsbesuchen mit Werken u.a. von Paul Klee, Max Ernst, Karl Schmidt-Rottluff.
1955
Besuch der ersten documenta in Kassel.
1957
In der Eremiten-Presse erscheint die Publikation Bildhauer-Skizzen mit Arbeiten von Louise Stomps.
1958
Teilnahme am Wettbewerb Internationales Denkmal für Auschwitz.
Hanna Bekker vom Rath zeigt in ihrem 1947 eröffneten Frankfurter Kunstkabinett eine Einzelausstellung mit Werken von Louise Stomps.
1960
Sie erwirbt in Rechtmehring in Oberbayern eine alte Kumpf-Mühle und richtet sich hier Atelier und Wohnung ein. Sie verlässt Berlin, um in der Natur konzentriert arbeiten zu können.
Die 1960er Jahre sind eine sehr produktive Schaffenszeit, sie arbeitet fast ausschließlich mit den Hölzern der Umgebung; dabei entstehen auch zahlreiche über drei Meter hohe, schlanke Skulpturen, wie z.B. Einsamer, Asket und Pilger.
1970
Ihr Bruder Victor Otto Stomps stirbt.
Lidy von Lüttwitz und Else Driessen ziehen in die Räume der alte Brauerei des Klosters Altenhohenau bei Wasserburg am Inn.
1979
Die Galerie der Künstler zeigt in ihren Räumen im Staatlichen Museum für Völkerkunde, München mit 147 Skulpturen eine umfangreiche Einzel-Verkaufs-Ausstellung.
1983
Der Kunstverein Rosenheim wählt als Jahresgabe ihre Skulptur Kleiner Wassergeist von 1971 und bietet die Bronze in einer Auflage von 30 Stück an.
1984
Kauf eines roten Motorrads Yamaha XS 650 mit Squire Seitenwagen.
1988
Am 22. April stirbt Louise Stomps in Wasserburg am Inn an den Folgen eines Motorradunfalls.
2009
Die Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie, Architektur erhält sechs Skulpturen und 99 Zeichnungen, sowie den schriftlichen Nachlass als Zustiftung durch die Erben Berhold Kogut und Peter Schrader.
2013
Vertreten in der Ausstellung “Künstlerinnen im Dialog – Gemälde.Fotografien.Skulpturen“, DAS VERBORGENE MUSEUM 22.8.-6.10.2013
2018
In der Ausstellung “Die erste Generation – Berliner Bildhauerinnen der Moderne“ im Georg Kolbe Museum, Berlin, ist Louise Stomps mit ca. zwanzig Arbeiten vertreten.
2018/19
Vertreten in der Ausstellung: “Bildhauerinnen. Von Kollwitz bis Genzken“ im Städtischen Museum Heilbronn, Kunsthalle Vogelmann, die anschließend in Bremen, im Gerhard-Marcks-Haus und in den Museen Böttcherstraße, gezeigt wird.
2019
Die Erben machen der Stadt Wasserburg am Inn eine Schenkung von 16 Skulpturen, die in der öffentlichen Bibliothek ausgestellt sind.
2021
Im Oktober präsentiert DAS VERBORGENE MUSEUM die Retrospektive Louise Stomps – Natur Gestalten in der Berlinischen Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie u. Architektur in Berlin.
DAS VERBORGENE MUSEUM
zu Gast in der Berlinischen Galerie
NATUR GESTALTEN
Skulpturen 1928 – 1988
19 – 20 Uhr
mit Eröffnungsreden
Verbindliche Anmeldung bis 8.10.21 unter
berlinischegalerie.de/anmeldung-eroeffnung-stomps
Einlass ab 18 Uhr
Es stehen keine Sitzplätze zur Verfügung
ES SPRECHEN
Dr. Thomas Köhler
Direktor Berlinische Galerie
Dr. Klaus Lederer
Senator für Kultur und Europa
Elisabeth Moortgat
Vorstand DAS VERBORGENE MUSEUM
EINLASS OHNE Anmeldung
LAUFZEIT
15. Oktober 2021 – 17. Januar 2022
Landesmuseum für Moderne Kunst
Fotografie und Architektur
Alte Jakobstraße 124-128
10969 Berlin
HYGIENEMASSNAHMEN
Bitte informieren Sie sich auf der Website der BG unter g.berlin/hygienemassnahmen
über die aktuellen Hygienemaßnahmen
Bildzitate |Ausstellung Louise Stomps | 15. 10. 2021 – 17. 01. 2022
PUBLIKATION zur Ausstellung
LOUISE STOMPS
NATUR GESTALTEN 1928-1988 | Skulpturen und Zeichnungen
Hrg: Marion Beckers und Elisabeth Moortgat
HirmerVerlag, ISBN 978-3-7774-3776-7, Berlin 2021,
STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt.
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AKTUELLE Rufnummer
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