POPPER, GRETE
POPPER, GRETE
1897
1976
Biografie

 

1897 
Am 5. September wird Margaretha Julie Popper, genannt Grete, in Prag-Karlin geboren. Der Vater Julius Popper  (8. 3.1860 Bucovice/Mähren – ca. 1925) ist jüdischer Abstammung und arbeitet seit 1890 – vermutlich - als Generalsekretär in der Prager Zweistelle der Wiener Versicherungsgesellschaft. Die Mutter Johanna, geborene Volná / Wolny
(9. 4. 1870 Brünn – ca. 1925) übt keinen Beruf aus.

Am 14. September 1897 wird Grete Popper in der römisch-katholischen Kirche St. Cyril und Methodius in Prag-Karlin getauft. Sie hat aus Julius Poppers erster Ehe einen zwölf Jahre älteren Stiefbruder, Kurt, der bis 1925 in Brno lebt und dann nach Prag-Smichov zieht, wo er als Sekretär ebenfalls bei der Wiener Versicherungsgesellschaft arbeitet; später wird er Direktor des Unternehmens Fanta. 1938 ändert er seinen Namen von Popper in Popler. Bei seiner Ehefrau Milada, geb. Kasparides könnte es sich um Mila Popper, eine Amateurphotographin handeln, unter deren Namen in den 1930er Jahren in Das Lichtbild Aufnahmen veröffentlicht wurden. 

1920 
Um 1920 beginnt Grete Popper zu photographieren. Wo sie sich das Photographieren angeeignet hat, ist nicht bekannt.
Seit Mitte der 1920er Jahre photographiert sie kontinuierlich; in den 1930er Jahren engagiert sie sich aktiv sowohl in tschechischen als auch in deutschen Amateurvereinen. 

1922 
Seit dem 30. April arbeitet Grete Popper als Angestellte in der Geschäftsdirektion der Poldi Eisenhütten Werke in Kladno bei Prag. 

1925 
Nach dem Tod der Eltern bezieht sie eine Wohnung in Prag XII, in der Na Svihance 8. Diese Adresse tragen auch ihre Photographien aus der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg. 

1931
Zum ersten Mal wird eine Aufnahme von Grete Popper veröffentlicht in der Zeitschrift Fotografický obzor (Fotografische Rundschau), der ältesten illustrierten tschechischen Monatsschrift für Amateurphotographie und Photoliebhaber. Außerdem erhält dieses „Katzenportrait“ im nationalen Kodak-Wettbewerb den dritten Platz in der Kategorie „Tiere“.

1931-1932 
Im Jahrbuch The American Annual of Photography ist Popper in der Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an internationalen Photographie-Salons verzeichnet. 

1932 
Spätestens 1932 ist Grete Popper dem Klub deutscher Amateurphotographen Prag beigetreten und zur selben Zeit auch der British Royal Photographic Society. In diesem Jahr nimmt sie auch an der 6. Ausstellung des Deutschen
Lichtbildner-Verbandes in der C.S.R., in Opava, und an der 77. Jahresausstellung der Royal Photographic Society in London teil. Im Dezember gewinnt sie den 2. Preis und eine lobende Erwähnung für zwei Photographien, die sie im Klub deutscher Amateurphotographen in Prag ausstellt. 

1932-1933 
Grete Popper arbeitet nun als Sekretärin in der Triester Assicurazione generali und Moldavia Versicherungsgesellschaft.
Vom 1. Stock des Versicherungsgebäudes aus entsteht eine Serie mit Aufnahmen vom Wenzelsplatz in Prag.

The American Annual of Photography erwähnt für dreizehn Ausstellungen dreißig Photographien mit denen Grete Popper vertreten war. Auf der 7. Jahresausstellung des Deutschen Lichtbildnerverbandes im Okt./Nov. in Prag erhält sie die Goldmedaille für die Portraitstudie „Frauenkopf“. 

1933-1937 
Grete Popper begegnet dem Photographen Richard Levy, gen. Errell (1899 Krefeld – 1986 Locarno) in Prag, der aus Deutschland emigriert, 1937 nach Palästina geht . Als Photograph und Graphiker war er in Berlin, vor allem mit seinen Ideen im Werbefach, sehr erfolgreich. Grete Popper hält während seines Prager Aufenthalts engen Kontakt zu Errell und stellt ihm ihre Dunkelkammer zur Verfügung. 

1934 
Grete Popper nimmt an der 2. Internationalen Ausstellung der Sozial-Photographie im Metro Palace in Prag teil.
Die Ausstellung wurde von der Film und Photo-Sektion der „Linken Front“ organisiert, einer Gruppierung, in der sich auch ein Teil der Künstler-Avantgarde engagiert hatte. Sie beteiligen sich am Widerstand gegen Hitler. Auch regen sie die Mitglieder der Amateurphotographen Klubs an, soziale Motiven in ihre photographischen Arbeiten mit einzubeziehen. 

1935-1936 
Grete Popper ist international in Salons und auf Ausstellungen beteiligt (14 x 1935; 12 x 1936). Ihre Photographien sind auf den Jahres-Ausstellungen des Deutschen Lichtbildner-Verbandes in der C.S.R. und der Royal Photographic Society zu sehen; sie nimmt an internationalen Wettbewerben teil.

Grete Popper photographiert auf Volksfesten in Böhmen und Mähren; von diesen ethnographischen Aufnahmen gelangen einige nach Paris in die Agentur Pawel Barchan und auf diesem Wege zur Veröffentlichung in illustrierten Magazinen. 

1937 
Am 21. September photographiert Grete Popper beim Begräbnis des Staatspräsidenten Tomas G. Masaryk. 

1938 
Grete Popper ist mit anderen Amateur- und Berufs-Photographen auf der 10. Sokol Verbandsausstellung in Prag vertreten. Im Katalog zum letzten Tschechischen Photographischen Salon (Lom bei Most) vor dem Weltkrieg ist ihr Name nicht mehr genannt.  

1939 
Mit ihrer Teilnahme an achtzig Salons in fünf Jahren rangiert Grete Popper auf dem 1. Platz unter den Tschechischen Amateurphotographen und an der 75. Stelle im Register des The American Annual of Photography. 

1940-1945 
Grete Popper verbringt die Kriegszeit wahrscheinlich in Prag. Über ihre Lebensumstände ist nichts bekannt. 

1945 
Grete Popper arbeitet als Dolmetscherin und Übersetzerin für Tschechisch, Deutsch, Englisch und Französisch im Internationalen Studentenverband in Prag. Sie macht Übersetzungen für Zeitschriften und gibt privat Sprachunterricht. Photographien entstehen nur noch zur persönlichen Verwendung, an Ausstellungen nimmt sie nicht mehr teil und seit dieser Zeit sind auch keine Arbeiten mehr veröffentlicht. 

1949 
Grete Popper zieht in eine möblierte Wohnung in der Za Hládkovem 677/18, wo sie bis Mitte der 70er Jahre bleibt. Hier macht sie die Bekanntschaft mit der Nachbarin  Ladislava Coufalová und deren Familie. Der Tochter Helena, verheiratete Loub und deren Sohn Ladislav vererbt Grete Popper ihren gesamten Besitz: ihre Photographien, Bücher und Reise-Souvenirs. 

1958-1967 
Grete Popper reist als Dolmetscherin des Internationalen Studentenverbandes Prag in den Irak, nach China (1958), Frankreich, Japan, Korea, Kuba, in den Libanon, nach Deutschland/Leipzig (1958), Mexiko, in die Mongolei (1967), die UDSSR, die USA, nach Großbritannien und Vietnam. Von diesen Reisen bringt sie Postkarten und eine große Sammlung Dias mit, auf denen sie die Reiseteilnehmer und Land und Leute festgehalten hat. Nur ein kleiner Teil davon ist noch erhalten. 

1968-1976 
Grete Popper photographiert die Kinder der befreundeten Familie Loub, meist in ihrer Wohnung mit einer großen Lampe als Lichtquelle oder auf dem Balkon: einige Aufnahmen verschickt sie an Zeitschriften. 

1976 
Nach einem überstandenen Herzanfall geht Grete Popper ins Altersheim in Krásna Lipa bei Decin zwischen Prag und Dresden und stirbt noch am 4. November desselben Jahres.
Im Frühjahr 1977 wird die Asche in das Grab der Familie Coufal/Loub auf dem Friedhof in Prag-Malvazinky gebracht. Grete Poppers Name ist nicht auf dem Grabstein verzeichnet.

1984 
Ladislav Loub gibt einen Großteil des Nachlasses von Grete Popper in die Abteilung Geschichte im Mährischen Provinzial Museum in Brno, von wo aus die Photographien an andere Abteilungen und Museen übergeben wurden:

Moravská Galerie, Brno (Hauptteil des Nachlasses)// Ethnographisches Institut (dreißig Negative ethnologischen Inhalts, Aufnahmen von Volksfesten in Südmähren)// Abteilung Geschichte (ca. dreißig Abzüge von Reisen 1945 – 1976 und Portraits von Mitgliedern des Internationalen Studentenverband); 

An das Prager Stadtmuseum (ca. dreißig Negative mit Stadtmotiven); das Museum Nicéphore Niépce in Chalon-Sur-Saône in Frankreich besitzt eine Photographie ethnologischen Inhalts.

Im Besitz der Familie Loub befinden sich noch Kinder- und Familien-Aufnahmen der Photographin, darunter auch einige Selbstbildnisse. 

2005 
Die staatliche Moravská Galerie in Brno (Brünn) zeigt vom 7. April bis 3.Juni die erste Einzelausstellung (mit Katalog) mit Arbeiten von Grete Popper kuratiert vom tschechischen Photohistoriker Antonin Dufek unter Mitarbeit von Petra Trnková und Zuzana Kopecká.

Vom 1. September bis 30. Oktober zeigt DAS VERBORGENE MUSEUM in Berlin „Grete Popper – Fotografien der 1930er Jahre aus der Tschechoslowakei“.  

2006/07
In Prag findet im Kulturzentrum des Rathauses die Ausstellung „Gerete Popper – Fotografien“ statt. 

Künstlerinnen  P - T
Ausstellung
Publikationen  P-T

Eröffnung

Mittwoch, 31. August 2005 | 19.00 Uhr  

Es sprechen

Elisabeth Moortgat
DAS VERBORGENE MUSEUM

Veronika Zertova
Kulturattachè, Botschaft der Tschechischen Republik

Antonin Dufek
Kurator, Maravskà Galerie, Brno

Laufzeit

01. September bis 30. Oktober 2005

Öffnungszeiten

Donnerstag | Freitag 15 - 19 h
SBD 12 - 16 h

STANDORT | Adresse

DAS VERBORGENE MUSEUM
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg

 

Einladungskarte: zur Ausstellung 

Publikation
Grete Popper – Fotografie mezi dvěma světovými válkami / Photographs from the inter-war period
tschechisch/englisch (deutscher Text eingelegt)
Texte: Antonin Dufek, Petra Trnková,
Zuzana Kopecká
116 S., 66 s/w Tafeln, 
Hrsg. Moravská Galerie, Brno,
ISBN 80-86217-85-X, Kant Verlag, 2005 

 

Die Ausstellung ist eine Übernahme von der Moravska Galerie in Brno,
die auch die Fotografien von GRETE POPPER in ihrer Sammlung bewahrt.

Unterstützt von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und
Kultur - Künstlerinnenprogramm

 

STANDORT > ADRESSE

Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt.

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AKTUELLE Rufnummer

+49 (0) 30 861 34 64

MAIL>ADRESSE | weiterhin aktuell
 
 

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