1907
Johanna (Jeanne) Mandello wird am 18. Oktober 1907 in Frankfurt/Main geboren; Ihr Vater, Hermann Mandello, war Direktor des Kaufhauses Wronker (Hansa), seine Frau Amalia Margarethe, geborene Seligsohn, war ausgebildete Kindergärtnerin. Sie hatte eine neun Jahre ältere Schwester, Helene.
Literarische Abende im Elternhaus vermitteln den Töchtern von Jugend an Einblick in Literatur und Kunst. Sie besuchen die höhere Elisabethen-Mädchenschule.
Johanna war 14 Jahre, als ihre Mutter 1921 starb.
Ihr Großvater, Heinrich Mandello, hat in Paris Kunst studiert und arbeitete als Maler und Fotograf.
1925
Johanna Mandello macht Abitur und beginnt auf Wunsch des Vaters eine Hauswirtschaftslehre, die sie nach einigen Monaten abbricht.
1926
Sie meldet sich in Berlin zur Ausbildung an der Photographischen Lehranstalt des Lette-Vereins an. Zuerst wohnt sie bei ihrem Onkel, Richard Seligsohn, später mietet sie ein möbliertes Zimmer.
Sie begeistert sich für das kulturelle Leben in Berlin und besucht neben dem Studium Theateraufführungen, Konzerte und Ausstellungen.
1927
Wegen des Todes der Großmutter unterbricht sie die Ausbildung am Lette-Verein für ein Jahr, kehrt nach Frankfurt zurück und nutzt die Zeit zu einem Praktikum im Atelier des Leica-Pioniers, Dr. Paul Wolff; unter seiner Anleitung macht sie wichtige Erfahrungen mit fotojournalistischer Arbeit.
1928
Sie setzt die Ausbildung zur Fotografin am Lette-Verein in Berlin fort.
1929
Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer Berlin mit der Note »Sehr gut«. Zurück in Frankfurt/Main, richtet sie im Elternhaus ein Fotoatelier ein. Die Studienkollegin Nathalie von Reuter (1911-1990) wird für zwei Jahre ihre Mitarbeiterin; sie erhalten Aufträge zu Portrait-, Innen- und Außenaufnahmen sowie zu Landschaftsfotografien.
1932
Sie lernt den Werbefachmann Arno Grünebaum (1905 - 1990) kennen und bringt ihm das Fotografieren bei.
1933/34
Nach der Heirat mit Arno Grünebaum im Dezember flüchten sie, beide jüdischer Abstammung, vor den Nationalsozialisten im Januar 1934 nach Paris. Jeanne Mandello spezialisiert sich auf Modefotografie und eröffnet in der Rue d’Armaillé 10, Paris 17e das »Studio Mandello«. Sie erhält Aufträge u.a. von so bekannten Modehäusern wie Balenciaga, Lavin, Maggy Rouff, Mainbocher, Chanel u.a..
1938
Umzug in die Rue Jadin Nr. 5 bis. Gelegentliche Zusammenarbeit mit dem ebenfalls nach Paris emigrierten Fotograf Hermann Landshoff.
1939
Arno Grünebaum meldet sich zur Fremdenlegion und leistet Kriegsdienst in Nordafrika.
Jeanne Mandello arbeitet mit Grete Wertheim zusammen, die sie im Atelier von Dr. Paul Wolff in Frankfurt/M kennengelernt hat.
1940
Nach der Verordnung vom 13. Mai musste auch Jeanne Mandello wie alle deutschen Frauen in Paris wahrscheinlich das Sammellager Vélodrome d’Hiver aufsuchen und wurde von dort ins Lager Gurs transportiert. Geld, ihre Fotoausrüstung, sowie die Negative und Positive, ihren gesamten Besitz musste sie in Paris zurück lassen. Nach dem deutsch-französischen Waffenstillstand vom 22. Juni kam sie in Dognen, in der Nähe von Gurs bei einer älteren Frau unter.
Über das Rote Kreuz finden Jeanne Mandello und Arno Grünebaum wieder zusammen. Sie beantragen mit Unterstützung des bereits nach Argentinien emigrierten Onkels, Richard Seligsohn, Ausreise-Visen nach Uruguay.
1941
Am 17. März erhalten sie die Passierscheine, besteigen im Juni in Bilbao das Schiff und erreichen Montevideo, die Hauptstadt von Uruguay.
Am 15. Juli erhalten sie eine Aufenthaltsgenehmigung und verdienen sich mit Gelegenheitsarbeiten etwas Geld. Jeanne Mandello leiht sich eine Rolleiflex und fängt wieder an zu fotografieren: Gesellschaftsportraits und Motive für eine Tourismus-Zeitschrift.
1943
Erste Ausstellung in Uruguay.
»Los Mandello«, wie beide genannt werden, machen sich erneut einen Namen. Sie experimentieren mit Fotogrammen, mit solarisierenden Effekten und anderen, in den 1920er-Jahren entwickelten Techniken.
1952
Ausstellung “Mandello“ in Rio de Janeiro, Brasilien, im Museu de Arte Moderna. Jeanne Mandello trifft ihren Freund, Lothar Bauer (1905 - 1968) aus Frankfurt/M wieder, der als Redakteur für die Frankfurter Zeitung in Rio arbeitet. Sie trennt sich von Arno Grünebaum und lebt mit Lothar Bauer die nächsten sieben Jahre in Brasilien.
1953/54
Scheidung von Arno Grünebaum. Er kann weiterhin mit der Fotoausrüstung unter dem Namen »Mandello« arbeiten und geht zurück nach Paris.
1955
Hochzeit mit Lothar Bauer in New York
1959
Übersiedlung des Ehepaares Mandello-Bauer nach Barcelona. Jeanne Mandello arbeitet als freie Fotografin.
1970
Nach dem Tod von Lothar Bauer adoptiert sie das Mädchen Isabel aus Uruguay.
1997
Zum neunzigsten Geburtstag Retrospektive in Barcelona mit Katalog. »Mandello – Fotografias 1928-1997«
2001
Am 17. Dezember stirbt Jeanne Mandello in Barcelona.
Ihre Tochter Isabel Mandello de Bauer und ihr Neffe James Bauer betreuen den Nachlass.
2012 - 2013
Ausstellung mit Katalog » Jeanne Mandello – Imágenes de una fotógrafa exiliada« in Montevideo, kuratiert von Sandra Nagel; die Ausstellung wird auch in Uruguay und Argentinien gezeigt.
2016
DAS VERBORGENE MUSEUM zeigt die Doppelausstellung
»Schicksal Emigration: Gerti Deutsch 1908-1975 und
Jeanne Mandello 1907-2001« im Rahmen des 7. Europäischen Monats der Fotografie Berlin.
Eröffnung
Mittwoch, 28. September 2016 | 19 Uhr
Es sprechen
Elisabeth Moortgat
Das Verborgene Museum
Kurt Kaindl
FOTOHOF Salzburg, Kurator Gerti Deutsch
mit Amanda Hopkinson und Nicolette Roeske
Sandra Nagel
Kuratorin Jeanne Mandello
mit Isabel Mandello de Bauer und James Bauer
Laufzeit
VERLÄNGERUNG
29. September 2016 - 5 . März 2017
geschlossen 19.12.2016 - 4.01.2017
ÖFFNUNGSZEITEN
Donnerstag, Freitag 15 - 19 Uhr
Samstag, Sonntag 12 - 16 Uhr
VERANSTALTUNG
Bücherbazar im Dezember 2016
Adresse
DAS VERBORGENE MUSEUM
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg
verkehrsanbindungen
S5, 7, 75, 9 Savignyplatz
U2 Ernst-Reuter-Platz,
Bus M49, X34, 101 Schlüterstrasse
STADTPLAN
TELEFON
+49 (0) 30 313 36 56
MAILADRESSE
Jeanne Mandello | Bildzitate Ausstellung "Schicksal Emigration"
FLYER zur Ausstellung
AUDIO zur Ausstellung
Deutschlandradio Kultur vom 05.10.2016
Beitrag von Stefanie Oswalt
PUBLIKATION zur Ausstellung
Jeanne Mandello Die Welt im Blick
Perspektiven einer deutsch-jüdischen Fotografin im Exil 1928 - 1996
deutsch/englisch 21,- €
VIDEO
Interview mit Jeanne Mandello
Interviewerin: Susanne Knöner, Museum Folkwang, Essen 1994. German language
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem FOTOHOF archiv, Salzburg und
dem Nachlass Mandello, Barcelona | New York.