JÜRGENS, GRETHE
JÜRGENS, GRETHE
15. Februar 1899
08. Mai 1981
Biografie

 

1899
am 15. Februar wird Katharina Margaretha Jürgens, genannt Grethe, als Tochter des Lehrers Georg Gerhard Jürgens (1868-?) und seiner Ehefrau Ludvina Anna (geb. Eckert 1874-?) in Holzhausen bei Osnabrück geboren. Sie wächst in einem weltoffenen, bildungsbürgerlichen Elternhaus auf.

1902
Geburt des Bruders Johannes, der später Lehrer wird und anschließend Musik studiert und 1904 des Bruders Heinrich, der Zahnarzt wird und 1945/1946 verstorben ist.

1900
Übersiedlung der Familie nach Wilhelmshaven, wo der Vater als Rektor an einer katholischen Schule tätig ist.

1918
Abitur am Mädchengymnasium Königin-Luise-Schule in Wilhelmshaven.

Im Herbst Beginn des Architektur-Studiums an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg, wo Frauen seit 1909 Zugang zum Studium hatten. Grethe Jürgens wohnt in einem Mädchenpensionat.

Sie besucht die Berliner Nationalgalerie und fühlt sich besonders angesprochen durch die Malerei von Hans von Marées und Arnold Böcklin.

Wegen der Schließung der Hochschule infolge der Novemberrevolution reist Grethe Jürgens zurück nach Wilhelmshaven. 

1919
Sie schreibt sich in Hannover an der „Städtischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule, Maschinenbau- und Apparatebauschule“ im Fach Graphik ein. Seit 1914 war hier Dr. Wilhelm von Debschitz Direktor, der 1902 die Kunst-Reformschule Debschitz in München gegründet hatte; Leiter der Graphik-Klasse war seit 1909 Prof. Fritz Burger-Mühlfeld (1882-1969), ein Schüler von Franz von Stuck und seit ihrer Gründung 1917 der Hannoverschen Sezession zugehörig.

Sie trifft Gerta Overbeck (1898-1977), Ernst Thoms (1896-1983), Friedrich Busack (1899-1933) und Erich Wegner (1899-1980), die bei einer linksliberalen, antibürgerlichen Haltung und einem sozialen Empfinden für die einfachen Leute eine ähnliche Kunstauffassung verbindet. Sie schließen sich zu einer Gruppe zusammen, die 1925 um Hans Mertens (1906-1944) und Karl Rüter (1902-1984) erweitert, als Gruppe „Neue Sachlichkeit in Hannover“ bekannt wird.

Sie haben in der Liststadt, dem Arbeiterbezirk in Hannover, ihre Ateliers, sie unternehmen Wanderungen und Radtouren mit Skizzenblock und Malutensilien im Gepäck und vertreten eine gänzlich andere Richtung als die Avantgardisten, die wie Kurt Schwitters zum Kreis der 1916 gegründeten Kestner-Gesellschaft unter Leiter Paul Erich Küppers gehörten. 

1920
Eröffnung der Galerie von Garvens (Schließung bereits 1923), in der Herbert von Garvens (1883-1957) die damals moderne Malerei u. a. von Paula Modersohn-Becker, James Ensor,  Delauney, Carlo Mense, Kokoschka, Klee, Grosz, Archipenko, Kandinsky ausstellte.

1922
Die immer schlechter werdende wirtschaftliche Situation veranlaßte viele Studenten die Hochschule zu verlassen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Grethe Jürgens findet – durch Vermittlung des Lehrers Burger-Mühlfeld - eine Anstellung als Reklamezeichnerin bei der Firma Draht- und Kabelwerke Hackethal AG in Hannover; Gerta Overbeck geht als Kunstlehrerin nach Dortmund und kehrt erst 1931 nach Hannover zurück.

1924
Ausstellung der „Gruppe K“ in der Kestner–Gesellschaft mit Kurt Schwitters, Hans Nitschke, Friedrich Vordemberge-Gildewart, der 1927 Carl Buchheister und Rudolf Jahns beitreten und die sich von nun an „Die Abstrakten Hannover“ nennen.

1926
Grethe Jürgens, die bisher Kohle- und Tuschzeichnungen, Aquarelle und farbige Gouachen im überwiegend kleinen Format gemacht hat, malt ihr erstes Ölgemälde „Krankes Mädchen“.

1927
El Lissitzky installiert im Provinzialmuseum in Hannover im Auftrag des Direktors Alexander Dorner das Environment  „Kabinett der Abstrakten“.

1928
Grethe Jürgens kündigt die Stelle als Reklamezeichnerin und arbeitet für einige Monate in derselben Funktion für das Wirtschaftsmagazin „Der Manufakturist“. Danach entscheidet sie als freischaffende Künstlerin zu leben und nimmt nie wieder eine vertragliche Beschäftigung an.

An der ersten Ausstellung der Gruppe „Neue Sachlichkeit in Hannover“ in Nordhausen ist sie  mit zwei Gemälden beteiligt.

1929
Grethe Jürgens bezieht im Arbeiterviertel Liststadt die Dachwohnung im 5. Stock in der Podbielskistraße 112 (heute 288), wo sie bis zu ihrem Tode wohnt.

Auf der Frühjahrsausstellung des Kunstvereins und auf der 97. Großen Kunstausstellung ist sie mit jeweils einem Gemälde vertreten.

Sie tritt der „Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnen“ (GEDOK) bei, in der sich in Hannover u.a. Käthe Steinitz, Ellen Katzenstein (später Bernkopf) und Carry van Biema in der Abteilung Bildende Kunst und Yvonne Georgi für den modernen Tanz engagieren.

1931/32
Alle Mitglieder der Gruppe „Neue Sachlichkeit in Hannover“ sind auf der Herbstausstellung in Hannover vertreten.

Von November 1931 bis Juni 1932 erscheint „Der Wachsbogen“, eine kunstpolitische Zeitschrift einer Vereinigung von Malerinnen und Malern, Musikern, Literaten und Architekten um den Schriftsteller und Philosophen Gustav Schenk (1905-1969) und Grethe Jürgens. Jürgens engagiert sich für die Zeitschrift, in der Hoffnung, hier kunst- und kulturpolitische Ideen verbreiten zu können. Zusammen mit Gerta Overbeck besorgen sie per Fahrrad den Vertrieb. Ab Januar 1932 (Nummer 5/6) übernimmt sie auch die Herausgeberschaft. Aus finanziellen Gründen muß die Zeitschrift mit der Nummer 11/12 im Juni 1932 eingestellt werden.

In Bodenwerder an der Weser Urlaub zusammen mit Gerta Overbeck.

1932
Ausstellung der Gruppe “Neue Sachlichkeit in Hannover“ im Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig, bei der Jürgens mit 15 Arbeiten vertreten ist.

1933
Erste Einzelausstellung in der Galerie Abels in Köln.

Aufträge zu Illustrationen für die Texte des befreundeten Schriftstellers Gustav Schenk; eine besondere Vorliebe entwickelt sie für Pflanzenzeichnungen.

1934
Werner Miro veröffentlicht im „Hannoverschen Tageblatt“ im Juni eine Würdigung der Künstlerin Grethe Jürgens, im November ihrer Kollegin Gerta Overbeck.

1935
Einzelausstellung in der GEDOK-Hannover 

1937
Die enge Freundschaft zwischen Grethe Jürgens und Gerta Overbeck zerbricht vermutlich infolge der Eheschließung ihres langjährigen Partners Gustav Schenk mit Overbeck.

1939-1945
Jürgens geht in die sogenannte Innere Emigration. Sie nimmt nicht an Ausstellungen teil, malt wenig; sie zeichnet und übernimmt Werbeaufträge, die sie von Karl Wiechert, dem Werbeleiter einer Kosmetikfirma erhält (nach 1945 Schriftleiter „Hannoversche Presse“).

1943 erscheint die Publikation „Das Atelier“ mit Aquarellen und handschriftlichen Texten, in denen sie ihren Wohn- und Arbeitsraum schildert.

1945-1950
Zeichnungen von in Trümmern wachsender Vegetationen, Aquarelle und wenige Ölbilder. Sie verfaßt Bildergeschichten, die sich durch naive, humorvolle, zuweilen dadaistische Elemente auszeichnen, größtenteils aber unveröffentlicht bleiben.

Ab 1950
Beginn des abstrakten und surrealen zeichnerischen Spätwerks, das durch Flächenhaftigkeit und variationsreiche Ornamentik gekennzeichnet ist.

1951
Auf Veranlassung von Karl Wiechert, Oberstadtdirektor in Hannover, erhält sie eine Einzelausstellung im Wilhelm-Busch-Museum 

Ab 1961
In Zuge der wachsenden Beschäftigung mit der Malerei der Neuen Sachlichkeit ist Grethe Jürgens in zahlreichen Ausstellungen vertreten. 

1976
Es erscheint die Monographie „Grethe Jürgens“ von Harald Seiler. Jürgens übernimmt für Jahre die Pflege ihres Bruders Johannes.

1979
Grethe Jürgens erhält das Verdienstkreuz 1. Klasse des Nieder-sächsischen Verdienstordens verliehen.

1981
Grethe Jürgens stirbt am 8. Mai in Hannover.  

 

ERÖFFNUNG
18. Januar 2005 | 19 Uhr

Es sprechen

Gisela Breitling
DAS VERBORGENE MUSEUM

Daphne Mattner
Kunstmuseum Celle mit Stiftung Robert Simon

LAUFZEIT

20. Januar 2005 - 20. März 2005

ÖFFNUNGSZEITEN

Donnerstag, Freitag 15 - 19 Uhr
Samstag, Sonntag 12 - 16 Uhr'

STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt.

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PUBLIKATION
 zur Ausstellung
Grethe Jürgens
Aus den Skizzenbüchern 1919-1921
Hrsg.: DAS VERBORGENE MUSEUM

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