1908
Am 19. Dezember wird Gisèle Freund in Schöneberg bei Berlin als Tochter des Textilkaufmanns Julius Freund (1869-1941) und seiner Frau Clara, geb. Dresel (?-1946) in ein großbürgerliches liberales Elternhaus geboren. Die Eltern sind jüdischer Abstammung, der Ritus wird nicht gepflegt. Der Vater besitzt eine bedeutende Berliner Kunstsammlung (Carl Blechen, Caspar David Friedrich, Johann Gottfried Schadow, Adolph Menzel, Max Liebermann, Käthe Kollwitz, Max Slevogt u.v.a.). Die Wohnung gleicht einem Museum.
Diese Sammlung konnte Julius Freund (er lebte von 1931-34 in Italien) im September 1933 in die Schweiz ins Museum Winterthur transferieren.1939 Emigration der Eheleute Freund nach Großbritannien. Nach dem Tod von Julius Freund 1941 in England lässt seine Frau Clara Freund die Sammlung durch den Kunsthändler Fritz Nathan auflösen. Ein großer Teil wurde am 21. März 1942 in Luzern im Auktionshaus Fischer versteigert.
Gisèle Freund besucht das Gymnasium der Sozialdemokraten in Neukölln, sie tritt der Sozialistischen Jugend bei (ca. 1923/24).
Interessiert besucht sie Museen und Theater, sucht Kontakt zu Schriftstellern im Romanischen Café.
Um 1925/27
Der Vater schenkt ihr eine 6x9-cm Voigtländer Kamera. Fotografieren wird eine Leidenschaft.
1929
Zum Abitur bekommt sie eine Leica geschenkt.
Beginn des Studiums der Soziologie und Kunstgeschichte an der Universität in Freiburg im Breisgau. Kurz darauf geht sie nach Frankfurt am Main an das Institut für Sozialforschung, um bei Karl Mannheim und Norbert Elias zu studieren. Sie engagiert sich gegen den Nationalsozialismus.
1932
Sie fotografiert die Demonstrationen am 1. Mai in Frankfurt am Main und in Worms.
1933/35
Am 30. Mai 1933 entgeht sie der Verhaftung durch die Nationalsozialisten nur knapp durch die Flucht nach Paris. An der Sorbonne setzt sie ihr Studium fort und arbeitet in der Bibliothèque Nationale an ihrer Dissertation „Die Fotografie in Frankreich im 19. Jahrhundert. Eine soziologische und ästhetische Untersuchung.“ Für den Lebensunterhalt macht sie daneben Fotoreportagen für französische und amerikanische Zeitschriften unter dem Pseudonym „John Anderson“.
1935
Freundschaft mit der Pariser Buchhändlerin (La Maison des Amis des Livres) Adrienne Monnier, erste Schriftstellerinnen und Schriftsteller-Portraits. Sie fotografiert auf dem internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur in Paris am 12. und 13. Februar.
Reportage im englischen Kohlenbergbau-Viertel.
1936
Heirat mit dem Beamten Leon Blum, einem Freund eines Cousins von Adrienne Monnier, um den Erhalt der französische Staatsbürgerschaft (Scheidung 1948). Promotion an der Sorbonne. Adrienne Monnier gibt Gisèle Freunds Dissertation in französischer Übersetzung heraus.
1938
Der Farbfilm kommt durch Kodak und Agfa auf den Markt, Gisèle Freund beginnt mit dem neuen Material ihre Serie mit Farb-Portraits bekannter Persönlichkeiten aus Kultur und Politik.
1940
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris flieht sie in die freie Zone ins Departement Dordogne und lebt zwei Jahre im Untergrund.
1942
Sie erhält durch die Schriftstellerin Victoria Ocampo, Leiterin der Literaturzeitschrift „SUR“ und Mitbegründerin der „“Argentine Action“ zur Bekämpfung nationalsozialistischer Infiltration, ein Visum und eine Einladung nach Argentinien. In den nächsten Jahren ist sie in Argentinien und in Lateinamerika als Fotoreporterin unterwegs.
1946
Mit Victoria Ocampo initiiert sie eine Hilfsaktion für französische Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
1947
Gisèle Freund wird erstes weibliches Mitglied der neugegründeten Fotoagentur „Magnum“.
1950-1952
Sie lebt und arbeitet in Mexiko.
1953
Paris ist wieder der ständige Wohnsitz. Fotoreportagen und Portraitfotografien machen sie bekannt.
1954
Der Vertrag bei „Magnum“ wird aufgekündigt, weil sie in den USA der McCarthy-Ära vom FBI zur „unerwünschten Person“ erklärt wird. Ihre geplante Reportage über die USA kann nicht erscheinen.
1970/76
Sie reist in Japan und im Nahen Osten; in Europa, den USA und Mexiko.
1977
Sie wird Präsidentin des Interessenverbandes der Fotografen „Fédération Française des Associations de Photographes Créateurs“.
Erste deutsche Retrospektive im Rheinischen Landesmuseum Bonn.
1978
Sie erhält in Deutschland den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie DGPh.
1980
Der französische Kulturminister zeichnet sie aus mit dem „Grand Prix National des Arts pour la Photographie“. Weitere Orden: Officier des Arts et Lettres (1982), Chevalier de la Légion d’honneur (1983), Officier du Mérite (1987), Officier de la Légion d’honneur (1991).
1981
Gisèle Freund macht das offizielle Portrait des französischen Staatspräsidenten Françoise Mitterrand.
1991
Retrospektive im Musée Nationale d’Art Moderne, Centre Pompidou, Paris, in den folgenden Jahren auch viele Ausstellungen in Deutschland.
1999
Vertreten in der Ausstellung „Bildnisse Europäischer Photographinnen
1920-1940“, DAS VERBORGENE MUSEUM, Berlin
2000
Gisèle Freund stirbt am 31. März in Paris und wird auf dem Cimetière Montparnasse beigesetzt.
ERÖFFNUNG
14. April 1999 | 19 Uhr
LAUFZEIT
15. April - 30. Mai 1999
ÖFFNUNGSZEITEN
Do - Fr 15-19 h | Sa - So 12-16 h
STANDORT > ADRESSE
DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst von Frauen eV
Schlüterstr. 70
10625 Berlin-Charlottenburg
STADTPLAN
siehe Kontakt
Bildzitate | Ausstellung BILDNISSE EUROPÄISCHER PHOTOGRAPHINNEN 1920-1940 | 15. April – 30. Mai 1999
Einladungskarte zur Ausstellung
MAIL>ADRESSE
berlin@dasverborgenemuseum.de
STANDORT > ADRESSE
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