ERRELL, LOTTE
ERRELL, LOTTE
1903
1991
Biografie

 

1903 
Lotte Rosenberg wird am 2. Februar als Tochter des Pferdehändlers Bernhard Rosenberg (1869-1944) und Setta, geb. Wolfs (1874-1910) in Münster (Westfalen) geboren. 

1909-19 
Sie besucht das katholische Lyzeum Annette von Droste-Hülshoff in Münster mit dem Abschluß: Mittlere Reife. Autodidaktisch beschäftigt sie sich mit der Photographie. 

1924-28 
Reisen ins Erzgebirge und Aufenthalt in Altenberg. 
Am 1. Dezember 1924 heiratet sie den Werbegraphiker Richard Levy (1899-1992) aus Krefeld. 
Mitarbeit im Werbeatelier von Levy mit, der sich um 1927 den Künstlernamen ERRELL gibt und gesetzlich anerkennen läßt. 

1928-29 
Lotte Errell  nimmt an der mehrmonatigen Filmexpedition der Ethnologin Gulla Pfeffer (1897-1967) und des Filmregisseurs Friedrich Dalsheim nach Westafrika (heute Ghana) teil. Im Dezember 1928 sind sie in Accra, über Akuse (am Volta) und dem Berg Krobo geht es zur Küstenstadt Keta, dann nach französisch Togo und zum Stamm der Ewe in das Dorf Helepke. Es folgen Besuche in den Küstenorten Beraku und Winneba. 

1930 
Am 18. Juli findet die Uraufführung des Films „Menschen im Busch“ im Marmorhaus in Berlin statt. 
Lotte Errell veröffentlicht Afrika-Aufnahmen in Atlantis, Koralle und Uhu. Begegnung mit dem Auslandkorrespondenten der „Chicago Sun“ H.R. Knickerbocker. 

1931 
Das Buch „Kleine Reise zu Schwarzen Menschen“ mit Text und Bild von Lotte Errell erscheint in Berlin im Behm-Verlag.

1931-32 
Im Auftrag des Ullstein-Verlags reist sie im September nach China. Die eineinvierteljährige Reise beginnt über die Mongolei nach Peking. China ist im Bürgerkrieg zerissen. Sie besucht die Provinzen Hebei, Shanix, Hubei, Hunan und Szechuan und Shanghai und Nanjing.

Im Frühjahr 1932 ist sie in Peking. Dort hat sie Begegnungen und Interviews mit Menschen der chinesischen Oberschicht und der Kuomintang (Nationalchinesische Volkspartei). 

Sie trifft den Reporter Egon Erwin Kisch (, der seine Erfahrungen 1933 im Buch „China geheim“ öffentlich macht und macht die Begegnung mit dem französischen Journalisten Albert Londres (1884-1932), der in China unter anderem organisierte Kriminalität erforschte. Er kam auf der Heimreise nach Frankreich beim Schiffsbrand im Golf von Aden im Mai 1932 ums Leben. Mit Londres hat Lotte Errell den ehemaligen chinesischen Kaiser Pu Yi besucht, der von den Japanern nun als Kaiser des Schattenstaates Mandschuko eingesetzt war.

Es entstehen Reportagen über die chinesische Schauspielschule, den alten Sommerpalast, buddhistische Klöster und Tempel.

Bericht über Kinderarbeit in einer Seidenspinnerei, das Fußbinden, Gefängnisse und die Shanghaier Unterwelt. 

1933 
Die Galerie Nierendorf, Berlin, zeigt die China-Photographien von Lotte Errell 
Am 6. März lassen sich Lotte und Richard Errell scheiden.  

1934 
Reportage-Reisen nach England (Schulschiff, Hundefarm, Hundequarantäne) und Irland (Tanz- und Sportveranstaltungen, irische Armee, Viehmarkt in Dublin).

Im Mai reist sie für die Associated Press (A.P.) in den Iran, veranlaßt durch die A.P. Mitarbeiter Leon Daniel und Louis P. Lochner, die ihr Arbeitsmöglichkeiten verschaffen wollen. Sie arbeitet in Teheran. Eine Erkrankung verlängert die Reise. Und sie begleitet den schwedischen Kronprinzen Gustav-Adolf in Teheran und nach Isfahan und Persepolis für die „Münchner Illustrierte“.

Im Nordiran ist sie unterwegs mit der Transpersischen Bahn in die Turkmenische Steppe, in Gumisch tepe; dann zu dem nomadischen Hirtenvolk Ata Bey. Treffen mit dem turkmenischen Volkssänger Murathadji. Sie macht Aufnahmen bei einer turkmenischen Hochzeit.

Am 7. Dezember erhält sie das endgültige Verbot der journalistischen Arbeit und wird aus dem Reichsverband der Deutschen Presse ausgeschlossen. Die A.P. Mitarbeiter Lochner und Daniel können dies auch nicht verhindern.  

Am 20. Dezember verläßt sie den Iran und geht in den Irak; ihre weiteren Reisepläne sind Belutschistan und Afghanistan. Diese Reisen kann sie nicht realisieren.  

1935 
In Bagdad heiratet Lotte Errell den Arzt Dr. Herbert Sostmann, dort Leiter des Krankenhauses der jüdischen Gemeinde. Nun begrenzte journalistische Tätigkeit.

Reise nach Kurdistan mit Aufenthalt in Suleimania, fotografiert kurdisch-arabische Regimenter, Pfadfinder, Vertreter der kurdischen Freiheitsbewegung. Einige Aufnahmen kann sie über die Presseagentur PIX, New York, vertreiben.

Mit Herbert Sostmann im November zwei Wochen in Teheran. 

1936 
Mit ihrem Mann Reisen in den Libanon und nach Syrien. Zusammenarbeit mit H.R. Knickerbocker. 

1937 
Auf der Europareise mit dem Ehemann mit Kuraufenthalten in Bad Ischl und Marienbad. In Deutschland besucht sie ihre Eltern und ihre Schwiegermutter alleine, da für Herbert Sostmann eine Einreise zu gefährlich ist. Nach dem Zusammentreffen in den Niederlanden, Besuch der Weltausstellung in Paris. Über Triest erreichen sie im Oktober wieder Bagdad. 

1938 
Mit Touristenvisum Reise in die USA, drei Monate in New York und Chicago (New Bauhaus) um Verhandlungen mit den Agenturen PIX und LIFE zu machen; Überlegungen des Paares in die USA zu emigrieren.

Der am 1. Juli 1938 erhaltene Exklusivvertrag für Aufnahmen in Ägypten, Iran, Irak und für die Hochzeitsfeierlichkeiten des iranischen Kronprinzen mit der ägyptischen Prinzessin kann wegen Visa-Schwierigkeiten nicht durchgeführt werden. 

1939 
Im März beantragen Lotte Errell-Sostmann und Herbert Sostmann ein Einwanderungsvisum in die USA. 
Bei Kriegsausbruch wird Lotte Errell-Sostmann als Deutsche kurze Zeit interniert. 

1940 
Als deutsche Jüdin erhält sie durch die Deutsche Botschaft den Paß mit „J“. 

1941 
Von den USA Zurückweisung des Antrags auf Immigration. 
Verhaftung unter dem Verdacht der Spionage für die Nationalsozialisten. 
Nach dem Ablauf ihres Passes im August erhält sie am 27. November den Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft. 

1942 
Sie wird am 4. Juli im Irak interniert, als Angehörige eines verfeindeten Staates.
Der Irak liefert sie am 26. Juli mit weiteren 90 Personen an die Britische Militärbehörde aus, die sie über Palästina nach Kenia und dann weiter nach Uganda transportiert. 

1943 
Im Februar gelangt sie in ein Internierungslager in der Regierungsstadt Entebbe; dort arbeitet sie als Sekretärin; im Mai erfolgt die Entlassung. Im November bekommt sie ein Irakisches Visum für die Dauer des Krieges; und sie ist im Februar 1944 zurück in Bagdad. 

1945 
Kurze Aufenthalte in Palästina. 

1946 
Das Ehepaar beantragt im Juni erneut Visa zur Immigration in die USA, die wiederum abgelehnt werden. 

1954 
Lotte Errell-Sostmann un Herbert Sostmann übersiedeln im September nach München, wo er eine Arztpraxis eröffnet.
Lotte Errell nimmt ihre photographische Arbeit aus gesundheitlichen Gründen und mangelnder Unterstützung von Seiten ihres Mannes nicht wieder auf. 

1981 
Herbert Sostmann stirbt am 2. Mai in München. 

1982 
Lotte Errell stiftet der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang Essen 60 Fotografien. 

1991 
Lotte Errell-Sostmann stirbt am 26. Juni in München. 
Der noch vorhandene fotografische und dokumentarische Nachlass von Lotte Errell wird dem Museum Folkwang Essen übergeben. 

1994 
In der Ausstellung „Fotografieren hieß teilnehmen“ im Museum Folkwang Essen ist Lotte Errell mit Aufnahmen aus China vertreten. 

1997 
Ute Eskildsen konzipiert die erste umfassende Ausstellung „LOTTE ERRELL – Reporterin der 1930er Jahre“ im Museum Folkwang Essen. 

1998 
DAS VERBORGENE MUSEUM zeigt die Ausstellung „LOTTE ERRELL“ in Zusammenarbeit mit dem Folkwang Museum Essen.  

Künstlerinnen A-E
Ausstellung

Eröffnung 
Mittwoch, 21. Januar 1998 | 19 h


Zur Einführung spricht 
Elisabeth Moortgat
DAS VERBORGENE MUSEUM


Laufzeit
22. Januar -15. März 1998 

Öffnungszeiten
Mi - Fr 15- 19 |  Sa -So 12- 16 h

LESUNGEN, MUSIK | 27., 28. 01.1998 | 20 h
»Kleine Reise zu schwarzen Menschen«. 1931
von LOTTE ERRELL

Es liest: Inge Keller
Percussion: Robin Schulkowsky

Veranstaltungen 
Im Rahmen von Schauplatz Museum
Museumspädagogischer Dienst Berlin


STANDORT | Adresse 
DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg

 

Einladungskarte zur Ausstellung

 

Publikation liegt zur Ausstellung vor:

Ute Eskildsen, Dorothee Wiethoff, 
Lotte Errell – Reporterin der 30er Jahre,
s/w Tafeln, 78 Seiten
Fotografische Sammlung, Museum Folkwang, Essen 1997

 

Eine Ausstellung aus der
Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang, Essen

Mit Unterstützung der Senatsverwaltung filr
Wissenschaft, Forschung und Kultur
- Künstlennnenprogramm


STANDORT > ADRESSE

Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
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