1876
Katharina von Rhamm, genannt Käthe, wird am 11. Oktober als Tochter des Staatsrechtlers und Landesyndikus Albert von Rhamm, des höchsten Justizbeamten des Landes Braunschweig, und seiner Frau Emma in ein großbürgerliches Elternhaus hineingeboren. Sie wächst mit zwei Schwestern und einem Bruder auf. Die Geschwister betätigen sich künstlerisch, Käthe beschäftigt sich als junges Mädchen mit der Aquarell- und Ölmalerei.
Käthe leidet seit frühester Jugend an Schwerhörigkeit, einer erblich bedingten Krankheit, die ihr Leben stark beeinträchtigt. Sie reist häufig nach Berlin um dieses Leiden behandeln zu lassen.
Ihr Leben lang ist sie eine engagierte Zeitgenossin, ist in mehreren Frauenorganisationen tätig und auch im Roten Kreuz aktiv.
1888
Käthes Schwester stirbt sehr jung.
1890
Die Photographische Lehranstalt wird im Lette-Verein in Berlin eingerichtet, des 1866 gegründeten Instituts zur Erlernung und Professionalisierung der Frauenberufe.
1895
Käthe von Rhamm heiratet Walther Fr. Th. Buchler, den Inhaber der 1858 von Hermann Buchler gegründeten “Chininfabrik Braunschweig Buchler & Co“.
1898
Geburt der Tochter Ellen
1901
Geburt des Sohnes Walther. Das Ehepaar Buchler zieht mit den beiden Kindern in die Buchlersche Villa am Löwenwall 19, die zum Treffpunkt der großen Verwandtschaft wird.
Friedrich von Voigtländer regt Käthe Buchler an, doch mit dem Photographieren zu beginnen. Er ist ein Schwager von Käthes Mann und in vierter Generation der Inhaber der Voigtländer-Werke. Diese 1756 in Wien gegründete ursprüngliche feinmechanische und optische Werkstatt Voigtländer war 1840 marktführend für optische Geräte und hat beispielsweise 1841 allein 70 Daguerreotypie-Apparate gefertigt. Peter Wilhelm Friedrich Voigtländer, der Vater von Friedrich und der Photopionier in dem Familiebetrieb errichtete nach seiner Heirat mit der Braunschweiger Bürgertochter Nanny Langenheim 1849 eine Zweitfabrik in Braunschweig, die nach Schließung 1868 in Wien zum Hauptsitz wurde. Von hier aus wurden Kameras in die ganze Welt geliefert, besonders im frühen zwanzigsten Jahrhundert, als die Apparate handlicher geworden waren und auch Amateuren erlaubten, ihre eigenen Bilder zu photographieren.
So erhielt Käthe Buchler von ihrem Ehemann die erste Kamera, eine zweiäugige Voigtländer, geschenkt. Damit wird sie erst einmal zur Familienchronistin.
Über den Braunschweiger Berufsphotographen Wilhelm Müller bezieht sie das photochemische Material und holt sich bei ihm auch manchen fachlichen Rat.
1905
Walther Buchler gründet die “Buchlersche Familienstiftung zu Braunschweig“, die sich in Kunst- und Kultur-Förderung engagiert.
1906
Um sich weitere Unterweisung zu verschaffen, besucht Käthe Buchler regelmäßig im Lette-Verein in Berlin die Photographie-Kurse für Amateurinnen, die dort neben der Ausbildung zur professionellen Photographin angeboten wurden.
Buchler photographiert die Familie und ihre Umgebung, die Stadt und den Alltag auf der Straße. Mit einer 9 x 12 cm Plattenkamera mit großem Holzstativ, auch von der Firma Voigtländer, macht sie Aufnahmen, auch in den folgenden Jahren, bei Familienausflügen und den ausgewählten Motivreisen in die Braunschweiger Umgegend.
Die Aufnahmen entwickelt und vergrößert sie selbst in einer Räucherkammer auf dem Dachboden, die sie temporär zur Dunkelkammer umgestaltet. Im ganzen Haus hängt sie die Bilder zum Trocknen auf.
1907
In Frankreich entwickeln die Brüder Lumière ein Verfahren, mit farbigen Glasplatten Autochrome herzustellen.
Emma von Rhamm, die Mutter stirbt nach langer Krankheit.
1913
Käthe Buchler beginnt Autochrome nach dem Lumière-Verfahren herzustellen. Beginnend mit Aufnahmen ihrer Familie wird die aufwendige Ausrüstung aber auch zum Begleiter, beispielsweise für die Ablichtung der durchreisenden Sinti und einem Photobesuch im Braunschweiger Waisenhaus. Die Photo-Ausrüstung begleitet sie auch auf eine Reise nach England.
Während einer Wohltätigkeitsveranstaltung zeigt sie im Saal des Altstadtrathauses in einer Projektion Autochrome von Braunschweig und Umgebung, Wolfenbüttel, Steterburg, vom Harz, von Bäumen im Herbstlaub, Zöglingen des Rettungshauses und auch Portraits. Das Publikum ist beeindruckt.
1914-1918
Während der Kriegsjahre verzichtet sie auf die Farbphotographie, auch aus Gründen der Materialknappheit. Sie arbeitet wieder mit der schwarz-weiß Photographie, dokumentiert die sozialen und karitativen Einrichtungen in Braunschweig: Verwundete im Herzoglichen Krankenhaus, Arbeiter im Schullazarett, freiwillige Helferinnen und Rote Kreuz Schwester. Besonders interessante Dokumente sind ihre Aufnahmen von “Frauen in Männerberufen“ und die Bilder für den “Nationalen Frauendienst“.
1915
Am 8. März zeigt Käthe Buchler in Berlin Autochrome und schwarz-weiß Bilder von den Tätigkeiten in Kriegszeiten. Im Anschluß daran berichteten zwei im Lette-Verein ausgebildete Röntgen-Assistentinnen von ihren Erfahrungen an der Ostfront.
Lichtbilder-Vortrag im städtischen Kinderheim in Braunschweig
Am 15. Dezember Wohltätigkeits-Abend im Braunschweiger Frauenverein mit Lichtbilder-Vortrag von Käthe Buchler: Kriegsfürsorge, Frauen bei der Arbeit, in Männerberufen und im Anschluß Autochrome: die Landschaft in den Jahreszeiten, Architektur und Blumen-Stilleben.
1928
In Sehlde, wo ihre Tochter Ellen mit dem Ehemann Roedenberg ansäßig wird, entstehen viele Aufnahmen auf dem Gut und in der Landschaft, ebenso auf Reisen an die Ostsee bei Scharbeutz/Timmendorfer Strand.
1929
Auf Initiative von Käthe Buchler wird im Braunschweiger Dom eine Höranlage für Hörgeschädigte installiert.
1930
Reise in die Schweiz
Käthe Buchler stirbt plötzlich im Oktober im Wahllokal an Herzversagen.
Ihre Bilder überdauern so gut wie unbeschadet die Zeiten auf dem Dachboden am Löwenwall 19.
1980
“Photographie aus Braunschweig 1901-1918 von Käthe Buchler, geb. von Rhamm“ von Bodo von Dewitz
1991
Ausstellung im Lette-Verein in Berlin “Drei Fotografinnen aus dem Lette-Verein: Käthe Buchler, Erna Lendvai-Dircksen, Marianne Breslauer“
2003
Die Familie Buchler übereignet den photographischen Nachlaß von Käthe Buchler an das Museum für Photographie in Braunschweig.
2006
“Käthe Buchler. Die Welt in Farbe – Autochrome 1913-1930“ Ausstellung im Museum für Photographie, Braunschweig
2007
DAS VERBORGENE MUSEUM, Berlin, zeigt die Ausstellung „Käthe Buchler – Die Welt in Farbe-Autochrome 1913-1930“ in einer Übernahme aus dem Museum für Photographie, Braunschweig.
2017
DAS VERBORGENE MUSEUM, Berlin, zeigt in der Ausstellung „Kriegsfotografinnen“ im Themenbereich „Heimatfront“ von Käthe Buchler die Serie „Frauen in Männerberufen“, Braunschweig 1916.
Eröffnung
Mittwoch, 09. Mai 2007 | 19 h
Einführung
Miriam Jung, Kuratorin
Museum für Photographie, Braunschweig
LAUFZEIT
10. Mai 2007 bis 21. Juli 2007
Öffnungszeiten
Donnerstag, Freitag 15 - 19 h
Samstag, Sonntag 12 - 16 h
STANDORT > ADRESSE
DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst der Frauen e.V.
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg
Bildzitate | Ausstellung Käthe Buchler | Die Welt in Farbe - Autochrome 1913 – 1930 | 10. 05.2007 - 21. 07.2007
Einladungskarte| zur Ausstellung
Zur Ausstellung liegt die Publikation vor:
Die Welt in Farbe - Käthe Buchler – Autochrome 1913 bis 1930
Hrsg. Miriam Jung & Franziska Schmidt, Museum für Photographie, Braunschweig,
Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, dt/engl., 112 S., 67 Farbabb., zum Preis von 15,-€
Eine Ausstellung aus dem Museum für Photographie, Braunschweig
Mit Unterstützung:
Der Regierende Bürgermeister von Berlin – Künstlerinnenprogramm
STANDORT | ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt. Seitdem sind auch die Räume in Berlin Charlottenburg in der Schlüterstraße 70 geschlossen
+49 (0) 30 861 34 64
MAIL ADRESSE | weiterhin aktuell
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