BARBAKOFF, TATJANA
BARBAKOFF, TATJANA
1899
1944
Biografie

 

1899 
Am 15. August wird Tatjana Barbakoff als Tsipora Edelberg, Tochter des Metzgers Aizick Edelberg und Genya in Aizpute/Hasenpoth in Lettland, zu der Zeit zu Russland gehörend, geboren. Im Alter von ca. 10 Jahren erhält sie Ballettunterricht. 

1918-20
Sie geht mit dem deutschen Offizier Georg Waldmann, den sie heiratet, nach Deutschland. Waldmann tritt unter dem Künstlernamen Marcel Boissier als Sänger und Conférencier in Kabaretts auf. 

1920-21 
Erste gemeinsame Auftritte in Wiesbaden und im "Corso Cabaret" in Düsseldorf.
Im März 1921 tritt sie auf Anregung der Theaterdirektorin Louise Dumont im Düsseldorfer Schauspielhaus mit ihrem ersten Tanz-Programm auf, u.a. den russischen Tänzen: "Tatjana - Eine Aschermittwochsversion in 7 Verwandlungen".

Im April Auftritte im Berliner "Schall und Rauch" Kabarett. Sie wohnt bei Dr. Fabian, einem Verwandten ihres Mannes, in der Eschenallee in Berlin Charlottenburg.  Kontakte zu dem Bildhauer Arnold Hensler und dem Frankfurter Fotografen Martin Pietsch.

1923 
Auftritte in Basel, in Zürich im „Palais Mascotte“ und in Frankfurt/Main in der „Weinklause“. 

1924 
Im Januar einmonatiges Engagement im "Corso Cabaret" in Düsseldorf, im Februar im Kölner  „Simplizissimus“ und im Oktober Auftritte in Königsberg. Beginn der Freundschaft mit dem Maler Waldemar Flaig. Sie erweitert ihr Programm fortwährend um neue Tänze, asiatisch und chinesisch anmutende, aber auch parodistische Tanz-Kreationen

Im Dezember Begegnung mit ihrem künftigen Lebensgefährten, dem Maler Gert H. Wollheim bei "Mutter Ey", dem Künstler-Treff der Düsseldorfer Künstlervereinigung "Das junge Rheinland". Gert Wollheim und die anderen Mitglieder der Gruppe wie z.B. Arnold Hensler, Otto Pankok, Arthur Kaufmann, Jupp Rübsam und J.B.H. Hundt nehmen die Barbakoff gerne als Modell; es entstehen in den Folgejahren Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Radierungen der Künstlerkollegen, daneben auch zahlreiche Foto-Portraits von John Graudenz, Atelier Dührkoop, Nini und Carry Hess, Atelier Stone, Yva, Steffi Brandl. 

1925 
Auftritte mit eigenem Programm in Frankfurt und Konstanz. Der Auftritt im Oktober in Berlin im Klindworth-Schawenka Saal wird für Barbakoff zum Durchbruch auf der Bühne. Kritiker, Publikum und Künstler sind gleichermaßen beeindruckt vor allem auch von den selbstentworfenen, buntfarbenen, phantasievollen und exotischen Kostümen aus kostbaren Stoffen. Portraits entstehen von Willy Jaeckel, Karl von Bennevitz von Loefen u.a.  

Die Musikprogramm kombiniert sie aus klassischen und zeitgenössischen Stücken u.a. von: Händel und Mozart, Tschaikowski, Mussorgski, Bartok und Ravel, Straus und Hummel.

Wollheim zieht nach Berlin und wird Mitglied der kulturpolitisch engagierten Novembergruppe. 

1926 
Tanzabende in Frankfurt/Main, Hamburg, Oldenburg. Im Herbst startet sie in Berlin mit ihrem neuen Soloprogramm. 

1927 
Trennung von Georg Waldmann alias Marcel Boissier. Leni Wollheim, Gert Wollheims Ehefrau, begleitet sie häufig bei ihren Auftritten auf dem Klavier. 

1928 
Tanzabend in Hagen. Bekanntschaft mit dem Maler Christian Rohlfs. Gert Wollheim-Ausstellung bei Johanna Ey in Düsseldorf mit zahlreichen Bildnissen der Tänzerin. Zusammentreffen mit der Malerin Trude Brück. 

1929 
Erster Besuch bei Christian Rohlfs in Ascona. Auftritt in Zürich, dort entstehen Barbakoff-Portraits von Helen Dahm, Nikolaus Stoeklin und Gregor Rabinovitch. Auftritt in Konstanz, wo sie  die Malerin Kasia von Szadurska kennen lernt und den Maler Waldemar Flaig wieder trifft. In Hagen gibt sie eine Matinee zum 80. Geburtstag von Christian Rohlfs. Tanz-Matinee in Wien. Dort portraitiert sie der Maler Max Pollak ebenso wie die Fotografin Margarete Willinger.  

1930 
Tanzauftritt im Bachsaal in Berlin. Tanzmatinee in Basel im Stadt-Theater. 

1931 
Tournee durch die Schweiz. Besuch bei Rohlfs in Ascona, der im Anschluss einen 29 Blätter umfassenden, farbigen "Tatjana-Zyklus" in Wassertempera und Kreide macht.

In Berlin Freundschaft mit der Tänzerin Julia Marcus. 

1932 
Im April Start der neuen Tournee im Berliner Bachsaal. Auftritte mit Charlotte Bara, der "Santa Ballerina" in Locarno und in deren Teatro San Materno in Ascona. 

1933 
Ende April/Anfang Mai emigrieren Barbakoff und Wollheim auf getrennten Wegen nach Paris. Sie wohnen im Arbeitervorort Montrouge, 46, Place Jules Ferry, nahe Porte d’Orleans. Wegen eines bereits vereinbarten Auftritts im Chopin Saal in Paris hat sie alle ihre Kostüme in die Emigration mitgenommen. Ein Teil ist erhalten geblieben und befindet sich heute im Stadtmuseum Düsseldorf. Im Sommer in Ascona trifft sie Else Lasker-Schüler, sowie Hulda und Otto Pankok. 

1934 
In Paris trainiert sie mit Julia Marcus, die sie hier wiedertrifft. Tatjana Barbakoff lernt den deutschen Fotografen Willy Maywald kennen, dessen Atelier ein Treffpunkt der Emigrantinnen und Emigranten war. Mindestens 60 Aufnahmen, auch von Auftritten, von seiner Hand sind heute bekannt. Auftritt in der "Academia" von Raymond Duncan. Auftritt in den Niederlanden. Erneuter Tanzabend im Teatro San Materno in Ascona. 

1935/36 
Auftritte in Paris. Umzug in die Rue Jouvenet im 16. Arrondissement. 

1939 
Gert Wollheim ist in Paris im Widerstand gegen Hitler beteiligt und wird zum ersten Mal im Herbst im Lager Vierzon interniert. 

1940-1944 
Vom 13. Mai bis in den Juli hinein wird Tatjana Barbakoff im Camp de Gurs, Ilot I  interniert. Es folgen Jahre der Flucht und des Versteckens; sie kommt nicht nach Paris zurück, sondern geht nach Nay, nach Clelles und später nach Nizza. Es sind Jahre der Flucht und des Versteckens.

In Januar 1944 wird sie in Nizza von der Gestapo gefasst, die sie in das Durchgangslager Drancy bei Paris bringt. Mit dem Transport No. 67 am 3. Februar wird sie nach Auschwitz verschleppt und dort am 6. Februar in der Gaskammer umgebracht. 

1947 
Gert Wollheim erhält in Paris die Ausreisegenehmigung nach New York und geht dorthin mit Mona Eisemann, geb. Loeb (1908-1997), mit der Tatjana Barbakoff in Gurs interniert war und die ab 1942 untergetaucht in Südfrankreich gelebt hat. Wollheim hat sie 1944, als de Gaulle in Paris einzog, kennengelernt. Sie heiraten im Juni 1947 in New York. 1974 stirbt Wollheim in New York. Durch Mona Wollheim gelangt der Nachlass von Gert Wollheim nach Deutschland zurück. Darunter befinden sich viele Bilder und Fotografien, die die Schaffensphasen von Tatjana Barbakoff vergegenwärtigen. 

2002 
Wiederentdeckung der Tänzerin und Muse TATJANA BARBAKOFF mit Ausstellung und Katalog im August Macke Haus in Bonn. 

2009 
Nach den Recherchen von Günter Goebels wird in Düsseldorf im Kultur Bahnhof Eller die Ausstellung mit Katalog „TATJANA BARBAKOFF – Eine vergessene Tänzerin in Bildern und Dokumenten“ eröffnet. 

2010 
DAS VERBORGENE MUSEUM in Berlin zeigt die Ausstellung TATJANA BARBAKOFF in Zusammenarbeit mit Günter Goebels.

Künstlerinnen  A - E
Ausstellung 
Publikationen A - E

Eröffnung

Mittwoch | 17. März 2010 | 19 h

Es sprechen

Günter Goebbels, Kurator der Ausstellung
Einführung

Antonin Dufek, Kurator
Maravskà Galerie, Brno

Laufzeit

18. März 2010 - 27. Juni 2010

Öffnungszeiten
Do - Fr 15 - 19 h | Sbd - So 12 - 16 h

STANDORT | Adresse

DAS VERBORGENE MUSEUM
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg

 

Flyer zur Ausstellung

 

Publikation:  Katalogbuch zur Ausstellung:

Günter Goebbels, TATJANA BARBAKOFF
Eine vergessene Tänzerin in Bildern und Dokumenten,
98 S., zahlreiche farb- und s/w Abb., Düsseldorf 2009

 

Wir danken Günter Goebbels, der die Ausstellung 2009 für den Kulturbahnhof Eller, Düsseldorf, erstmals zusammengestellt hat, für die Möglichkeit der Übernahme nach Berlin. 

Gefördert von der Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten, Berlin 
Künstlerinnenprogramm 

 

STANDORT > ADRESSE

Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt.

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AKTUELLE Rufnummer

+49 (0) 30 861 34 64

MAIL>ADRESSE | weiterhin aktuell
 
 

STADTPLAN
siehe Kontakt 

 

AUDIO
TATJANA BARBAKOFF
Feature NPR | National-Public-Radio, 22.03.210