28. September 2017 - 25. March 2018

KRIEGSFOTOGRAFINNEN IN EUROPA 1914-1945

Kriegsalltag und Abenteuerlust

 

Fotografinnen, Journalistinnen, Amateurfotografinnen und fotografierende Krankenschwestern waren zwischen 1914 und 1945 an den beiden Angriffskriegen in Europa sowie am Spanischen Bürgerkrieg mit und ohne Akkreditierung als Kriegskorrespondentinnen beteiligt. Sie haben die Versorgung der Verwundeten im Lazarett, die Betreuung der Soldaten in der Etappe und den Krieg aus nächster Nähe an der Front ebenso wie das Leben zu Hause an der Heimatfront dokumentiert. Sie waren überwiegend gegen Wilhelminismus, Faschismus und Nationalsozialismus eingestellt, aber weiblichen Geschlechts zu sein, bedeutet nicht zwangsläufig Pazifistin zu sein.
Die Österreicherin Alice Schalek beispielsweise war vom Krieg fasziniert. Begeistert hat sie sich als erste akkreditierte Kriegsfotografin bis in die Gebirgszüge am Isonzo 1915-17 unter die Soldaten begeben und sich als Korrespondentin mit dem Wiener Pazifisten Karl Kraus in der Tagespresse aufsehenerregende Wortgefechte geliefert.

In Deutschland hatten Frauen keinen Zugang zu den Schlachtfeldern. Die Mehrheit der bürgerlichen Frauen aber übernahm stolz und freiwillig alle Arbeiten, die zur Versorgung an der Heimatfront notwendig waren. Die Amateurfotografin Käthe Buchler hat sie 1916 als Schaffnerinnen, Briefträgerinnen, Nachtwächterinnen etc. portraitiert und damit zugleich bei öffentlichen Vorträgen auf ihre Weise mobil gemacht.

In England waren es die Suffragetten, die für das Wahlrecht der Frauen und mit Beginn des Krieges auch für ihren Einsatz im Ersten Weltkrieg gekämpft haben. Die Ausstellung zeigt Aufnahmen von professionellen Studio- und Portraitfotografinnen aus London (Christina Broom, Olive Edis) und von knipsenden Krankenschwestern (Elsie Knocker, Mairi Chisholm), die in Belgien und Russland (Florence Farmborough) neben der Versorgung der Verwundeten den Kriegsalltag in der Etappe dokumentiert haben.

Die Rolle der Fotografinnen als Dokumentaristinnen des Spanischen Bürgerkriegs fand bisher mit einer Ausnahme kaum Beachtung: Gerda Taro ist heute die bekannteste Kriegsfotografin in Europa. Ihre Fotografien, in denen die Menschen, nicht die Waffen und das Kriegsgeschehen im Mittelpunkt stehen, sind eine politische Anklage gegen Krieg und Faschismus. Sie selbst ist bei der Arbeit an vorderster Front 1937 aufseiten der Internationalen Brigaden grausam zu Tode gekommen.

Die internationale Teilnahme fotografierender Frauen steigt im Zweiten Weltkrieg weiter an.
Im Winter 1944 hat Germaine Krull für den militärischen Pressedienst der Freien Französischen Streitkräfte über die Befreiung des Elsass durch die Alliierten eine ausführliche Reportage gemacht;
Eva Besnyö hat als verfolgte Jüdin in den Niederlanden lebend, 1940 Rotterdam nach der Zerstörung durch die deutsche Luftwaffe fotografiert, bevor sie im Versteck überlebt hat.

Sensationell sind die Beispiele zweier sowjetischer Kriegskorrespondentinnen, Natalja Bode und Olga Lander, die im Dienst der Roten Armee für die zentralen Presse-Agenturen fotografiert haben. Ihr Leben und ihre Arbeit sind nur in groben Zügen rekonstruiert und ihre Bilder u.a. vom Krieg um Stalingrad sind einmalige Dokumente und werden außerhalb der Sowjetunion hier zum ersten Mal gezeigt. Den Kriegsfotografinnen selbst schlug nach ihrer Rückkehr ins zivile Leben oft Misstrauen und Verachtung entgegen.

 
Die Ausstellung schließt mit wenigen Beispielen des unbearbeiteten Kapitels deutscher Fotografinnen im Zweiten Weltkrieg (Erika Schmachtenberger, Lala Aufsberg, Liselotte Purper). Ilse Steinhoff fotografierte in den besetzten Gebieten in Libyen 1942 und auf dem Balkan 1941-43 für die gleichgeschaltete nationalsozialistische Presse u.a. für »BIZ«, »Signal«, »Die Wehrmacht«.

 

 

HINWEIS / INFO / AUSSTELLUNG

Bildhauerinnen der Berliner Moderne
18. Februar - 17. Juni 2018

Georg Kolbe Museum
Sensburger Allee 25
14055 Berlin

weiterlesen ... KOOPERATIONEN

KRIEGSFOTOGRAFINNEN IN EUROPA 1914-1945

Eröffnung 
Mittwoch, 27. September 2017 | 19 Uhr

Es sprechen

Elisabeth Moortgat
Das Verborgene Museum

Margot Blank
Deutsch-Russisches Museum, Berlin-Karlshorst
Sowjetische Fotokorrespondentinnen 1941-1945

LAUFZEIT VERLÄNGERUNG

28. September 2017 - 25. März 2018 
geschlossen  21.12.2017 – 03.01.2018

ÖFFNUNGSZEITEN

Donnerstag, Freitag 15 - 19 Uhr
Samstag, Sonntag 12 - 16 Uhr

VERANSTALTUNG

Bücherbazar im Dezember 2017

 

 

 

FLYER zur Ausstellung

 
PUBLIKATION
Fotogeschichte – Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie
Heft 134, 2014, Jg. 34: Kriegsfotografinnen, Marion Beckers, Elisabeth Moortgat (Hg.)
15,00 € an der Museumskasse

FILMHINWEIS
Auf Ediths Spuren
Ein Film von Peter Stephan Jungk
KinoStart 9. November 2017

Die Bauhaus-Schülerin Edith Tudor-Hart war eine herausragende Fotografin, die viele Fotoreportagen veröffentlichte und die sozialen Missstände im 20. Jahrhundert im Blick hatte - trotzdem kennt sie fast keiner. Der Film vermittelt einen Eindruck davon, in welchem Außmaß die Spionage das Leben von Edith Tudor-Hart prägte, zeigt die Stationen ihres Doppellebens und hinterfragt kritisch ihr politisches Engagement. Ein Film über eine Spionin, Fotografin und die Entdeckung eines Familiengeheimnisses.

Interview
Beitrag vom 04.11.2017 zum Kinostart im Deutschlandradio Kultur
Peter Stephan Jungk im Gespräch mit Patrick Wellinski | "Sie war eine sehr moderne, eine sehr mutige Frau"

Trailer
Dokumentarfilm "Auf Ediths Spuren"

Go back