MARTA HOEPFFNER 1912-2000
„Dieses Jahrhundert gehört dem Licht, die Fotografie ist die erste Form der Lichtgestaltung, wenn auch in transparenter und – vielleicht gerade dadurch – fast abstrahierender Gestalt“, schrieb László Moholy-Nagy 1927.
Diesen Ideen begegnet die 1912 in Pirmasens/Pfalz geborene Marta Hoepffner 1929 an der Kunsthochschule in Frankfurt am Main bei Willi Baumeister, der hier ganz im Sinne der Bauhaustradition die Abteilung Werbegraphik und Typographie leitete.
„Ich ging zu Baumeister, weil er modern lehrte und weil er abstrakt arbeitete. Ich hatte bei Baumeister freies Zeichnen, Aktzeichnen, Figurenzeichnen, Komposition mit geschnittenen und gerissenen Papieren, Stoffen, Fäden, Buchstaben, auch Fotos und Malunterricht, wobei er am Anfang schwarze und weiße Temperafarbe in vier verschiedenen Schälchen mit Grün, Blau, Rot und Gelb mischen ließ, um zu den berühmten farbigen Grautönen zu kommen.“
Die Fotoabteilung von Fachlehrer Biering besuchte ich, um Reproduktionen und meine ersten Porträts mit einer Atelierkamera zu machen. Baumeister zeigte uns auch die Arbeiten von Man Ray, Moholy-Nagy und Herbert Bayer … Besonders das Buch ‚Malerei, Foto, Film‘ von Moholy-Nagy machte großen Eindruck auf mich.“ (1989)
Die kulturelle Avantgarde Frankfurts hatte sich in dem Bund „Das Neue Frankfurt“ zusammengefunden, dem Marta Hoepffner 1930 beitritt. Als Wille Baumeister im April 1933 durch die Nazis „Berufsverbot“ erhält, verläßt auch Marta Hoepffner die Schule.
1934 eröffnet sie in Frankfurt ihre „Werkstatt für künstlerische Fotoaufnahmen“ und verdient sich in den folgenden Jahren mit Portraitfotografie und Werbeprospekten ihren Lebensunterhalt.
Experimentelles Arbeiten findet nur noch privat statt, da ihr Stil und ihre Idee mit dem Verdikt des „Kulturbolschewismus“ belegt werden. Die Kompositionen dieser Zeit, in denen Hoepffner ihre Vision vom Licht zu Papier bringt, sind der Anfang einer bis heute faszinierend poetischen Werkfolge. Mit Solarisationen, Überblendungen und Lichtmontagen bringt sie ihre Vorstellungen zu Papier und entwickelt zugleich einen ganz eigenen Umgang mit der Technik des Photogramms. Öffentliche Anerkennung erfährt sie 1949 mit ihrer ersten Einzelausstellung im Frankfurter Kunstverein und im selber Jahr gründet sie in Hofheim am Taunus die „Privatfotoschule Marta Hoepffner“.
Marta Hoepffner gehört in dieser Zeit zu den bekannten Namen der Fotoszene, so wird sie beispielsweise von Otto Steinert aufgefordert, an der inzwischen legendären Nachkriegsausstellung 1951 in Saarbrücken „subjektive fotografie 1“ teilzunehmen. Gleichzeitig wendet sie sich erstmals der Farbfotografie zu und betreibt systematische Experimente mit Farbsolarisation und mit der Farbrelief-Fotografie.
„Früh habe ich mich mit der Farbenlehre Newtons und der Wissenschaft der Wellen und Strahlen beschäftigt, um die technischen Resultate in künstlerische Wirklichkeit umzusetzen und weiterzuführen.“
Schließlich verfolgt sie die Lichtexperimente konsequent weiter bis zur Entwicklung lichtkinetischer, sogenannter variochromatischer Objekte, in denen sich zugleich der Wunsch nach dem bewegten Bild erfüllt.
„Marta Hoepffners Arbeit ist mit der anderer Fotografen nicht zu vergleichen, zu stark war von Anfang an der eigene Gestaltungswille. In ihrer eigentlichen künstlerischen Arbeit hat sie sich nicht mit einer reinen Wiedergabe begnügt, das Eingreifen in die vorhandene Form, das Umgestalten, Selberformen war ihr wichtig. … Die Kamera und die fotografischen Utensilien ersetzen ihr Pinsel und Feder, sie beherrscht die Technik, sie benutzt sie und sie läßt sich von ihr inspirieren, aber sie ordnet sich ihr nicht unter, die eigene künstlerische Aussage bleibt immer ihr Ziel.“ (Gisela Fiedler-Bender 1986)
„Es geht mir um die visuelle Konkretisierung einer Wirklichkeit, die sich mit malerischen Mitteln nicht veranschaulichen läßt: Licht, Raum, Bewegung.“ (Marta Hoepffner 1976)
ERÖFFNUNG
Mittwoch, 20.Mai 1998 | 20 Uhr
Es spricht
Zu Marta Hoepffners Leben und Werk
Prof. Dr. Katharina Sykora
POETIK-TECHNIK. FOTOGRAFIK
LAUFZEIT
21. Mai 1998 - 05. Juli 1998
ÖFFNUNGSZEITEN
Mi-Fr 15-19 h | Sa-So 12-16 h
STANDORT > ADRESSE
DAS VERBORGENE MUSEUM
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg
Bildzitate | Ausstellung Marta Hoepffner | Fotokünstlerin und Pädagogin | 21.05.1998 - 05.07.1998
Einladungskarte | zur Ausstellung
Publikation | Katalog liegt in der Ausstellung vor
Lichtbilder – Bilder des Lichts
Marta Hoepffner – Fotokünstlerin und Pädagogin
Hrsg. Eva Scheid, mit Texten von Eva Scheid, Karin Görner, Marian Stein-Steinfeld,
Roswitha Schlecker, Petra Hoffmann
160 S., Farb- und s/w Tafeln,
Stadtmuseum Hofheim am Taunus 1997
Die Ausstellung ist eine Übernahme aus dem
Stadtmuseum Hofheim am Taunus
Unterstützt von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur
STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
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