MARTA HEGEMANN 1894-1970
Zum Werk der Malerin Marta Hegemann 1919-1936
Als sich Marta Hegemann 1918 im Alter von 24 Jahren für ein Leben als freischaffende Künstlerin entscheidet, hatte sie an der Kölner Kunstgewerbeschule und an der Düsseldorfer Kunstakademie bereits eine Ausbildung als Zeichen- und Sportlehrerin absolviert. Im selben Jahr heiratet sie den Kölner Malerfreund Anton Räderscheidt, dem sie in einer knapp zwanzigjährigen Lebens- und Künstlergemeinschaft verbunden bleibt. Jahrzehnte, die für beide trotz heftiger persönlicher Spannungen vor allem künstlerisch überaus anregend sind.
An die erste Zeit gemeinsamer Arbeit während der existenziell schwierigen, aber künstlerisch kreativen Nachkriegs- und Revolutionsjahre, denkt Hegemann noch im hohen Alter gerne zurück und notiert in ihren Erinnerungen: „In dieser Zeit, wir froren, wir hungerten, wir feierten, aber vor allem, wir suchten. Und dieses Suchen war das ungeheuer Belebende“ (zit. Nach: Michael Euler-Schmidt (Hg.) Marta Hegemann-Leben und Werk, Ausst.-Kat. Kölnisches Stadtmuseum, Köln 1990, S.73ff). Die Kölner Kunstfreunde Angelika und Heinrich Hoerle, Carlo Mense, F.W. Seivert, Wilhelm Fick treffen sich im Wohn-Atelier von Hegemann und Räderscheidt am Hildeboldplatz 9 in Köln und formieren für kurze Zeit die dadaistisch inspirierte Künstlergruppe „stupid“. Durch Max Ernst auf die Zeitschrift „Valori plastici“ aufmerksam geworden, erhalten sie Anregungen durch die „pittura metaphysica“ und surreale Bildwelten nehmen auch Einzug in Marta Hegemanns Arbeiten.
Ihre Malerei ist der Ort ihrer sehr persönlichen, politisch verstandenen Auseinandersetzung als Frau in der patriarchal bestimmten Gesellschaft. In diesem Verständnis entwickelt sie eine individuelle Bildsprache, deren Zeichen und Symbole, mit denen sie ihre vorwiegend weiblichen Figuren umgibt, bis heute Rätsel aufgeben. Äußerlich gleichen ihre Frauenfiguren dem in den zwanziger Jahren verbreiteten Bild der „Neuen Frau“, das zwischen massenmedialem Klischee und emanzipatorischem Selbstentwurf der erstmals in der Öffentlichkeit auftretenden Frauen oszilliert. Marta Hegemann sucht den Schnittpunkt von Selbst- und Fremdbestimmung einzukreisen und erfindet im Verlauf ihres Werkes zunehmend forcierte Selbstbefreiungsentwürfe.
Die immer wieder auftauchenden Gegenstände: Buch, Lampe, Regenschirm, Kaffeekanne, Kirchturm, Segelschiff, Katzen und fliegendes Getier bestimmen den Umraum der Frau, ihr Gefangen-sein und die Ausbruchs- und Entwicklungsversuche. Immer wieder problematisiert sie ihre Hausfrau- und Mutterrolle mit diesen Symbolen. Die selbständige Künstlerin fordert die Gleichberechtigung, die ihr in ihrer angestammten Rolle verwehrt bleibt.
Ab Mitte der 1925 Jahre nimmt sie an zahlreichen Ausstellungen teil, wird im Rheinland zur bekannten Künstlerin. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 versuchen Hegemann und Räderscheidt in Italien, der Schweiz, in Frankreich ein neues Lebensumfeld zu finden. Doch es erfolgt die Trennung.
Ihre Bilder in Museumsbesitz werden 1937 als „entartet“ entfernt und vernichtet. Marta Hegemann überlebt die wirtschaftliche Not und die beständig wechselnden Wohnquartiere, aber sie verliert den Großteil ihres Werkes, auch durch Bombenschäden.
Nach 1946 beginnt sie wieder künstlerisch tätig zu sein, mit kunstgewerblicher Brotarbeit kann sie überleben und wird 1958 wieder in Köln ansässig. Dort entsteht bis zu ihrem Tod 1970 ihr Spätwerk.
Die Ausstellung zeigt ca. 60 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen (auch Reproduktionen der zerstörten Arbeiten), die sich überwiegend in Familien- und Privatbesitz erhalten haben.
Biografie
Künstlerinnen:Übersicht
Künstlerinnen:F - J
Eröffnung
Mittwoch, 9. September 1998 | 19 Uhr
Es sprechen
Grußwort
Elisabeth Moortgat
Das Verborgene Museum
Gisela Breitling
Das Verborgene Museum,
liest aus den Erinnerungen von Marta Hegemann
LAUFZEIT
10. September – 08. November 1998
ÖFFNUNGSZEITEN
Donnerstag, Freitag 15 - 18 Uhr
Samstag, Sonntag 12 - 16 Uhr
AKTUELLE Rufnummer
+49 (0) 30 861 34 64
Bildzitate | Ausstellung Marta Hegemann | 10. September - 08. November 1998
Einladungskarte | zur Ausstellung
PUBLIKATION
Zur Ausstellung erscheint der Katalog
„Marta Hegemann“ mit Texten von Gisela Breitling,
MAF Räderscheidt, Silke Schultz,
Catharina Berents, Hildegard Reinhardt
88 S., zahlreiche Farb- und s/w Abb.
Traum & Raum, Berlin 1998.
STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt
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MAIL > ADRESSE
STADTPLAN
siehe Kontakt
Mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur
Wir danken dem Sohn der Künstlerin Johannes P. Räderscheidt für die gute Zusammenarbeit.