MARIA AUSTRIA 1915-1975
PHOTOGRAPHIEN der 50er und 60er Jahre
Marie Caroline Oestreicher wird 1915 in eine gutsituierte, jüdische Familie in Karlsbad (Karlovy Vary) hineingeboren. Im Sommer 1933 reist sie mit Leica und Rolleiflex im Gepäck nach Wien, um an der altehrwürdigen »Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt« eine Ausbildung zur Fotografin zu machen, die sie mit der Note »sehr gut« abschließt. Von Anfang an war sie an den Prozessen in der Dunkelkammer interessiert, hat sie ihre Negative selbst entwickelt. Als freie Fotografin erprobt sie sich beim Portraitieren, macht Reportagen für Zeitschriften und entwickelt besonderes Interesse an den avantgardistischen Theaterbühnen um den Wiener Naschmarkt.
Im Sommer 1937 trifft sie die weitsichtige Entscheidung, nach Amsterdam zu emigrieren, wo ihre Schwester, die Bauhäuslerin und Textilgestalterin, Lisbeth Oestreicher, bereits lebt. Zusammen richten sie das Atelier »Model en Foto Austria« ein
Mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Niederlande am 10. Mai 1940 verändert sich ihr Leben grundlegend. Ihren späteren Lebensgefährten, den Widerstandskämpfer Henk Jonker, kennen. Sie lehnt es ab, sich als Jüdin der Meldepflicht zu stellen, verdient ihren Lebensunterhalt im Portugiesisch-Israelitischen Krankenhaus bis sie untertauchen muss.
Am 5. Mai 1945 geht in den Niederlanden der Zweite Weltkrieg zu Ende. Das Leben war noch von Zerstörung und Tod gezeichnet, aber auf den Straßen beginnt sich eine Atmosphäre von Aufbruch und Neubeginn durchzusetzen.
Fotografinnen und Fotografen bekommen von den kanadischen Alliierten Filmmaterial gestellt und dürfen mit Genehmigung der Nationalen Streitkräfte für die freie niederländische Presse das Leben in den zerstörten Städten dokumentieren.
Es sind Bilder von hungernden und zerlumpten Kindern, von Heimkehrern, Kriegsopfern und immer wieder erschreckende Aufnahmen von Leichen. Um die Aufteilung der Aufträge und den Verkauf der Fotografien besser zu organisieren gründet Maria Austria mit Kollegen die Foto-Agentur »Particam« (Partisanen-Camera).
Innerhalb der Fotografie entwickelte sich europaweit der Neorealismus, der von Menschlichkeit und Mitgefühl getragenen Idee einer besseren Gesellschaft, von der auch Maria Austrias Fotografien der 1950er Jahre erzählen. Unter Szenen vom Leben auf den Straßen, in den Cafés, auf den Märkten und Spielplätzen findet sich auch die Aufnahme »Amsterdam 1950«: ein typisches Motiv des Holländers mit seinem Fahrrad, einem robusten Tourenrad mit aufrechter Sitzposition, das zur Identität eines jeden Niederländers gehört. Es wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gleichsam zum Sinnbild der Befreiung, hatten doch die deutschen Besatzer 1944 die Fahrräder konfisziert und damit der Bevölkerung ganz bewusst ihre Beweglichkeit genommen.
Im Laufe der Jahre fühlt sich Maria Austria immer stärker von der internationalen Szene des Experimentaltheaters angezogen, deren Darstellerinnen und Tänzer aus der ganzen Welt in Amsterdam ihr Zentrum gefunden haben.
Als Hausfotografin des Mickery Theaters, der für freie Gruppen wichtigsten Bühne in Europa, fotografiert sie mit Leidenschaft die Gastspiele der La Mama-Truppe aus New York und die Auftritte des Tenjo Sajiki -Theaters aus
Japan, die beide in den 1960er-Jahren als konsequentes Avantgarde-Theater galten.
Der Fotografin gelingt die Übertragung der auf der Bühne inszenierten Aggressionen in ihre streng komponierten, ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotografien. Bekannt geworden ist die Fotografin auch durch ihre Portraits aus der internationalen Künstler- und Künstlerinnenszene, z.B. von Benjamin Britten, Maria Callas, Albert Schweitzer, Josefine Baker, Martha Graham, die wie sie selbst davon überzeugt waren, in Wort, Bild und Ton am Aufbau einer neuen, besseren Welt mitzuwirken.
Biografie
Ausstellung | Aus einem fotografischen Kosmos
Künstlerinnen A - E
ERÖFFNUNG
Freitag. 26. April 2002 | 19.00 h
Es sprechen
Cathleen Haff - Kulturreferentin
Botschaft des Königsreichs der Niederlande
Adriaan Elligens - Kurator
Maria Auslria Insltitut Amsterdam
Helly Oestreicher - Künstlerin
Amsterdam
LAUFZEIT
27.April 2002 - 23 . Juni 2002
ÖFFNUNGSZEITEN
Donnerstag, Freitag 15 - 19 Uhr
Samstag, Sonntag 12 - 16 Uhr
STANDORT > ADRESSE
DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst von Frauen eV
Schlüterstr. 70
10625 Berlin
Bildzitate | Ausstellung Maria Austria | Photographien der 50/6er Jahre | 27.04.- 23.06.2002 | Aus einem fotografischen Kosmos |18.10.2018 - 10.03.2019
Einladungskarte| zur Austellung
Publikation
Holland zonder Haast - Foto' s Maria Austria, 118 Seiten, 96 s/w Abbildungen,
Text Judith Herzberg, Biographie, Ausstellungs- und Publikationsverzeichnis
Hg. Maria Austria-Instituut, Voetnoot-Publisher Amsterdam 2001, 18,-- Euro
Die Ausstellung wurde vom Maria Austria Instituut Amsterdam - MAI - zusammengestellt.
Mit Dank an das Jüdische Historische Museum, Amsterdam.
Und Unterstützung der Botschaft des Köningsreich der Niederlande, des Maria Austria Instituuts Amsterdam.
Der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur - KünstlerInnenProgramm.
Flyer | zur Ausstellung Aus einem fotografischen Kosmos
Publikation zur Ausstellung
Martien Frijns, Maria Austria – Fotografe, 784 Seiten, Farb- und Schwarz-Weiß Abbildungen
Enschede / Doetinchem 2018, € 34,50.
Broschüre
in Deutsch, ca. 30 Seiten, ca. 5,- €
STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt.
STADTPLAN
siehe Kontakt