10. May 2007 - 29. July 2007

KÄTHE BUCHLER

Die Welt in Farbe - Autochrome 1913 – 1930

Käthe Buchler, geborene von Rhamm, wurde 1876 in Braunschweig als Tochter des Juristen und Landsyndikus Albert von Rhamm, und seiner Frau Emma geboren. Sie wuchs in einem großbürgerlichen Elternhaus mit zwei Schwestern und einem Bruder auf; alle Kinder waren musisch begabt. Käthe, deren Leben beeinträchtigt wurde durch eine seit frühester Jugend vorhandene Schwerhörigkeit, beschäftigte sich mit Aquarell- und Ölmalerei. Um die Schwerhörigkeit behandeln zu lassen, reiste sie oft nach Berlin. 1895 heiratete sie Walther Fr. Th. Buchler, den Inhaber der 1858 von Hermann Buchler gegründeten “Chininfabrik Braunschweig Buchler & Co.“ und sie zogen 1901 mit ihren beiden Kindern in die Villa am Löwenwall 19 in Braunschweig, wo sie ein offenes, den Künsten aufgeschlossenes Haus führten.

Im selben Jahr beginnt sie mit ihrer ersten Kamera, einer zweiäugigen Voigtländer, einem Geschenk ihres Mannes, zu photographieren. Sie dokumentiert das Familienleben und die Umgebung. Später arbeitet sie auch mit einer 9x12cm Plattenkamera mit großem Holzstativ, von der ebenfalls in Braunschweig ansässigen Firma Voigtländer. Diese sperrige Kameraausrüstung begleitete sie bei Familienausflügen und ausgewählten Motivreisen in die Braunschweiger Umgebung.

Das nötige photographische Rüstzeug holte sie sich als Amateurin ab 1906 in Photographie-Kursen im Lette-Verein in Berlin.

Der Lette-Verein, ein 1866 eingerichtetes Institut zur Erlernung und Professionalisierung der Frauenberufe, hatte 1890 die Abteilung Photographische Lehranstalt eingerichtet, um die Frauen an den sich neu entwickelnden Beruf der Photographin heranzuführen.
Der Ausbildungsgang erfreute sich großer Beliebtheit und war in der Konzeption einer allumfassenden Ausbildung im Bereich der Photographie ohne Vorbild. Gerade die Amateurinnen, „die in ihrer Ausbildung nicht an begrenzte Mittel und Zeit gebunden waren, konnten sich gerade solchen Verfahren zuwenden, welche wohl zeitraubend sind, es aber ermöglichen, dem photographischen Bild einen künstlerischen Wert zu verleihen.“

Nach Käthe Buchler absolvierten im Lette-Verein beispielsweise auch ihre Ausbildung zur professionellen Photographin: Erna Lendvai Dircksen 1909-10, Ruth Jacobi-Roth 1923-25, Marianne Breslauer 1927-29, Liselotte Strelow 1930-32 u.v.a

Käthe Buchlers Photo-Arbeiten prägte auch ein soziales Engagement.
Sie photographierte das Leben im Waisenhaus und die Erziehungsarbeit, durchreisende Zigeuner, Rote Kreuz Schwestern und Soldaten sowie Frauen in Männerberufen im Ersten Weltkrieg.

1913 beginnt Käthe Buchler photographische Bilder in Farbe wiederzugeben.
Möglich geworden war dies 1907, nach dem Verfahren der in Frankreich experimentierenden Brüder Lumière mit farbigen Glasplatten Autochrome herzustellen. Die Glasplatten waren mit einem Gemisch aus zinnoberroten, ultramarinblauen und gelbgrünen Kügelchen aus Kartoffelstärke und schwarzem Ruß beschichtet, übergossen von einer dünnen, panchromatisch sensibilisierten Schicht. Nach Belichten und Entwickeln zum Glaspositiv gaben die Farben die Natur in bestechend brillanter Qualität wieder. Aufwendig war die lange Belichtungszeit und zudem war das Material kostspielig.
Anfangs stellten sich Familienmitglieder für die Aufnahmen zur Verfügung, dann zog Käthe Buchler in die Natur und Baumblüte, Herbstwald, Bergseen und Badeanstalt erstrahlten in leuchtender Farbigkeit. Die Waisenhauskinder und die in Stetenburg Station machenden Sinti fotografierte sie auch in Farbe.

In Veranstaltungen zeigte Käthe Buchler diese Unikat-Glaspositive mit dem Diascope oder als Projektion. Diese Präsentationen erfreuten sich besonders großer Beliebtheit. Auch professionelle PhotographInnen experimentierten mit diesem ersten Verfahren mit einer einzigen Aufnahme ein Farbbild herzustellen. Beispielsweise portraitierte Eduard Steichen die Kollegen Gertrude Käsebier und Alfred Stieglitz, die englische Photographin Agnes Warburg (1872-1953) wurde für ihre Autochrome mit Blumenarrangements gerühmt, die amerikanische Photographin Carolyn Even Gledhill (1871-1935), sowie Baron de Meyer und auch Heinrich Kühn nutzten diese Möglichkeit Farbbilder von Menschen, Pflanzen und Landschaften zu schaffen.

Die 175 Autochrome haben sich in der Buchlerschen Familie erhalten und kamen 2003 mit dem übrigen Nachlaß in die Sammlung des Braunschweiger Museums für Photographie. Die vom Museum in Braunschweig eingerichtete Ausstellung zeigte aus restauratorischen Gründen 65 Reproduktionen der Original Autochrome, sowohl in Leuchtkästen wie auch als Farbabzüge. Diese werden jetzt mit weiteren schwarz-weiß Arbeiten im Verborgenen Museum gezeigt.


Künstlerinnen A - E
Biografie

Eröffnung

Mittwoch, 09. Mai 2007 | 19 h

Einführung

Miriam Jung, Kuratorin
Museum für Photographie, Braunschweig

LAUFZEIT
10. Mai 2007 bis 21. Juli 2007


Öffnungszeiten
Donnerstag, Freitag 15 - 19 h
Samstag, Sonntag 12 - 16 h

STANDORT > ADRESSE 
DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst der Frauen e.V.
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg

 

Einladungskarte| zur Ausstellung

Zur Ausstellung liegt die Publikation vor:

Die Welt in Farbe - Käthe Buchler – Autochrome 1913 bis 1930
Hrsg. Miriam Jung & Franziska Schmidt, Museum für Photographie, Braunschweig,
Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, dt/engl., 112 S., 67 Farbabb., zum Preis von 15,-€

 

Eine Ausstellung aus dem Museum für Photographie, Braunschweig 

Mit Unterstützung:
Der Regierende Bürgermeister von Berlin – Künstlerinnenprogramm

 

STANDORT | ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
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