IDA GERHARDI 1862-1927
Paris war um 1890 die uneingeschränkte Kunstmetropole – und der einzige Ort für Frauen ein freizügig-selbstbestimmtes Leben zu führen. Sie kamen aus Deutschland, den skandinavischen Ländern, aus England und den USA, um in Paris zu lernen und zu leben; zur Ausbildung besuchten sie die privaten Institute Académie Colarossi oder Académie Julian u.v.a.
„Wenn wir Paris nun auch noch nicht gerade wie unsere Tasche kennen, so fühle ich mich doch zu meinem eigenen Erstaunen so heimisch u. orientiert (…), so bin ich doch jeden Tag dankbar für mein jetziges Leben, in dem ich gerade das tun darf, ungehindert, frei, nach Herzenslust, was mir am meisten Freude bereitet, u. ich bereue keinen Tag, nach hier u. nicht nach München gegangen zu sein, (…) ist hier eben doch viel mehr für die künstlerische Erziehung getan u. alles ist mit einer Bequemlichkeit eingerichtet, wie das in Deutschland in keiner Stadt für Damen zu finden ist.“
(Ida Gerhardi, 19.4.1891 aus Paris an die Freundin Elisabeth Gebhard)
Ida Gerhardi, 1862 in der westfälischen Kleinstadt Hagen geboren, kam nach einem kurzen Intermezzo in München bei der österreichischen Landschaftsmalerin Tina Blau (1845-1916) in der Damenakademie des Künstlerinnenvereins 1891 nach Paris. Sie schreibt sich an der Académie Colarossi ein, trifft in Paris die Kolleginnen Käthe Kollwitz (1867-1945) und Ottilie Roederstein (1859-1937). Hier entwickelt sie ihr Talent zur vollen Profession: Landschaft, Akt, Portrait studiert sie gleichermaßen; immer im schmerzlichen Bewußtsein, nicht den gleichen Zugang zu allen Ausbildungszweigen wie die männlichen Kollegen zu haben. Daneben genießt sie in Paris die Freiheit und die Möglichkeiten zur eigenständigen Entwicklung.
In Paris entstehen ihre wichtigsten Werke, zu denen vor allem die Bilder mit Szenen aus den Bars und Tanzlokalen gehören. Das Ballhaus Bullier war Anziehungspunkt für die vergnügungsfrohe Gesellschaft. Gerhardi geht regelmäßig hierher, skizziert und saugt die Atmosphäre auf, um sie in den zahllosen Gemälden auszuarbeiten. Nicht typisch für Malerinnen entwickelt sie in diesem Sujet ihren besonders den freien Formen und Farben verpflichteten Stil. Nicht selten rufen ihre Kompositionen bei der Kunstkritik heftigen Streit hervor.
Sie ist eine „Dômier“, gehört zum Künstlerkreis im Café du Dôme, wo sie mit leichtem Strich die Künstlerkollegen portraitiert: Hans Purrmann, Rudolf Levy, Friedrich Ahlers-Hestermann. Ihre Bilder sind seit 1895 auf den Salonausstellungen in Paris vertreten und seit 1900 bei der Berliner und Münchner Sezession.
Durch ihre zahlreichen Kontakte gelingt es ihr auch als Vermittlerin zu wirken, beispielsweise zwischen den französischen Künstlern, ihren Freunden Auguste Rodin, Aristide Maillol, Henri Matisse, Maurice Denis und den deutschen Museumsdirektoren Karl-Ernst Osthaus und Walter Kaesbach.
Sie reist nach Italien, in die französische Provinz, immer wieder in die westfälische Heimat und regelmäßig nach Berlin. Von der gefragten Portraitistin entstehen auf diesen Reisen zahlreiche Auftragsportraits, so zum Beispiel von den Musikern Arthur Nikisch, Frederick Delius, Ferruccio Busoni, der Chanteuse Madame de Reau, der Geigerin Elli Bößneck, vom Museumsdirektor Karl-Ernst Osthaus, vom Maler Christian Rohlfs und von ihrer Mäzenin Bertha Stoop.
Nach einer Erkrankung Mitte der 1910er Jahre muß sie ihre künstlerische Arbeit stark einschränken. Sie stirbt im westfälischen Lüdenscheid 1927 nach langer Krankheit.
Biografie
Künstlerinnen: F - J
Übersicht
Eröffnung
Mittwoch, 17. November 1999 | 19 Uhr
Es sprechen
Begrüßung
GISELA BREITLING
Das Verborgene Museum
ANNEGRET RITTMANN
Künstlerische Freiheit - Gesellschaftliche Zwänge
Zu Leben und Werk der Malerin
Ida Gerhardi
LAUFZEIT
18. November 1999 - 30. Januar 2000
geschlossen: 21.12.1999 - 02.01.2000
ÖFFNUNGSZEITEN
Donnerstag, Freitag 15 - 19 Uhr
Samstag, Sonntag 12 - 16 Uhr
VERANSTALTUNGEN
Im Rahmen SCHAUPLATZ MUSEUM - JANUAR 2000
Rites de passage - Rituale des Übergangs
25.Januar 2000 | 20 Uhr
Lesung mit Musik
"Rendez-Vous Paris"
Texte von Malerinnen:
Ida Gerhardi, Marie Bashkirtseff, Louise Breslau, Käthe Kollwitz, Paula Modersohn-Becker, Julie Wolfthorn u.a.
Die Schauspielerin Eleonore Weisgerber liest, Cathrin Pfeifer am Akkordeon.
29. Januar 2000
Lange Nacht der Museen
Bildzitate | Ausstellung Ida Gerhadi | 10. November 1999 - 30 Januar 2000
Flyer | zur Ausstellung
PUBLIKATION
Zur Ausstellung liegt ein Buch vor:
IDA GERHARDI - BRIEFE,
Hg. Dr. Annegret Rittman
AKTUELLE Rufnummer
+49 (0) 30 861 34 64
MAIL > ADRESSE
STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt
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STADTPLAN
siehe Kontakt
Die Ausstellung wurde eingerichtet
vom Kreis Coesfeld und war zuvor in der
Kolvenburg in Billerbeck zu sehen.
Unterstützung:
Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur