HENRIETTE GRINDAT
Mit der Wiederentdeckung von HENRIETTE GRINDAT (1923-1986 ), die zu den stilbildenden Fotografinnen und Fotografen in der Schweiz nach 1945 gehört, wird in Deutschland zum ersten Mal eine Auswahl von 100 Aufnahmen aus ihrem eigenwilligen, komplexen Werk vorgestellt.
Neben den Bildjournalistinnen Anita Niesz und MoniqueJacot und den Kollegen Werner Bischof, Gotthard Schuh, Jakob Tuggener repräsentiert sie eine poetische Kunstfotografie.
HENRIETTE GRINDAT wird 1923 in Lausanne, in der französischsprachigen West-Schweiz geboren. Von 1943-1946 besucht sie die von Gertrude Fehr (1895 -1996) geleiteten Ausbildungsstätten, zunächst die„Ecole de photographie de Suisse romande“ in Lausanne, dann die Fotografieabteilung der „Ecole des arts et métiers“ in Vevey. Für GRINDAT wird die Lehrmeisterin zur Impulsgeberin in Fragen künstlerischer Orientierung. Gertrude Fehr vermittelt der jungen Fotografin die Freude am fotografischen Experiment und die Begeisterung für den französischen Surrealismus, auch anhand des surrealistischen Künstlermagazins „Minotaure“.
GRINDAT geht den Anregungen nach und für eine Weile auch nach Paris, wo sie mit André Breton, Brassai, Alain Resnais u.a. Bekanntschaft macht. Ihre Fotomontagen und Mehrfachbelichtungen, vor allem aber die phantastischen Kompositionen zeigen deutlich den Einfluss der surrealen Bildwelten.
Im Januar 1949 macht sie mit einer Ausstellung in dem Pariser Künstlertreffpunkt La Hune auf sich aufmerksam.
In den Fünfziger Jahren entdeckt GRINDAT für sich, das Fotografieren mit dem Reisen zu verbinden.
Zusammen mit den Schriftstellern Albert Camus und René Char unternimmt sie 1950 eine Erkundungsreise in die südfranzösische Region um L‘Isle-sur-la-Sorgue; die gemeinsame Veröffentlichung „La Postérité du Soleil“ („Die Nachkommenschaft der Sonne“) - zugleich eine Hommage an die von vielen Dichtern besungene Landschaft der Vaucluse und des Mont Ventoux - erscheint erst 1965.
Auch angeregt durch ihre Freundin, die Malerin Lélo Fiaux (1909 - 1964) folgen Reisen nach Algerien, nach Italien, nach Spanien. Sie ist begeistert von der Welt des sonnendurchfluteten Mittelmeers, das die Griechen und Türken, am Nil die Ägypter und Nordafrikaner, die Spanier, Italiener und Franzosen verbindet und ihre Jahrtausende alten Kulturen geprägt hat. Das Reisen bleibt für GRINDAT aber zeitlebens beschwerlich, da sie mit vierzehn Jahren an Kinderlähmung erkrankt und dadurch gehbehindert war.
GRINDAT fotografiert nicht, um journalistisch verwertbare Zeugnisse vorzulegen, nicht um das Leben von Land und Leuten zu dokumentieren. Sie war davon besessen, den Geheimnissen der Materie auf den Grund zu gehen, die Struktur der Dinge zu erforschen und in den poetischen Lichtzeichnungen ihrer eigenen existenzialistischen Sinnsuche näher zu kommen.
In einer gemeinsamen Arbeit mit Francis Ponge und ihrem Lebensgefährten und späteren Ehemann, dem Zeichner und Radierer Albert-Edgar Yersin (1905 - 1984 ), entsteht 1963 die Veröffentlichung „A la rêveuse matière“ („An die Träumerin Materie“) - ein Buchtitel, der treffend die Obsession der Fotografin umschreibt.
GRINDAT findet für die Strukturen ihrer Bildwelten eine Bildsprache, die der europäischen Autorenfotografie der „Subjektiven Fotografie“ nach dem Zweiten Weltkrieg zuzurechnen ist.
ERÖFFNUNG
21. Oktober 2010 | 19 Uhr
Es sprechen
Brigitte Lange | MdA
Kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion
Gabriela Eigensatz | Botschaftsrätin
Leiterin der Abteilung Kultur und Bildung Schweizerische Botschaft Berlin
Sylvie Henguely | Kuratorin der Ausstellung
Fotostiftung Schweiz, Winterthur
LAUFZEIT
22. Oktober 2010 - 30. Januar 2011
ÖFFNUNGSZEITEN
Do - Fr 15 - 19 Uhr | Sa - So 12 - 16 Uhr
geschlossen
20.12. 2010 - 05. 01. 2011
VERANSTALTUNGEN
BÜCHERBAZAR im Dezember 2010
Lange Nacht der Museen am 29.01.2011
STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt.
Bildzitate | Ausstellung Henriette Grindat | 22.10.2012 - 30.01.2011
Flyer zur Ausstellung
AKTUELLE Rufnummer
+49 (0) 30 861 34 64
MAIL>ADRESSE | weiterhin aktuell
berlin@dasverborgenemuseum.de
Katalog
Henriette Grindat - Méditerranées
Hrsg. von Sylvie Henguely und Martin Gasser,
88 Seiten, 52 s/w Abb., Winterthur 2008, Euro 20,00
Eine Ausstellung der Fotostiftung Schweiz
Im Rahmen 4. Europäischer Monat der Fotografie
Mit Unterstützung der Senatskanzlei
Kulturelle Angelegenheiten, Künstlerinnenprogramm