GERTA TARO 1910-1937
Reporterinnen und Reporter, sowie Journalistinnen und Journalisten, die in Wort und Bild aus Kriegsgebieten berichten, riskieren allein durch ihren beruflichen Auftrag ihr Leben. Bis heute wird immer wieder darüber gestritten, ob Photographien, die hautnah Gewalt, Tod und Verbrechen in mörderischen Kriegen festhalten, eher als Verdopplung von Gewalt oder als Möglichkeit zur Hilfeleistung anzusehen sind.
Gerta Taro gehört zu den wenigen Photoreporterinnen, die Aufnahmen an einem Kriegsschauplatz für die Presse gemacht haben. Im Spanischen Bürgerkrieg an den Fronten der liberalen antifaschistischen Kämpfer hat sie für die europäische und amerikanische Presse, beispielsweise „Ce Soir“, „Regards“, „Vu“, die „Züricher Illustrierte“ und auch „Life“ gearbeitet. Gemeinsam mit dem Kollegen und Freund Robert Capa liefert sie Aufnahmen aus diesem erstmals von den Bildmedien getragenen Krieg.
Gerta Taro, jüdisch-galizischer Abstammung, wird als Gerta Pohorylle am 1. August 19110 geboren und wächst in Stuttgart und Leipzig auf. Selbstbewußt, sportlich und temperamentvoll verkörpert sie ein Bild der „Neuen Frau“, intelligent und problembewußt engagiert sie sich politisch.
Im März 1933 wird sie wegen Verteilens von Flugblättern „in Schutzhaft“ genommen, im Herbst des Jahres emigriert sie nach Paris.
Beruflich und privat bringt die Begegnung mit André Friedmann, den sie im September 1934 im Café „La Coupole“ kennenlernt, etwas Neues für sie, in einer Zeit der Gelegenheitsjobs und der Suche, das Leben neu einzurichten. Friedmann weist sie in die Photographie ein, Gerta Pohorylle setzt sich – nun neben ihrer Arbeit als Assistentin in der Agentur „Alliance Photo“ – für Friedmann als Bildagentin ein. Bald arbeiten sie gemeinsam mit der Kamera und legen sich die Pseudonyme Robert Capa und Gerta Taro zu.
Anfang August 1936 sind sie in Spanien und berichten von den republikanischen Stellungen, vom Leben der Bevölkerung. Ihre hautnahen Bilder machen sie schnell bekannt bei der Presse, ihr Mut, in die vordersten Stellungen zu gehen, wird von den republikanischen Kämpfern, die aus aller Welt zusammen gekommen in Spanien gegen die Faschisten kämpfen, bewundert.
Im Kampf um Brunete bei Madrid im Juli 1937 wird Gerta Taro, nachdem sie in der aufreibenden, für die Antifaschisten verlustreichen Schlacht gegen die deutschen Geschwader der „Legion Condor“ alle Filme verschossen hat, die am nächsten Tag nach Paris in die Redaktion von „Ce Soir“ weitergeleitet werden sollen, bei der Rückfahrt von der Front von einem schlingernden Panzer erfaßt und tödlich verwundet.
Ihr Begräbnis in Paris am 1. August 1937 wird zu einem riesigen Demonstrationszug, zu einer Manifestation der Solidarität mit den spanischen Widerstandskämpfern. Danach ist Gerta Taro in Vergessenheit geraten. Der Freund Robert Capa, der ihren Tod nie verwunden hat, kommt 1954 im Indochina-Krieg ums Leben. Über seinen Nachlaß sind die Aufnahmen von Gerta Taro erhalten geblieben und im Bestand des ICP New York.
Irme Schaber hat in langjähriger Arbeit die Biographie von Gerta Taro recherchiert und mit dem Jonas Verlag Marburg eine Tafelausstellung zusammengestellt. Bisher kann nur ein Bruchteil von Photographien ihr zugeordnet werden und in der Öffentlichkeit gezeigt werden. Neue weitere Erkenntnisse erhalten Sie in der Biografie.
Eröffnung
Mittwoch, 3. Mai 1995 | 19 h
Zur Einführung spricht
Irme Schaber
Biographin von Gerta Taro
Laufzeit
4. Mai - 2. Juli 1995
Öffnungszeiten
Fr 15 - 19 h | Sbd - So 12 - 16 h
LESUNG | 05. Mai 1995 | 20 h
Irme Schaber liest aus der Biographie
Gerta Taro - Photoreporterin im Spanischen Bürgerkrieg
LESUNG | 10. Mai 1995 | 20 h
Erinnerungen aus dem Widerstand 1938 - 1945
Ingrid Kähler liest aus den Autobiograohischen Aufzeichnungen
der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky
LESUNG | 31. Mai 1995 | 20 h
Weiter Leben . Eine Jugend
Autobiographisches von Ruth Klüger
aus Wien und Auschwitz
Es liest und singt Henriette Cejpek
(Staatl. Schauspiel Dresden)
Lieder von Hanns Eisler u.a.
begleitet am Piano von Ikuko Shimizo
STANDORT | Adresse
DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg
Bildzitate | Ausstellung GERTA TARO 1910-1937 | Photoreporterin im Spanischen Bürgerkrieg| 4. Mai – 2. Juli 1995
Flyer zur Ausstellung
Publikation liegt zur Ausstellung vor:
Irme Schaber
Gerta Taro – Fotoreporterin
im Spanischen Bürgerkrieg
Eine Biographie, 218 s., 118 s/w Abb.
Jonas Verlag Marburg 1994
Die Ausstellung wurde von Irme Schaber und dem Jonas Verlag zusammengestellt.
Mit Unterstützung der Senalsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten: Beirat des Künstlerinnenprogramms
STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 1. Januar 2022 eingestellt.
STADTPLAN
siehe Kontakt