DOROTHY BOHM
Dorothy Bohm gehört zusammen mit Bill Brandt und Ida Kar, Don McCullin, David Bailey und Jo Spence zu den bedeutendsten Photographinnen und Photographen in Großbritannien nach 1945.
Zum ersten Mal tritt sie 1969 mit eigenen Photographien "People at Peace" zusammen mit ihren Kollegen Don McCullin, Tony Ray-Jones und Enzo Ragazzini in der Ausstellung "Four Photographers in Contrast" im Institute of Contemporary Arts in London an die Öffentlichkeit.
In der Zeit öffentlicher Debatten um Photographie als Kunst verstand sich Dorothy Bohm auch als Pionierin und Streiterin für Photographie und machte sich für die Rolle des jungen Mediums innerhalb der bildenden Künste stark. Zusammen mit Sue Davies begründete sie in London 1971 die erste auf Photographie spezialisierte Einrichtung "The Photographer's Gallery", die im Laufe der Jahrzehnte zum maßgeblichen Forum für Photographie in Großbritannien wurde. Hierhin holte sie auch Photographen, mit denen sie eine langjährige Freundschaft verband: André Kertész, Manuel Álvarez Bravo, Bill Brandt, Arnold Newman und George Rodger.
Dorothy Bohm lernte 1947 auf der Durchreise von London in die Schweiz Paris kennen und war so begeistert von der Stadt, die im Krieg weitgehend unversehrt geblieben war, dass sie hier am liebsten sofort ein Photo-Studio eröffnet hätte.
Paris wurde von nun an zu einem ihrer regelmäßigen Aufenthaltsorte, 1954 sogar für gut ein Jahr zusammen mit ihrem Mann zum ersehnten Wohnort.
Hunderte von Schwarzweiß- und Farbaufnahmen sind im Laufe eines halben Jahrhunderts von ihrer Hand in Paris entstanden,156 Photographien hat die Photographin 2005 dem Pariser Musée Carnavalet zum Geschenk gemacht. Es sind poetische Impressionen vom Leben in den Pariser Vorstädten, vom Seine-Ufer und der Tristesse ganz gewöhnlicher Alltagssituationen aus den 50er und 60er Jahren. Ihre Pariser Schwarzweiß-Aufnahmen stehen in der Tradition der stillen Parisbilder eines André Kertész, des Gespürs für flüchtige Erscheinungen und sich zufällig ergebender Inszenierungen.
Kertész war es auch, der die Photographin in den 80ern zur Farbphotographie inspirierte, was bei Bohm eine Bildwelt hervorgebracht hat, in der schrille Farbaufnahmen von Schaufensterdekorationen, Grafitti und grellen Plakaten auf bröselnden Brandmauern als Ornament der Großstadtstraße erscheinen. Als Dorothy Bohm mit 23 Jahren ihre Liebe zu Paris entdeckte, hatte sie bereits ein Jahrzehnt wechselvoller Schicksalsschläge hinter sich.
1924 als Dorothea Israelit und Tochter des Textilfabrikanten Tobias Israelit in Königsberg geboren, erlebte sie Anfang der 30er Jahre erste antisemitische Anfeindungen. Die Familie übersiedelte 1932 in die durch die Versailler Verträge 1919 Litauen zugesprochene Hafenstadt Klaipeda (ehemals: Memel), wo sich mit Machtantritt der Nationalsozialisten in Berlin Anfang 1933 die Verhältnisse für die jüdische Bevölkerung schlagartig verschlechterten.
Die Familie zog nach Siauliai ins Landesinnere und der Vater faßte den beherzten Entschluß, seine knapp 15jährige Tochter sicherheitshalber nach Sussex in England zu schicken, wo sie dann die Schule beenden sollte. Mit auf den Weg gab er ihr seine Leica, von der Dorothy noch nicht wußte, dass sie ihr weiteres Leben entscheidend bestimmen sollte.
Dass sich Dorothy Bohm zum photographischen Handwerk hingezogen fühlte, mag auf die familiäre Anregung zurückgehen, war aber sicher auch der Tatsache geschuldet, dass sich der Beruf der Photographin seit den zwanziger Jahren als Profession für Frauen durchgesetzt hatte. Bohm entschied sich für eine technische Ausbildung am College of Technology in Manchester und erwarb im Anschluß daran ihre ersten praktischen Erfahrungen beim Retuschieren und Vergrößern im Portraitatelier von Samuel Cooper, der ihr Geschick erkannte und sie mit eigenverantwortlichen Portrait-Aufträgen förderte.
1946 eröffnete Dorothy Bohm - inzwischen verheiratet - ihr eigenes Photo-Atelier "Alexander". Die freie künstlerische Arbeit jedoch reizte sie auf Dauer mehr: Stadtlandschaften und Stillleben gehörten zu ihren bevorzugten Sujets, die sie auf ihren ausgedehnten Reisen durch die ganze Welt gefunden hat.
Die Parisbilder von Dorothy Bohm werden anläßlich des 20jährigen Bestehens des
DAS VERBORGENE MUSEUM in einer Auswahl von ca. 70 Arbeiten zum ersten Mal in Deutschland gezeigt. Sie waren zuvor in Paris, im Musée Carnavalet-Histoire de Paris zu sehen.
ERÖFFNUNG
24. Mai 2006 19 Uhr
Es sprechen
Elisabeth Moortgat, Das Verborgene Museum
Dr. Thomas Flierl, Senator für Wissenschaft,
Forschung und Kultur
Chantal Colleu-Dumond, Botschaftsrätin für Kultur,
Französische Botschaft
Francoise Reynaud, Kuratorin, Musée Carnavalet- Histoire de Paris
Die Fotografin Dorothy Bohm ist anwesend
LAUFZEIT
25. Mai 2006 - 09. Juli 2006
ÖFFNUNGSZEITEN
Do - Fr 15 - 19 Uhr | Sa - So 12 - 16 Uhr
STANDORT > ADRESSE
Der Verein DAS VERBORGENE MUSEUM | Dokumentation der Kunst von Frauen eV
hat seine Tätigkeit seit dem 01.Januar 2022 eingestellt
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Bildzitate | Ausstellung Dorothy Bohm | 25. Mai 2006 - 09. Juli 2006
Einladungskarte zur Ausstellung
AKTUELLE RUFNUMMER
+49 (0) 30 861 34 64
MAIL > ADRESSE
Zur Ausstellung liegt die Publikation
"Un Amour de Paris - Photographies des Dorothy Bohm" mit Beiträgen von Mark Haworth-Booth, Lynne Woolfson und Françoise Reynaud in franz. u. engl. Sprache vor. 152 S., Paris-Musée, Paris 2005, Preis 34,- €.
Die Ausstellung ist eine Übernahme aus dem Musèe Carnavalet - Histoire de Paris
Mit Unterstützung
Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Berlin
Kulturaustausch und Künstlerinnenprogramm, Senatskanzlei Berlin
Musée Carnavalet - Histoire de Paris