1896
Am 17. Aug. wird Johanna Alexandra, gen. Lotte, in Thorn/Toruń, Westpreußen, als älteste Tochter des Photographen Sigismund Jacobi (1860-1935), der seinen Beruf in der dritten Generation ausübt, und seiner Frau Maria, gen. Mia, geborene Lublinski (1872-1950), geboren. Ihre Geschwister sind Ruth (1899-1996) und Alexander (1902-1922).
1898
Umzug der Familie nach Posen, wo Sigismund Jacobi die Zweigstelle zum Atelier ausbaut.
1902 - 1913
Besuch der Königin-Luise-Schule, ab 1910 der Höheren Mädchenschule zu Posen-Wilda.
1908 - 1909
Experimente mit einer selbstgebauten Lochkamera und erste Aufnahmen mit einer 9 x 12 cm Ernemann Platten-Kamera.
1914 - 1916
Besuch von Kursen zur Kunstgeschichte und Literatur an der Akademie in Posen.
1916
Mai Eheschließung mit dem Holzhändler Siegbert Fritz Honig.
1917
März Geburt des Sohnes Jochen, der sich nach der Emigration in die USA John F. Hunter nennt.
1920
Lotte Jacobi zieht mit ihrem Sohn und ihrem Mann nach Berlin.
1921
Sigismund und Mia Jacobi ziehen nach Berlin und richten in Berlin-Charlottenburg, in der Joachimsthaler Str. 5 ein Photoatelier ein. Lotte Jacobi trennt sich von ihrem Mann und arbeitet im Atelier des Vaters. Lotte Jacobis Bruder Alexander verunglückt 1922 beim Baden tödlich.
1925 - 1927
Besuch der Staatlichen Höheren Fachschule für Phototechnik in München zur Ausbildung als Photographin. Im ersten Jahr studiert sie Phototechnik und -praxis, im dritten und vierten Semester besucht sie die Kinotechnische Abteilung und kauft sich eine Filmkamera. Freundschaft mit dem Maler Josef Scharl, der sie in die Münchner Künstlerkreise einführt.
1927 - 1935
Im September Rückkehr nach Berlin, Leitung des Ateliers, Arbeit besonders für die illustrierte Presse.
1928
Erwerb der 9 x 12cm Ermanox mit dem Anastigmat Ernostar 1 : 1,8, Brennweite: 16,5 cm.
1929
Kauf ihrer ersten Leica. Die Photographin Elisabeth Röttgers wird für zwei Jahre Vertriebs- und Archivleiterin im Atelier Jacobi und Lotte Jacobis Assistentin. Kontakt zu John Heartfield, woraus sich vereinzelt auch (bis 1932) eine Zusammenarbeit ergibt.
1931
Austritt aus der jüdischen Religionsgemeinschaft. Begegnung mit der Photographin Tina Modotti, die während ihres halbjährigen Aufenthalts in Berlin die Dunkelkammer im Atelier Jacobi benutzt hat. Silbermedaille beim Royal Photography Salon in Tokio.
1932 - 1933
Von August 1932 bis Februar 1933 Reise nach Moskau und in die zentralasiatischen Republiken Tadschikistan und Usbekistan. Auf der Reise entstehen ca. 6000 Aufnahmen.
Im Okt. 1932 Umzug des Ateliers an den Kurfürstendamm 216. Die 18 x 24 cm Studiokamera wird verkauft, eine 9 x 12 cm Stegemann Kamera wird angeschafft.
1933 - 1935
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten werden die Arbeitsbedingungen für Juden, damit auch für das Photo-Atelier Jacobi zunehmend erschwert. Im Oktober 1933 Umzug des Ateliers Jacobi an den Kurfürstendamm 35.
Die Rechtsanwältin Theanolte Bähnisch setzt sich für das Atelier ein. Veröffentlichungen in Zeitschriften erscheinen zwischen Herbst 1933 und Mitte 1934 unter »folkwang-archiv« (mit Ernst Fuhrmann), anschließend ca. zwei Monate unter »Behm's Bilder- Dienst« (mit Herrn Behm), dann weist der Stempel bis zur Emigration für das Atelier die Bezeichnung »Bender u. Jacobi« (mit Alexander Bender) aus; vereinzelt Veröffentlichungen unter »Lloyd«. Meisterzertifikat der Handwerkskammer.
1935
Anfang September verlässt Lotte Jacobi Berlin und reist vorerst für ca. drei Wochen nach London, von dort weiter nach New York, wo sie am 29. Sept. eintrifft.
Am 30. Okt. 1935 eröffnet sie zusammen mit ihrer Schwester Ruth Jacobi-Roth ein Studio in der 57. Straße, Ecke 6. Avenue; am 29. Dez. erste Veröffentlichungen in der Kupfertiefdruckbeilage der New York Herald Tribune.
1936
Am 20. Jan. Einwanderung in die USA mit Affidavit ihrer amerikanischen Verwandten von Toronto, Kanada. Mia Jacobi kommt am 20. Febr. mit dem Container von Berlin aus in New York an. Der Sohn Jochen erreicht New York am 4. Sept. mit einer Bürgschaft des Journalisten Curt Riess.
Am 19. Sept. eröffnet Lotte Jacobi ihr erstes eigenes Atelier: 24, Central Park South. Begegnung mit dem Maler und Lehrer Leo Katz und der Journalistin Dorothy Thompson. Engagement und Hilfe für Emigranten und Emigrantinnen.
1939
Im Oktober Umzug in die 54. Straße (127 West).
1940
Kauf einer Rolleiflex. Durch Egon Erwin Kisch, der sich von Dez. 1939 ab für ein halbes Jahr auf der Durchreise nach Mexiko in New York aufhält, Begegnung mit dem Berliner Verleger und Emigranten Erich Reiss. Am 7. Okt. heiraten Lotte Jacobi und Erich Reiss.
1941
Im eigenen Atelier Ausstellung zum 90. Jahrestag des »Ateliers Jacobi«.
Erhalt des Ersten Preises für die eingereichte Arbeit beim Wettbewerb »V for Victory«, ausgeschrieben von U.S. Camera und dem British American Ambulance Corps.
Im Okt. Umzug in die 52. Straße (46 West).
1944
Lotte Jacobi erhält die amerikanischen Staatsbürgerschaft.
1947 - 1955
Beschäftigung mit kameraloser Photographie; es entstehen die sogenannten Photogenics. Am 31. Dez. 1950 stirbt Mia Jacobi.
1951
Am 8. Mai stirbt Erich Reiss.
1952
Beginn der Organisation von Kunstausstellungen im Studio: »Gallery Lotte Jacobi«.
1955
Umzug nach Deering in New Hampshire
1956
Am 13. März erste Teilnahme an einem Townmeeting in Deering, N.H.
1960
Lotte Jacobi macht dem Führerscheins und kauft sich ein Auto;
Kulturpolitische Aktivitäten, u.a. für die Einrichtung einer photographischen Abteilung in der Currier Gallery in Manchester, N.H.
1961 - 1963
Von September 1961 bis Juni 1962 Besuch der Universität Durham, New Hampshire; Teilnahme an Seminaren in Französisch, Druckgraphik, Kunstgeschichte, Gartenbau und »Television«.
1962
Im September 1962 erste Europareise mit Besuchen in Thorn, Breslau, Berlin u.a. Orten in Deutschland; dreiwöchige Reise durch Italien; Besuch bei Paul Strand in Orgéval, Frankreich und Teilnahme an Workshops im Atelier 17 bei Stanley William Hayter in Paris. Nach ihrer Rückkehr aus Europa bezieht Lotte Jacobi ihr eigenes Holzhaus in Deering, N.H. Wiederaufnahme der Ausstellungstätigkeit in ihrem neuen Studio, dem »Lotte Jacobi Place«.
1969
Das Klingspor Museum in Mainz richtet die Ausstellung Der Erich Reiss Verlag 1908-1938 aus.
1970 - 1971
Auf Anregung und unter Mitwirkung von Lotte Jacobi wird eine photographische Abteilung an der Currier Gallery in Manchester, N.H. eingerichtet; von 1972-1979 ist sie Ehrenkuratorin. In den 1970er- und 80er-Jahren erhält sie in den USA viele Kunstpreise.
1972
Erste Einzelausstellung in Deutschland, organisiert von Fritz Kempe in der Landesbildstelle Hamburg.
1973
Otto Steinert zeigt die erste Retrospektive mit Katalog im Museum Folkwang, Essen.
1974
Verleihung des »Honorary Doctor of Fine Arts Degree« durch die Universität Durham, N.H.; Verleihung weiterer Ehrendoktortitel in den 70er und 80er Jahren.
1976
Als Delegierte der Demokratischen Partei Begegnung mit dem Präsidenten der USA, Jimmy Carter.
1977
Stipendium des National Endowement for the Arts für ein Projekt, zeitgenössische Photographen und Photographinnen aufzunehmen. Reise nach Peru mit einer Gruppe von StudentInnen von der Universität Durham, N.H.
1978
Erste Monographie über Leben und Werk der Photographin, herausgegeben von Kelly Wise und James A. Fasanelli.
1981
Vereinbarung zwischen Lotte Jacobi und der University of New Hampshire, Durham, über den Erhalt ihres gesamten Negativ-Nachlasses sowie der Briefe und Dokumente zur Archivierung.
1983
Lotte Jacobi erhält in Philadelphia einen Honor Award für außergewöhnliche künstlerische Leistungen durch die National Women's Caucus for Art Conference.
In Berlin erhält sie (mit Tim N. Gidal) den von der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) verliehenen Erich Salomon Preis.
1985
Lotte Jacobi lebt von nun an im Altenheim Havenwood, Concord, N.H.
Tod ihres Sohnes John F. Hunter.
1986
Verkauf ihres Photographien-Archivs an den Galeristen Stephen White, Beverly Hills,C.A.
1988
DAS VERBORGENE MUSEUM
zeigt die Ausstellung “Lotte Jacobi – Photographien einer Reise durch die Sowjetunion 1932/33“
1990
Im Februar verkauft Stephen White seine gesamte photographische Sammlung an das Tokyo Fuji Art Museum, damit gehen auch Hunderte Aufnahmen von Lotte Jacobi nach Japan.
Lotte Jacobi stirbt am 6. Mai in Concord, N.H. Die Fotografische Sammlung im Museum Folkwang, Essen, die den größten Bestand an Vintage Fotografien in Deutschland besitzt, zeigt eine Gedenkausstellung.
1997
DAS VERBORGENE MUSEUM
veranstaltet die Retrospektive “Atelier Lotte Jacobi – Berlin New York“, mit der ersten deutschen Monografie von Marion Beckers und Elisabeth Moortgat; weitere Ausstellungsorte sind das Suermondt Ludwig Museum, Aachen, und das Museum Städtische Galerie, Regensburg.
2012/13
Das Käthe Kollwitz Museum Köln zeigt die Ausstellung
LOTTE JACOBI in der Bearbeitung vom VERBORGENEN MUSEUM.
OPENING
Wednesday, 22. Januar 1997 | 19.00 h
SPEAKER
Dr. Christine Bergmann
Senatorin für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen
Elisabeth Moortgat
Das Verborgene Museum
"Ein Blick in Leben und Werk der Photographin"
SUBSEQUENTLY
Evelin Förster
liest Mascha Kaleko
"Im Gewühl der Großstadtstraßen"
Gedichte aus Berlin und New York
begleitet von Detlef Bensmann
auf dem Saxophon
DURATION
23. Januar - 23. März 1997
OPENING HOURS
Thursday, Friday 15 - 19 h
Saturday, Sunday 12 - 16 h
LOCATION
DAS VERBORGENE MUSEUM
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg
TRAFFIC CONNECTION
SBahn, Savignyplatz
UBahn, Ernst-Reuter-Platz,
Bus, Schlüterstrasse
CITYMAP
PHONE
+49 (0) 30 313 36 56
MAIL ADDRESS
Picture Quotes | Exhibitions, Catalogs
Invitation Card to the Exhibition
PUBLICATION
Atelier Lotte Jacobi
Berlin . New York
Hrsg. Das Verborgene Museum
Berlin 1997
Other Stations
Traveling Exhibition
April - Mai 1997
Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
Juni - Juli 1997
Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg
Juni - Juli 1998
Galerie im Museum Bürgerhaus, Neunkirchen
November - Dezember 1998
Fernuniversität, Hagen (Westf.)
November 1999
Galerie drei, Dresden
März - April 2000
Ungarisches Fotomuseum, Kecskemét, Ungarn
November - Dezember 2000
Volkshochschule, Osnabrück
Picture Quotes | to Einstein
PUBLICATION
Lotte Jacobi Rußland 1932 / 33
Moskau . Tadschikistan . Usbekistan
Fototaschenbuch 14, Nishen
Hrsg. Marion Beckers & Elisabeth Moortgat,
MitTexten von Egon Erwin Kisch